Yacht mieten und losschippern: Einmal Müritz und zurück
6 Tage: Wolfsbruch – Klink – Waren (Müritz) – Plau am See – Malchow – Fleesensee – Mirow – Priepert – Wolfsbruch
Was für ein Tag, um eine Yacht zu mieten! Lang hat der Sommer in diesem Jahr auf sich warten lassen. Doch nun ist er da. Früh erwacht das Hafendorf der „Marina Wolfsbruch“ zum Leben: Väter mit ihren Kindern kommen zwischen den bunten Ferienhäusern hervor und schlendern die Kaimauer entlang, um beim Bäcker ihre Frühstücksbrötchen zu kaufen. Paare suchen sich einen Platz auf der Terrasse unter großen Sonnenschirmen. Und wir versammeln uns auf dem Sonnendeck unserer Traumyacht: Mit einem opulenten Skipper-Frühstück beginnt die vierköpfige Crew ihren Ferientörn. Ja, so haben wir uns das vorgestellt – Urlaub auf dem Hausboot.
Die Yacht, die wir gemietet haben, heißt „Käpt’n Casi“, ist eine Visscher Concordia 105 AC und wir haben sie gestern Nachmittag bezogen. Hafenmeister Michael Eichler empfing uns nach der Anreise. Detailliert wies er uns in Schiff und Technik ein: Auf 10,5 Metern Länge und 3,8 Metern Breite befinden sich zwei Kabinen, jeweils mit eigenem Bad inklusive WC. Küche und Salon sind mit allem Notwendigen für komfortable Bootsferien ausgestattet.
Yacht mieten: Der erste Tag
Frische Luft, Sonnenschein und ein gemeinsamer Start in den Tag machen hungrig. Ausgiebig lassen wir den Tag genussvoll beginnen. Doch schließlich stechen wir in See – unsere private Kreuzfahrt auf den Wasserwegen von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern beginnt.
Um unsere gemeinsame Fahrt zum Vergnügen werden zu lassen, haben wir schon beim Frühstück die Aufgabenteilung an Bord in Ruhe besprochen. Insbesondere das Schleusen sorgt bei Freizeitkapitänen häufig für Aufregung. Mit einer vierköpfigen Crew wie der unsrigen gibt es hierzu jedoch keinen Grund, denn alle wissen, worauf zu achten ist. Aus dem Hafen kommend halten wir uns rechts und gelangen über den Hüttenkanal zur Schleuse Wolfsbruch – unser erster Test. Vor- und Achterleine werden besetzt, ich halte an der Mittelklampe Ausschau und unser Skipper steuert das Schiff ruhig und zielsicher in die Schleusenkammer.
Wichtigster Grundsatz beim Schleusen ist, dass Leinen niemals belegt werden dürfen. Unsere beiden Crewmitglieder legen das Tauwerk um die passenden Poller und führen das lose Ende fest in der Hand. So liegt das Schiff sicher an der Schleusenwand, wird von Fendern geschützt und alle haben ein Auge darauf, dass die Yacht frei nach oben geschleust werden kann. Die Schleuse Wolfsbruch hat nur wenig Hub. Der Test ist schnell und mit Bravour gemeistert. Noch eine kleine Weile schlängelt sich der Hüttenkanal hinter Wolfsbruch durch Wiesen und Felder, die Silhouette von Kleinzerlang taucht hinter den Wipfeln hervor und schließlich weitet sich das Wasser zum Pälitzsee.
Als Orientierung dient uns das linke Ufer. Wir folgen diesem im nordwestlichen Lauf und schon bald liegt die Schleuse Canow voraus – Test zwei. In gleicher Weise bewältigen wir heute noch die Schleusen Diemitz und Mirow und sind im Nu – vier Schleusen, fünf Seeüberquerungen und 18 Wasserstraßenkilometer weiter – ein eingespieltes Team. Wir sind bereit für die Müritz, die Fahrt über Deutschlands größten Binnensee.
Solidarität unter Bootstouristen
Grün ist heute unsere Farbe. An den Tonnen dieser Farbe halten wir uns parallel zum westlichen Ufer, denn das Etappenziel ist der Schlosshafen von Klink – bis dahin wollen wir die halbe Müritz nehmen. Sanft und ruhig liegt das große Wasser vor uns. Kaum zu glauben, dass manch Einheimischer von der Müritz mit Grausen, wildem Wellengang und Sturm berichtet. Wir sehen weit, erfreuen uns an frischer Luft und dem sanften Schaukeln. Am linken Ufer passieren wir Ludorf und bald die zwei Kirchtürme von Röbel. Die Sietower Bucht ist in Sicht und der markante Turm von Schloss Klink lässt uns sicher auf Kurs bleiben. Bei so viel Idylle schalten wir gern einen Gang zurück und lassen uns langsam gleiten. Gut, dass wir so viel Proviant gebunkert haben – eisgekühlte Getränke erfreuen die gesamte Crew und die Musik der Beach Boys macht die Stimmung perfekt.
Das Anlegemanöver in Klink gereicht schließlich zur Nagelprobe unserer frisch gebackenen Bootscrew. Wir haben es kaum bemerkt, doch zwischenzeitlich ist der Wind deutlich aufgefrischt und wir spüren ihn beim Einlaufen in den Hafen als deutlichen Seitenwind, der uns einige Abdrift bereitet. Sowieso scheint die Kraft des Windes in diesem Hafen deutlich mehr geschätzt zu werden als andernorts in der Seenplatte – zumindest fällt die große Anzahl von Segelbooten auf, die hier vertäut liegen. In ihren Wanten surrt der Wind, die Schäkel der Falle klappern im Rhythmus der Wellen und das Panorama der offenen Müritz geben diesem Ort wahrlich ein Flair wie am Meer.
Glücklicherweise verfügt die „Käpt’n Casi“ über Bug- und Heckstrahlruder. Denn obwohl alle verfügbaren Hände beim Anlegen an den richtigen Stellen mit Leinen und Tauwerk positioniert sind und der Schiffsführer die erwartete Abdrift beim Anlegen achteraus bereits einkalkuliert hat, stellt sich das Manöver anspruchsvoller heraus, als erwartet. Doch auch auf den benachbarten Schiffen hat man unsere Lage bereits erkannt – gegenseitige Hilfestellung ist auf dem Wasser eine Selbstverständlichkeit und wir nehmen diese gern an. Gemeinsam stoßen wir anschließend mit einem Festmacherbier an und leiten so im munteren Schnack den gemütlichen Teil des Abends ein.
Yacht mieten: Der zweite Tag
Gut, dass wir beim Hafenmeister abends noch frische Brötchen für den nächsten Tag bestellt haben. Als die knisternde Tüte am Morgen darauf an Bord geöffnet wird, entströmt dieser ein solch wohliger Duft ofenfrischer Schrippen, dass sich im Handumdrehen alle am Frühstückstisch versammelt haben.
Unser Vormittagsziel ist nicht mehr fern – Waren (Müritz) erreichen wir binnen einer knappen Stunde. Das charakteristische Stadtpanorama mit dem mächtigen Bau der St. Marien Kirche grüßt schon beim Einbiegen in die Binnenmüritz. Jetzt am Vormittag ist der Hafen nur halb gefüllt und wir finden schnell einen Liegeplatz. Das Hafenstädtchen Waren (Müritz) ist immer einen Landgang wert: In sanfter Hügellage schmiegen sich die Fachwerkhäuser der Altstadt um den Marktplatz, die Fußgängerzone lädt zum entspannten Bummel ein, Straßencafés bieten Platz zum Verweilen. Über Lange Straße und Kietzstraße erreichen wir den modernen Bau des „Müritzeums“. Es beheimatet als „Welcome Center“ der Mecklenburgischen Seenplatte eine sehr erlebnisreiche Ausstellung über die heimische Flora und Fauna. Nach unserem Rundgang durch die Ausstellung kehren wir entlang der Uferpromenade zum Stadthafen zurück. Am frühen Nachmittag gibt der Skipper das Kommando zum Auslaufen: „Alles klar zum Ablegen, Leinen los!“
Unser Kurs lässt die Müritz an Backbord liegen und wir halten Ausschau nach dem westlichen Ufer der Binnenmüritz. Im Grün erspähen wir bald das Gesuchte: ein auf der Spitze stehendes Quadrat. Es ist das Seezeichen für die Ausfahrt. Manch ein bewaldetes Ufer erscheint von Ferne betrachtet undurchdringlich. Da erweisen sich diese Schilder als sehr sinnvoll. Sie ermöglichen die sichere Bestimmung des Kurses, ohne sich dem Ufer zu sehr annähern zu müssen.
Heute ist ein Tag ohne Schleusen. Mit der Passage von Mirow sind wir auf dem höchsten Niveau der Seenplatte angekommen. Müritz und Oberseen befinden sich alle auf diesem einen Level. Wir folgen der Müritz-Elde-Wasserstraße, überqueren Kölpinsee und Fleesensee, berücksichtigen die Öffnungszeiten der Drehbrücke von Malchow zu jeder vollen Stunde, biegen in den Plauer See ein und erreichen dort schließlich die Silbermühler Bucht am südlichen Westufer. Am Steg vor dem „Seehotel Falk“ machen wir fest. Der Anleger bietet nur für wenige Schiffe Platz, der Kontrast zwischen quirligem Hafenflair in Waren (Müritz) und der sich nun vor uns ausbreitenden Stille des Plauer Sees erfreut uns. Diese Abwechslung zwischen Kultur und Natur, Ruhe und lebendigem Urlaubstreiben macht den Charme der Seenplatte aus.
Über ein paar Stufen erreichen wir das oberhalb des Sees gelegene Seehotel. Hier entrichten wir an der Rezeption die moderate Liegegebühr von zehn Euro und brechen zu einem Landgang entlang des Uferwegs auf. Dieser wird rechts und links von dichtem Gehölz gesäumt und nur hier und da blitzt das Wasser hindurch. Später am Abend nehmen wir auf der lauschigen Seeterrasse des Hotels Platz, genießen den Panoramablick über See und Schiff im diffusen Licht der untergehenden Sonne und lassen uns von Küchenchef Lars Degner verwöhnen.
Die Rückreise beginnt
Dem Plauer See wollen wir nicht den Rücken kehren, ohne das Städtchen Plau selbst erlebt zu haben. Das Frühstück wird also auf den See verlegt. Während einer das Ruder führt, können die anderen sich stärken und dann wird abgewechselt und flugs heißt es auch schon: „Fertig machen zum Anlegen!“ Das geht sehr leicht, denn wir legen bequem seitlich am Wasserwanderrastplatz „An der Metow“ an der Mole an. Von hier ist es nicht weit zur historischen Hubbrücke über der Müritz-Elde-Wasserstraße, zur Altstadt und zum Markt. Beim Rückweg kribbelt uns der Duft frisch geräucherten Fischs in der Nase, der hier direkt vom Kutter in den Rauch gehangen wird und nun auf feinschmeckende Abnehmer wartet – wir entscheiden uns für Maräne und Saibling. Mit diesem Proviant treten wir die Rückreise an.
Der Petersdorfer See verbindet den Plauer See mit Malchow. Zur sicheren Befahrung gilt es wieder einmal besonders auf den Tonnenspiegel zu achten. Von Westen kommend erscheint hier die Situation zunächst etwas verwirrend, doch ein prüfender Blick auf die Karte klärt die Lage schnell: rote Tonnen links, grüne Tonnen rechts – egal, wie weit die roten ans rechte Ufer hinüber rutschen. Untiefen bestimmen den Zick-zack-Kurs, den wir mit Bravour meistern, um schließlich für einen kurzen Landgang linker Hand in den neuen Stadthafen von Malchow einzulaufen. Dieser ist zentral gelegen, bietet uns die Möglichkeit eisschleckend die Altstadt zu erkunden und befindet sich direkt vor der Drehbrücke. So wissen wir genau, wann wir wieder in See stechen müssen, um die nächste Brückenöffnung nicht zu verpassen.
Nachtquartier finden wir schließlich am Südufer des Fleesensees. Der Hafen (auch hier kann man eine Yacht mieten) befindet sich direkt zu Füßen des Iberotels. Kaum sind wir in Reichweite des Stegs ist der Hafenmeister auch schon zur Stelle, reicht uns eine helfende Hand und nimmt unsere Brötchenbestellung für den nächsten Morgen entgegen – toller Service. Wir kehren im Hafenrestaurant ein und schlemmen nach Herzenslust im zauberhaften Flair des Freisitzes.
Erst eine Seefahrt, dann ein Fallbeil
Die aufgehende Sonne lockt den Dunst aus dem Schilfgürtel des Fleesensees und lässt ihn in kleinen Wölkchen erst über das spiegelglatte Wasser hüpfen bis er sich schließlich auflöst. Der Bug von „Käpt’n Casi“ schiebt sich sanft plätschernd hindurch, denn wir sind schon früh unterwegs. Die Müritz will heute das zweite Mal überwunden werden. Und noch etwas steht wieder auf dem Programm – fast hätten wir es vergessen – das Schleusen kehrt mit der Guillotinenschleuse von Mirow in den Bordalltag zurück.
Hinter der Schleuse halten wir uns links, denn als Etappenziel haben wir entschieden, Mirow einen Besuch abzustatten. An der Nordspitze der Schlossinsel befindet sich der Yachthafen „Rick & Rick“, für uns der ideale Ort zum Festmachen und für einen Landgang durch den Ort und die Schlossanlage mit dem „3-Königinnen-Palais“. Das Gebäude wurde wundervoll von innen und außen restauriert und beherbergt neben einem Café eine Ausstellung über die drei berühmten Töchter der Stadt, Sophie Charlotte, Luise und Friederike, ihre Epoche und die Geschichte des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz. Wer zudem aus 29 Metern Höhe den großen Blick in die Runde wagen möchte, dem seien die 146 Stufen des inseleigenen Kirchturms empfohlen.
Am nächsten Morgen werden die Wasserkarten studiert und Brückenhöhen und Schleusenzeiten auf dem Weg zum Tagesziel Marina Priepert notiert. Schließlich setzten wir das Schiff in Bewegung. Schon bald erreichen wir die Schleusen von Diemitz und Canow, an denen wir nur kurz warten. Doch als die Schleuse Strasen in Sicht kommt, sieht es schon ganz anders aus. Hier haben wir durch das Zusammentreffen der Hauptverkehrsrouten der Seenplatte ein ganz besonderes Nadelöhr vor uns. Das baldige Wochenende und der Umstand, dass der Sommer in diesem Jahr so lange auf sich warten ließ tun ihr Übriges. Auf die Idee, eine Yacht zu mieten kamen also nicht nur wir – und so stauen such die Wassersportler bis auf den See zurück. Wir haben allerdings Glück und laufen schließlich kurz nach halb acht zur letzten Schleusung des Tages in die Kammer ein. Der Hafen von Priepert ist nach der Schleuse nicht mehr weit. Langsam steigt die Dämmerung empor als wir anlegen. Hier verbringen wir unsere vorletzte Nacht an Bord.
Eine Yacht mieten wir bald wieder!
Der letzte Tag an Bord bricht an. Er soll in aller Ruhe genossen werden. Eine große Strecke müssen wir heute nicht mehr zurücklegen. Lediglich der Heimathafen „Marina Wolfsbruch“ soll zum Abend erreicht werden. Nach unserem gestrigen Erlebnis besteht das einzige Risiko in der Schleuse Strasen. Daher laufen wir noch vor dem Frühstück aus und sind so gegen 8:00 Uhr die ersten in der Schleuse. Nach diesem Erfolg schippern wir gemächlich und halten uns am rechten Ufer bis wir in der weiten Bucht des Großen Pälitzsees einen guten Ankerplatz gefunden haben. Mit einem üppigen Frühstück werden wir belohnt. Es folgen Baden, Lesen und Seele baumeln lassen – die Entschleunigung durch Bootsferien hat uns alle jetzt zur Gänze erreicht. Was kann es Schöneres geben als solch eine Feststellung zum Ende eines Urlaubs? Schließlich muss der Anker aber doch gelichtet und die letzten Wasserstraßenkilometer zurückgelegt werden. Eine Woche traumhafter Bootsurlaub endet dort, wo sie begann – im Hafen der „Marina Wolfsbruch“. Und eines ist gewiss: Eine Yacht mieten wir bald wieder!
Auch Lust bekommen, eine Yacht zu mieten?
Dann schau Sie doch einmal bei unserer Online-Suche vorbei. Ob Floß, Hausboot oder Motoryacht: Hier findet sich garantiert das ideale schwimmende Gefährt für Ihren nächsten Urlaub auf dem Wasser. Vielfach auch ohne Führerschein.
Einfach zur perfekten Reiseroute
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Was für ein Tag, um eine Yacht zu mieten! Lang hat der Sommer in diesem Jahr auf sich warten lassen. Doch nun ist er da. Früh erwacht das Hafendorf der „Marina Wolfsbruch“ zum Leben: Väter mit ihren Kindern kommen zwischen den bunten Ferienhäusern hervor und schlendern die Kaimauer entlang, um beim Bäcker ihre Frühstücksbrötchen zu kaufen. Paare suchen sich einen Platz auf der Terrasse unter großen Sonnenschirmen. Und wir versammeln uns auf dem Sonnendeck unserer Traumyacht: Mit einem opulenten Skipper-Frühstück beginnt die vierköpfige Crew ihren Ferientörn. Ja, so haben wir uns das vorgestellt – Urlaub auf dem Hausboot.
Die Yacht, die wir gemietet haben, heißt „Käpt’n Casi“, ist eine Visscher Concordia 105 AC und wir haben sie gestern Nachmittag bezogen. Hafenmeister Michael Eichler empfing uns nach der Anreise. Detailliert wies er uns in Schiff und Technik ein: Auf 10,5 Metern Länge und 3,8 Metern Breite befinden sich zwei Kabinen, jeweils mit eigenem Bad inklusive WC. Küche und Salon sind mit allem Notwendigen für komfortable Bootsferien ausgestattet.
Yacht mieten: Der erste Tag
Frische Luft, Sonnenschein und ein gemeinsamer Start in den Tag machen hungrig. Ausgiebig lassen wir den Tag genussvoll beginnen. Doch schließlich stechen wir in See – unsere private Kreuzfahrt auf den Wasserwegen von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern beginnt.
Um unsere gemeinsame Fahrt zum Vergnügen werden zu lassen, haben wir schon beim Frühstück die Aufgabenteilung an Bord in Ruhe besprochen. Insbesondere das Schleusen sorgt bei Freizeitkapitänen häufig für Aufregung. Mit einer vierköpfigen Crew wie der unsrigen gibt es hierzu jedoch keinen Grund, denn alle wissen, worauf zu achten ist. Aus dem Hafen kommend halten wir uns rechts und gelangen über den Hüttenkanal zur Schleuse Wolfsbruch – unser erster Test. Vor- und Achterleine werden besetzt, ich halte an der Mittelklampe Ausschau und unser Skipper steuert das Schiff ruhig und zielsicher in die Schleusenkammer.
Wichtigster Grundsatz beim Schleusen ist, dass Leinen niemals belegt werden dürfen. Unsere beiden Crewmitglieder legen das Tauwerk um die passenden Poller und führen das lose Ende fest in der Hand. So liegt das Schiff sicher an der Schleusenwand, wird von Fendern geschützt und alle haben ein Auge darauf, dass die Yacht frei nach oben geschleust werden kann. Die Schleuse Wolfsbruch hat nur wenig Hub. Der Test ist schnell und mit Bravour gemeistert. Noch eine kleine Weile schlängelt sich der Hüttenkanal hinter Wolfsbruch durch Wiesen und Felder, die Silhouette von Kleinzerlang taucht hinter den Wipfeln hervor und schließlich weitet sich das Wasser zum Pälitzsee.
Als Orientierung dient uns das linke Ufer. Wir folgen diesem im nordwestlichen Lauf und schon bald liegt die Schleuse Canow voraus – Test zwei. In gleicher Weise bewältigen wir heute noch die Schleusen Diemitz und Mirow und sind im Nu – vier Schleusen, fünf Seeüberquerungen und 18 Wasserstraßenkilometer weiter – ein eingespieltes Team. Wir sind bereit für die Müritz, die Fahrt über Deutschlands größten Binnensee.
Solidarität unter Bootstouristen
Grün ist heute unsere Farbe. An den Tonnen dieser Farbe halten wir uns parallel zum westlichen Ufer, denn das Etappenziel ist der Schlosshafen von Klink – bis dahin wollen wir die halbe Müritz nehmen. Sanft und ruhig liegt das große Wasser vor uns. Kaum zu glauben, dass manch Einheimischer von der Müritz mit Grausen, wildem Wellengang und Sturm berichtet. Wir sehen weit, erfreuen uns an frischer Luft und dem sanften Schaukeln. Am linken Ufer passieren wir Ludorf und bald die zwei Kirchtürme von Röbel. Die Sietower Bucht ist in Sicht und der markante Turm von Schloss Klink lässt uns sicher auf Kurs bleiben. Bei so viel Idylle schalten wir gern einen Gang zurück und lassen uns langsam gleiten. Gut, dass wir so viel Proviant gebunkert haben – eisgekühlte Getränke erfreuen die gesamte Crew und die Musik der Beach Boys macht die Stimmung perfekt.
Das Anlegemanöver in Klink gereicht schließlich zur Nagelprobe unserer frisch gebackenen Bootscrew. Wir haben es kaum bemerkt, doch zwischenzeitlich ist der Wind deutlich aufgefrischt und wir spüren ihn beim Einlaufen in den Hafen als deutlichen Seitenwind, der uns einige Abdrift bereitet. Sowieso scheint die Kraft des Windes in diesem Hafen deutlich mehr geschätzt zu werden als andernorts in der Seenplatte – zumindest fällt die große Anzahl von Segelbooten auf, die hier vertäut liegen. In ihren Wanten surrt der Wind, die Schäkel der Falle klappern im Rhythmus der Wellen und das Panorama der offenen Müritz geben diesem Ort wahrlich ein Flair wie am Meer.
Glücklicherweise verfügt die „Käpt’n Casi“ über Bug- und Heckstrahlruder. Denn obwohl alle verfügbaren Hände beim Anlegen an den richtigen Stellen mit Leinen und Tauwerk positioniert sind und der Schiffsführer die erwartete Abdrift beim Anlegen achteraus bereits einkalkuliert hat, stellt sich das Manöver anspruchsvoller heraus, als erwartet. Doch auch auf den benachbarten Schiffen hat man unsere Lage bereits erkannt – gegenseitige Hilfestellung ist auf dem Wasser eine Selbstverständlichkeit und wir nehmen diese gern an. Gemeinsam stoßen wir anschließend mit einem Festmacherbier an und leiten so im munteren Schnack den gemütlichen Teil des Abends ein.
Yacht mieten: Der zweite Tag
Gut, dass wir beim Hafenmeister abends noch frische Brötchen für den nächsten Tag bestellt haben. Als die knisternde Tüte am Morgen darauf an Bord geöffnet wird, entströmt dieser ein solch wohliger Duft ofenfrischer Schrippen, dass sich im Handumdrehen alle am Frühstückstisch versammelt haben.
Unser Vormittagsziel ist nicht mehr fern – Waren (Müritz) erreichen wir binnen einer knappen Stunde. Das charakteristische Stadtpanorama mit dem mächtigen Bau der St. Marien Kirche grüßt schon beim Einbiegen in die Binnenmüritz. Jetzt am Vormittag ist der Hafen nur halb gefüllt und wir finden schnell einen Liegeplatz. Das Hafenstädtchen Waren (Müritz) ist immer einen Landgang wert: In sanfter Hügellage schmiegen sich die Fachwerkhäuser der Altstadt um den Marktplatz, die Fußgängerzone lädt zum entspannten Bummel ein, Straßencafés bieten Platz zum Verweilen. Über Lange Straße und Kietzstraße erreichen wir den modernen Bau des „Müritzeums“. Es beheimatet als „Welcome Center“ der Mecklenburgischen Seenplatte eine sehr erlebnisreiche Ausstellung über die heimische Flora und Fauna. Nach unserem Rundgang durch die Ausstellung kehren wir entlang der Uferpromenade zum Stadthafen zurück. Am frühen Nachmittag gibt der Skipper das Kommando zum Auslaufen: „Alles klar zum Ablegen, Leinen los!“
Unser Kurs lässt die Müritz an Backbord liegen und wir halten Ausschau nach dem westlichen Ufer der Binnenmüritz. Im Grün erspähen wir bald das Gesuchte: ein auf der Spitze stehendes Quadrat. Es ist das Seezeichen für die Ausfahrt. Manch ein bewaldetes Ufer erscheint von Ferne betrachtet undurchdringlich. Da erweisen sich diese Schilder als sehr sinnvoll. Sie ermöglichen die sichere Bestimmung des Kurses, ohne sich dem Ufer zu sehr annähern zu müssen.
Heute ist ein Tag ohne Schleusen. Mit der Passage von Mirow sind wir auf dem höchsten Niveau der Seenplatte angekommen. Müritz und Oberseen befinden sich alle auf diesem einen Level. Wir folgen der Müritz-Elde-Wasserstraße, überqueren Kölpinsee und Fleesensee, berücksichtigen die Öffnungszeiten der Drehbrücke von Malchow zu jeder vollen Stunde, biegen in den Plauer See ein und erreichen dort schließlich die Silbermühler Bucht am südlichen Westufer. Am Steg vor dem „Seehotel Falk“ machen wir fest. Der Anleger bietet nur für wenige Schiffe Platz, der Kontrast zwischen quirligem Hafenflair in Waren (Müritz) und der sich nun vor uns ausbreitenden Stille des Plauer Sees erfreut uns. Diese Abwechslung zwischen Kultur und Natur, Ruhe und lebendigem Urlaubstreiben macht den Charme der Seenplatte aus.
Über ein paar Stufen erreichen wir das oberhalb des Sees gelegene Seehotel. Hier entrichten wir an der Rezeption die moderate Liegegebühr von zehn Euro und brechen zu einem Landgang entlang des Uferwegs auf. Dieser wird rechts und links von dichtem Gehölz gesäumt und nur hier und da blitzt das Wasser hindurch. Später am Abend nehmen wir auf der lauschigen Seeterrasse des Hotels Platz, genießen den Panoramablick über See und Schiff im diffusen Licht der untergehenden Sonne und lassen uns von Küchenchef Lars Degner verwöhnen.
Die Rückreise beginnt
Dem Plauer See wollen wir nicht den Rücken kehren, ohne das Städtchen Plau selbst erlebt zu haben. Das Frühstück wird also auf den See verlegt. Während einer das Ruder führt, können die anderen sich stärken und dann wird abgewechselt und flugs heißt es auch schon: „Fertig machen zum Anlegen!“ Das geht sehr leicht, denn wir legen bequem seitlich am Wasserwanderrastplatz „An der Metow“ an der Mole an. Von hier ist es nicht weit zur historischen Hubbrücke über der Müritz-Elde-Wasserstraße, zur Altstadt und zum Markt. Beim Rückweg kribbelt uns der Duft frisch geräucherten Fischs in der Nase, der hier direkt vom Kutter in den Rauch gehangen wird und nun auf feinschmeckende Abnehmer wartet – wir entscheiden uns für Maräne und Saibling. Mit diesem Proviant treten wir die Rückreise an.
Der Petersdorfer See verbindet den Plauer See mit Malchow. Zur sicheren Befahrung gilt es wieder einmal besonders auf den Tonnenspiegel zu achten. Von Westen kommend erscheint hier die Situation zunächst etwas verwirrend, doch ein prüfender Blick auf die Karte klärt die Lage schnell: rote Tonnen links, grüne Tonnen rechts – egal, wie weit die roten ans rechte Ufer hinüber rutschen. Untiefen bestimmen den Zick-zack-Kurs, den wir mit Bravour meistern, um schließlich für einen kurzen Landgang linker Hand in den neuen Stadthafen von Malchow einzulaufen. Dieser ist zentral gelegen, bietet uns die Möglichkeit eisschleckend die Altstadt zu erkunden und befindet sich direkt vor der Drehbrücke. So wissen wir genau, wann wir wieder in See stechen müssen, um die nächste Brückenöffnung nicht zu verpassen.
Nachtquartier finden wir schließlich am Südufer des Fleesensees. Der Hafen (auch hier kann man eine Yacht mieten) befindet sich direkt zu Füßen des Iberotels. Kaum sind wir in Reichweite des Stegs ist der Hafenmeister auch schon zur Stelle, reicht uns eine helfende Hand und nimmt unsere Brötchenbestellung für den nächsten Morgen entgegen – toller Service. Wir kehren im Hafenrestaurant ein und schlemmen nach Herzenslust im zauberhaften Flair des Freisitzes.
Erst eine Seefahrt, dann ein Fallbeil
Die aufgehende Sonne lockt den Dunst aus dem Schilfgürtel des Fleesensees und lässt ihn in kleinen Wölkchen erst über das spiegelglatte Wasser hüpfen bis er sich schließlich auflöst. Der Bug von „Käpt’n Casi“ schiebt sich sanft plätschernd hindurch, denn wir sind schon früh unterwegs. Die Müritz will heute das zweite Mal überwunden werden. Und noch etwas steht wieder auf dem Programm – fast hätten wir es vergessen – das Schleusen kehrt mit der Guillotinenschleuse von Mirow in den Bordalltag zurück.
Hinter der Schleuse halten wir uns links, denn als Etappenziel haben wir entschieden, Mirow einen Besuch abzustatten. An der Nordspitze der Schlossinsel befindet sich der Yachthafen „Rick & Rick“, für uns der ideale Ort zum Festmachen und für einen Landgang durch den Ort und die Schlossanlage mit dem „3-Königinnen-Palais“. Das Gebäude wurde wundervoll von innen und außen restauriert und beherbergt neben einem Café eine Ausstellung über die drei berühmten Töchter der Stadt, Sophie Charlotte, Luise und Friederike, ihre Epoche und die Geschichte des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz. Wer zudem aus 29 Metern Höhe den großen Blick in die Runde wagen möchte, dem seien die 146 Stufen des inseleigenen Kirchturms empfohlen.
Am nächsten Morgen werden die Wasserkarten studiert und Brückenhöhen und Schleusenzeiten auf dem Weg zum Tagesziel Marina Priepert notiert. Schließlich setzten wir das Schiff in Bewegung. Schon bald erreichen wir die Schleusen von Diemitz und Canow, an denen wir nur kurz warten. Doch als die Schleuse Strasen in Sicht kommt, sieht es schon ganz anders aus. Hier haben wir durch das Zusammentreffen der Hauptverkehrsrouten der Seenplatte ein ganz besonderes Nadelöhr vor uns. Das baldige Wochenende und der Umstand, dass der Sommer in diesem Jahr so lange auf sich warten ließ tun ihr Übriges. Auf die Idee, eine Yacht zu mieten kamen also nicht nur wir – und so stauen such die Wassersportler bis auf den See zurück. Wir haben allerdings Glück und laufen schließlich kurz nach halb acht zur letzten Schleusung des Tages in die Kammer ein. Der Hafen von Priepert ist nach der Schleuse nicht mehr weit. Langsam steigt die Dämmerung empor als wir anlegen. Hier verbringen wir unsere vorletzte Nacht an Bord.
Eine Yacht mieten wir bald wieder!
Der letzte Tag an Bord bricht an. Er soll in aller Ruhe genossen werden. Eine große Strecke müssen wir heute nicht mehr zurücklegen. Lediglich der Heimathafen „Marina Wolfsbruch“ soll zum Abend erreicht werden. Nach unserem gestrigen Erlebnis besteht das einzige Risiko in der Schleuse Strasen. Daher laufen wir noch vor dem Frühstück aus und sind so gegen 8:00 Uhr die ersten in der Schleuse. Nach diesem Erfolg schippern wir gemächlich und halten uns am rechten Ufer bis wir in der weiten Bucht des Großen Pälitzsees einen guten Ankerplatz gefunden haben. Mit einem üppigen Frühstück werden wir belohnt. Es folgen Baden, Lesen und Seele baumeln lassen – die Entschleunigung durch Bootsferien hat uns alle jetzt zur Gänze erreicht. Was kann es Schöneres geben als solch eine Feststellung zum Ende eines Urlaubs? Schließlich muss der Anker aber doch gelichtet und die letzten Wasserstraßenkilometer zurückgelegt werden. Eine Woche traumhafter Bootsurlaub endet dort, wo sie begann – im Hafen der „Marina Wolfsbruch“. Und eines ist gewiss: Eine Yacht mieten wir bald wieder!
Auch Lust bekommen, eine Yacht zu mieten?
Dann schau Sie doch einmal bei unserer Online-Suche vorbei. Ob Floß, Hausboot oder Motoryacht: Hier findet sich garantiert das ideale schwimmende Gefährt für Ihren nächsten Urlaub auf dem Wasser. Vielfach auch ohne Führerschein.