Die Logik der Langsamkeit

By Published On: 25. Januar 2020

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen; Von Berlin bis Magdeburg und über Elbe-Havel-Kanal zurück.

Entspannt, gutgelaunt und mit einem Kofferraum voller Lebensmittel treffen wir auf dem Yachthafen Ringel in Töplitz ein. Das Areal verströmt die lässige Ruhe, die wir uns von den nächsten Tagen erhoffen. Meine Mitreisenden sind deutlich gelassener als ich. Noch sind wir zu dritt. Zwei erfahrene Wasserreisende und ich als Neuling. Schon unterwegs haben wir uns geeinigt: Meine maritimen Erfahrungen genügen nur für den Matrosenstatus. Das ist mir ganz recht, schließlich will ich Urlaub genießen und keine Verantwortung tragen, falls das Boot auf Grund läuft oder andere Katastrophen geschehen.

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Mehr Informationen

Für meine Wasserreisenpremiere haben die zwei Kapitäne die sich bis zum Ende der Reise nicht einigen können, wer erster und wer zweiter Kapitän ist sich eine Route herausgesucht, die uns aus der Hauptstadt über den Elbe-Havel-Kanal nach Magdeburg und von dort über die Elbe und Havel im Bogen wieder zurück führen wird. Da beide einen Bootsführerschein besitzen, ist das kein Problem; mit dem Charterschein hätten wir beispielsweise die Elbe nicht befahren dürfen. Im Schreiben von Yachtcharter Heinzig steht, welche Yacht für uns reserviert ist, und wir entdecken unseren Albatros zwischen den anderen Booten. Ein schönes elegantes Schiff, etwa 13 Meter lang, Stahlrumpf, praktische Fläche zum Sonnen, eine silbern glänzende Reling.

Ich sehe keinen Grund, mich nicht auf diese Reise zu freuen. Das Boot macht einen guten Eindruck, es gefällt mir. Als uns Frank Ringel all die Funktionen und Ausstattungsdetails vorführt, frage ich mich bereits, warum Menschen feste Häuser bauen, wenn es so komfortable Schwimmunterkünfte gibt. Wir bringen unser Gepäck an Bord, und während die zwei Kapitäne noch debattieren, ob sie jetzt gleich oder erst in zehn Minuten ablegen sollen, schaffe ich es tatsächlich, die Vorräte in der Küche zu verstauen und bin beeindruckt, wie so viel Stauraum auf so wenig Platz integriert werden konnte. Alles ist da: Kühlschrank, Mikrowelle, Eierkocher, Kaffeemaschine.

Leinen los!

Die Entscheidung ist gefallen: Wir legen gleich ab, die Sachen verstauen und Betten beziehen können wir am Abend, wenn wir in Brandenburg angekommen sind. Dort erwarten uns drei weitere Mitreisende, sodass die drei Doppelkabinen in den nächsten Tagen voll belegt sein werden. Vorsichtig bugsieren wir unser Boot aus dem Hafen und passen mit Bootshaken auf, dass wir kein anderes Boot touchieren. Frohgemut wenden wir der Anlegestelle unser Heck zu und dampfen gen Westen. Der Wetterbericht wollte Niederschläge nicht ausschließen, also rechnen wir mit Regen. Tatsächlich prasseln bald die ersten Tropfen aufs Planendach über dem Steuerstand, und der Wind ist unangenehm kühl geworden.

Das Abenteuer einer Yachtreise verdrängt in mir aber jede Wut auf das unangenehme Wetter, außerdem beschützt uns das Boot gut. In der Ferne klart der Himmel wieder auf. Wir gehen davon aus, dass uns Mutter Natur einfach nur wettermäßig einen Warnschuss vor den Bug geben wollte, damit wir nicht zu übermütig werden. Das ist ihr gelungen.

toryacht © Magazin Seenland

Bis Brandenburg bleibt es eine herrlich unaufgeregte und abenteuerarme Fahrt, sodass ich mich an das Bootfahren gewöhnen kann. Immer wieder begegnen wir anderen Booten, deren Kapitäne uns zuwinken. Am Ufer haben es sich einige Urlauber gemütlich gemacht und baden oder schauen den Schiffen sehnsüchtig nach. Vögel fliegen in den Sträuchern und Bäumen am Flussrand umher. Grob kalkuliert würden wir für die Strecke etwa vier Stunden brauchen mit dem Auto wären wir in etwa einer hal­ben Stunde am Ziel. Aber solcherlei Mathematik ignoriert das Wesentliche, das auch ich immer eindringlicher spüre: Autofahrt und Boots­tour sind nicht vergleichbar. Der pragmatische Ansatz ist bei solchen Vergleichen verkehrt mit einem Hubschrauber hätten wir unsere gesamte mehrtägige Route schließlich in nur zwei Stunden abgeflogen.

Meinen Pragmatismus habe ich in Töplitz im Kofferraum unseres Autos zurückgelassen und genieße das Leben auf dem Wasser. Auch der  grimmige Blick des Kapitäns, den ich mit neugierigen Fragen löchere, kann mir die Freude nicht vermiesen. Echte Kapitäne müssen eben grimmig schauen, sage ich mir und aale mich lieber in der wieder  ervorgekommenen Sonne. So fahren wir in Brandenburg ein; mit dem Mobiltelefon sprechen wir ab, dass wir von den noch Zusteigenden am Wasserwanderrastplatz Jungfernsteig in der Innenstadt erwartet werden. Kurz darauf sind wir zu sechst an Bord. Die Dämmerung bricht herein. Was gibt es zum Abendbrot? Wer kocht? Da sich keiner dazu durchringen kann, die Initiative zu ergreifen, beschließe ich, meine Nützlichkeit zu beweisen und stelle mich an den Herd.

Meine erste Schleuse

Wie nicht anders zu erwarten, schmeckt es allen ausgezeichnet, und es bleiben keine Reste übrig. Wir sind zu faul, noch einmal an Deck zu gehen, aber ins Bett will auch niemand, also bleiben wir im Aufenthaltsbereich sitzen, trinken gemütlich Bier und lanen die Route für den nächsten Tag. Da  erwartet mich meine erste Schleusung. Schleusen, so erlebe ich am nächsten Tag, sind eine extrem langweilige Angelegenheit. Sie bieten zwar die  Möglichkeit, einmal in Ruhe zu rasten, festen Boden unter die Füße zu bekommen, das sowieso schon entspannte Wasserleben noch weiter zu  entschleunigen, aber „spektakulär“ ist solch ein Schleusenvorgang wahrlich nicht.

Meine Unbeeindrucktheit kann auch daher rühren, dass alle anderen an Bord genau wissen, was sie zu tun und wie sie sich zu verhalten haben. Diese Stimmung färbt auf mich ab. Also nehme ich mir ebenfalls einen Bootshaken und ein Tau und passe einerseits – mithilfe des Taus – auf, dass wir  immer schön am Schleusenrand bleiben und andererseits – mithilfe des Bootshakens – uns an der Schleusenwand keine Schrammen in den  Bootsrumpf holen. Die Gefahr besteht allerdings kaum, da wir auf Geheiß des Kapitäns sechs Fender am Rumpf verteilt haben. Diese luftgefüllten Gummipuffer würden längst geplatzt sein, bevor das Boot die Schleusenwand berührte. Also, sage ich mir, passe ich halt mit Tau und Haken auf, dass der Druck auf die Fender nicht zu groß wird, sie aber auch nicht einfach so nutzlos in der Luft hängen. Das ist gar nicht so einfach, wenn viele Tausend Liter Wasser plötzlich unter dem Kiel abfließen, der Motor abgestellt ist und das Boot nur mit Muskelkraft ruhiggehalten wird.

Etwa einen Meter Wasserstandsunterschied haben wir mit dieser ersten Schleuse überwunden; nicht gerade nervenaufreibend. Wir fahren weiter von Schleuse zu Schleuse gen Magdeburg, was die Fahrt angenehm strukturiert. Die Karte verrät, wie weit die nächste Schleuse voraus ist, wie lange wir etwa bis dorthin brauchen, die Kapitäne knobeln aus, wer fahren darf, und wir anderen vier machen es uns auf und unter Deck gemütlich. Den  Bordfernseher lassen wir auf gemeinschaftlichen Beschluss ausgeschaltet.

Kolossale Schleuse

Zügig kommen wir auf dem Elbe-Havel-Kanal, der hinter der Schleuse Wusterwitz begann, voran. Überraschend schnell legen wir – unter  würdigender Betrachtung des Ufers und freundlichen Grüßens anderer Bootskapitäne – Kilometer um Kilometer zurück. Das Zeitgefühl eines Großstädters wird von solch einer ruhigen Tour schamlos durcheinandergewirbelt, und mich überraschen die ersten Schwaden der Dämmerung. Nicht weit vor uns ragt ein Gebäudekoloss aus dem Wasser und erinnert an bedrohliche Szenarien aus futuristischen Filmen. Aber dieses Gebäude ist uns freundlich gesinnt, wie wir schnell feststellen. Wir legen an, und unser Kapitän kontaktiert über die Gegensprechanlage am Ufer das Gebäude.

Man würde für uns noch die wuchtigen Tore öffnen und uns passieren lassen, wir müssen jedoch etwas ausharren, denn die Gebäudechefs warten, ob noch ein Berufsschiff zu uns stößt. Meine Mitreisenden versuchten schon vorher, mir die Grandiosität dieser Schleuse zu erklären, doch ihre Reden und Fakten verblassen im Angesicht des tatsächlich Erlebten. Schließlich stößt ein weiterer Freizeitskipper zu uns, und lautlos öffnet sich der Schleuseneingang. Unser winzig kleines Yachtchen fährt durch das gigantische Tor und fühlt sich in dem tiefen Schlund sehr einsam und verloren. Als würden wir tief in einem Brunnen sitzen, ragen links und rechts Wände in die Höhe und lassen dem Himmel in schier unerreichbarer Höhe nur einen winzigen Spalt. Wir bringen die Fender aus und vertäuen das Boot.

Die Poller, um die wir die Seile legen, sind auf kleinen Schiffchen befestigt, die in Nuten in der Wand mit uns nach oben fahren, als sich der Raum unter uns mit immer mehr Wasser füllt und uns nach oben drückt. Rasch wird der schmale Himmelsstreifen immer breiter. Das Problem einer anderen Schleuse, die uns zwei Meter Höhenunterschied transportierte, bestand darin, dass wir die Taue immer wieder bei höheren Pollern einhängen mussten – durch die mitsteigenden Poller ist dieser Schiffsaufzug hier sehr bequem und verliert, je höher wir steigen, immer mehr an Bedrohlichkeit.

Die Aufgaben sind klar verteilt: Der Kapitän steuert, und die Mannschaft erholt sich.

Beinahe Magdeburg

Schließlich können wir den Himmel wieder komplett sehen und fahren aus dem geöffneten Tor auf eine Fahrrinne hinaus. Wegen der einbrechenden Dämmerung sind die Lampen zur rechten und linken Seite der Rinne angeschaltet, und es wirkt, als würden wir auf einem Flugfeld dahingleiten. Wir befinden uns auf einer Wasserbrücke und überqueren gerade die Elbe, die viele Meter unter uns entlangfl ießt – faszinierend, was menschliche Ingenieursleistungen vermögen. Am nächsten Tag würden wir auf der Elbe die Fahrrinne von unten durchqueren.

Irgendwann endet die Fahrrinne, und wir fi nden uns in einem Wasserbecken wieder, wo wir die Fender ausbringen, die Taue einhängen und in beeindruckender Geschwindigkeit die 26 Meter wieder nach unten gebracht werden, bis der abendliche Himmel über uns nur noch ein schmaler Streifen ist. Solch ein Erlebnis ist nicht mehr zu übertreffen, wir suchen uns eine ruhige Ecke zum Anlegen, und ich begebe mich in die Küche zum Abendbrotkochen. Wir haben es uns angewöhnt, tagsüber nur wenig und jeder für sich zu essen, wollen aber die sozialen Effekte einer gemeinsamen Nahrungsaufnahme nicht völlig vernachlässigen. Nach dem Essen schmieden wir Pläne für den nächsten Tag, der uns nach Magdeburg bringt.

Allein die Magdeburger Stadtsilhouette entschädigt für die weite Reise. Auf der Karte ist ein großer Hafen verzeichnet, und wir überlegen, den Dom und das Kunstmuseum im Kloster „Unser Lieben Frauen“ zu besuchen. Eine Mitreisende setzt ihre Schwärmerei vom Vorabend fort: Wie großartig es gewesen war, als sie vor kurzem eine Woche in Magdeburg verbrachte, wie sehr sich das Kulturmuseum lohnen würde. Uns fällt ein, dass wir eigentlich viel lieber Natur erleben als eine größere Stadt besuchen wollten – schließlich waren wir vor zwei Tagen noch in Berlin gewesen. Also beschlossen unsere Kapitäne, einmal an der Stadtkulisse entlangzufahren und dann auf der Elbe weiter Richtung Havelberg, das etwa 90 Kilometer vor uns wartete.

Auf der Elbe

Die Elbe kannte ich noch gut aus meiner Kindheit und Jugend, wenn auch nicht vom Wasser aus. Überhaupt gibt mir die Reise in vielerlei Hinsicht neue Blicke auf Altbekanntes. So wie sich die Begriffe von Zeit und Geschwindigkeit relativieren, so bekommt die Elbe vom Wasser aus gesehen auch für mich die majestätische Anmutung eines großen Flusses, die ihr zusteht. Die berühmten Elbwiesen und -dämme säumen das Ufer.

Die Sonne scheint, das Deck unseres Schiffes ist groß, die Kapitäne sind mit Debatten über irgendwelche Kapitänsangelegenheiten beschäftigt. Wir vier anderen legen uns in die Sonne, lauschen weiter den Schwärmereien von Magdeburg und dessen Zoo, Parks und ausgedehnten Gärten, genießen die ruhige Fahrt und winken ab und zu vorbeifahrenden Schiffen und Fußgängern auf Brücken zu, unter denen wir hindurchfahren. Bald gesellt sich der gerade nicht steuernde Kapitän zu uns und löst eine ausführliche Beschreibung des Stadtparks „Rotehorn“ dadurch ab, dass er uns erklärt, wie  verantwortungsvoll so eine Fahrt über die Elbe sei. Man müsse sich nämlich anhand der Wechselzeichen orientieren und streng in der Fahrrinne bleiben, damit das Boot nicht auf Grund liefe.

Die backsteinerne Silhouette von Tangermünde schwebt am linken Ufer an uns vorüber, und erneut entbrennt eine Debatte darüber, ob wir nicht  anlegen und die Stadt erkunden sollten, schließlich sieht die Burg doch wirklich beeindruckend aus. Aber zwei Mitreisende drängeln, sie müssten am nächsten Tag wieder arbeiten und wollten noch abends von Havelberg mit der Bahn nach Berlin zurückfahren.

Das alltägliche Schauspiel des Sonnenuntergangs entwickelt vom Boot aus gesehen einen besonderen Reiz.

Havelberg

Lange vor der Dämmerung landen wir in der Marina Havelberg, wo uns der Hafenmeister Tipps für den Stadtausfl ug mitgibt. Wir schlendern zum Dom und genießen die Aussicht vom Domberg herunter auf die Stadtinsel und die Havelniederungen. Wenn wir nicht dringend unsere Lebensmittelvorräte hätten auffüllen müssen, würden wir wohl noch ins Prignitz-Museum gehen, so gönnen wir uns nur einen ausführlichen Rundgang durch diese spannende Stadt mit ihrer Geschichte, die mit der Christianisierung, Schifffahrt und Natur verbunden ist, und erfreuen uns am festen Boden unter den Füßen.

Von Havelberg aus kommen wir wegen der einbrechenden Dunkelheit nicht mehr weit, legen an und bereiten uns auf den nächsten Tag vor. Auf den Karten entdecken wir, dass wir dank der Befeuerung auch nachts weiterfahren könnten; rote und grüne Lichter am Ufer würden uns den Weg weisen. Aber unsere Kapitäne erklären die Vorsicht zur wichtigsten Kapitänstugend. So sitzen wir an Deck, und ich träume mich in eine Nachtfahrt durch dieses wässrige Labyrinth, während Wasser, Ufer, Bäume und Himmel immer mehr ineinander verschwimmen. Leise weht Musik von einer Feiergesellschaft in der Ferne zu uns herüber, und kleine helle Schatten tanzen dazu.

Am nächsten Tag liegen noch einige Schleusen vor uns, obwohl ich gern in der Gegend hinter Havelberg einige Wochen verbracht hätte. Die ausgedehnten und verzweigten Flussläufe sowie das ausgedehnte Waldgebiet rufen förmlich nach einem Abenteurer wie mir, der sie erkundet, aber die Kapitäne setzen sich durch, und wir nehmen die direkte Route Richtung Heimat. Einige Schleusen bremsen unsere Fahrt aus, aber das gönne ich den pragmatischen Kapitänsdarstellern.

Wehmut

Die Gegend ist kaum von anderen Yachten befahren, nur selten müssen wir uns eine Schleuse mit anderen Booten teilen. Die Havel mäandert sich  idyllisch durch die Landschaft, die mit ihrem optimistischen Grün jeden negativen Gedanken verscheucht. Die ausladenden Schleusen künden von besseren Zeiten der Schifffahrt. Mancher Wärter ist für mehrere Schleusen verantwortlich, was Wartezeiten verursacht. Mir soll es nur recht sein. Irgendwann, so erfahren wir beim Plausch mit einem Schleusenwart, sollen die Schleusen automatisch betrieben werden. Ob allerdings eine  ausführliche Sanierung geplant ist, weiß er nicht und blickt fast liebevoll auf das sich schließende Schleusentor.

Die letzte Station auf unserer Reise ist Rathenow, ein kleines Städtchen, das man nur liebhaben kann. Die Havel fl ießt mitten hindurch, und irgendwo in der Stadt warten wir auf die Öffnung der Schleusentore, während die Frage, ob wir das einladend wirkende Fischlokal besuchen sollen, ausführlich erörtert wird. In der Saison 2007 würde der Optikpark geöffnet sein, der während der Landesgartenschau errichtet wurde. Mit Farbenquell, Floßfahrten, Spielbereichen und Optikskulpturen ist er eine lohnende Unterbrechung der Wasserreise.

Je näher wir Töplitz kommen, desto mehr sinkt die Stimmung an Bord. Bedeutet die Ankunft doch, dass wir unser Boot verlassen und an Land weiterleben müssen. Wir verstauen unser Gepäck und die übriggebliebenen Lebensmittel wieder im Auto. Auf der Heimfahrt spüre ich förmlich noch das Wasser an den Boden schlagen, und das leichte Schaukeln des Fahrzeugs auf der Straße ist ein lieblicher Nachhall auf mehrere beeindruckende Tage.

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Die Logik der Langsamkeit
By |13,5 min read|2672 words|Published On: 25. Januar 2020|

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen; Von Berlin bis Magdeburg und über Elbe-Havel-Kanal zurück.

Entspannt, gutgelaunt und mit einem Kofferraum voller Lebensmittel treffen wir auf dem Yachthafen Ringel in Töplitz ein. Das Areal verströmt die lässige Ruhe, die wir uns von den nächsten Tagen erhoffen. Meine Mitreisenden sind deutlich gelassener als ich. Noch sind wir zu dritt. Zwei erfahrene Wasserreisende und ich als Neuling. Schon unterwegs haben wir uns geeinigt: Meine maritimen Erfahrungen genügen nur für den Matrosenstatus. Das ist mir ganz recht, schließlich will ich Urlaub genießen und keine Verantwortung tragen, falls das Boot auf Grund läuft oder andere Katastrophen geschehen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Für meine Wasserreisenpremiere haben die zwei Kapitäne die sich bis zum Ende der Reise nicht einigen können, wer erster und wer zweiter Kapitän ist sich eine Route herausgesucht, die uns aus der Hauptstadt über den Elbe-Havel-Kanal nach Magdeburg und von dort über die Elbe und Havel im Bogen wieder zurück führen wird. Da beide einen Bootsführerschein besitzen, ist das kein Problem; mit dem Charterschein hätten wir beispielsweise die Elbe nicht befahren dürfen. Im Schreiben von Yachtcharter Heinzig steht, welche Yacht für uns reserviert ist, und wir entdecken unseren Albatros zwischen den anderen Booten. Ein schönes elegantes Schiff, etwa 13 Meter lang, Stahlrumpf, praktische Fläche zum Sonnen, eine silbern glänzende Reling.

Ich sehe keinen Grund, mich nicht auf diese Reise zu freuen. Das Boot macht einen guten Eindruck, es gefällt mir. Als uns Frank Ringel all die Funktionen und Ausstattungsdetails vorführt, frage ich mich bereits, warum Menschen feste Häuser bauen, wenn es so komfortable Schwimmunterkünfte gibt. Wir bringen unser Gepäck an Bord, und während die zwei Kapitäne noch debattieren, ob sie jetzt gleich oder erst in zehn Minuten ablegen sollen, schaffe ich es tatsächlich, die Vorräte in der Küche zu verstauen und bin beeindruckt, wie so viel Stauraum auf so wenig Platz integriert werden konnte. Alles ist da: Kühlschrank, Mikrowelle, Eierkocher, Kaffeemaschine.

Leinen los!

Die Entscheidung ist gefallen: Wir legen gleich ab, die Sachen verstauen und Betten beziehen können wir am Abend, wenn wir in Brandenburg angekommen sind. Dort erwarten uns drei weitere Mitreisende, sodass die drei Doppelkabinen in den nächsten Tagen voll belegt sein werden. Vorsichtig bugsieren wir unser Boot aus dem Hafen und passen mit Bootshaken auf, dass wir kein anderes Boot touchieren. Frohgemut wenden wir der Anlegestelle unser Heck zu und dampfen gen Westen. Der Wetterbericht wollte Niederschläge nicht ausschließen, also rechnen wir mit Regen. Tatsächlich prasseln bald die ersten Tropfen aufs Planendach über dem Steuerstand, und der Wind ist unangenehm kühl geworden.

Das Abenteuer einer Yachtreise verdrängt in mir aber jede Wut auf das unangenehme Wetter, außerdem beschützt uns das Boot gut. In der Ferne klart der Himmel wieder auf. Wir gehen davon aus, dass uns Mutter Natur einfach nur wettermäßig einen Warnschuss vor den Bug geben wollte, damit wir nicht zu übermütig werden. Das ist ihr gelungen.

toryacht © Magazin Seenland

Bis Brandenburg bleibt es eine herrlich unaufgeregte und abenteuerarme Fahrt, sodass ich mich an das Bootfahren gewöhnen kann. Immer wieder begegnen wir anderen Booten, deren Kapitäne uns zuwinken. Am Ufer haben es sich einige Urlauber gemütlich gemacht und baden oder schauen den Schiffen sehnsüchtig nach. Vögel fliegen in den Sträuchern und Bäumen am Flussrand umher. Grob kalkuliert würden wir für die Strecke etwa vier Stunden brauchen mit dem Auto wären wir in etwa einer hal­ben Stunde am Ziel. Aber solcherlei Mathematik ignoriert das Wesentliche, das auch ich immer eindringlicher spüre: Autofahrt und Boots­tour sind nicht vergleichbar. Der pragmatische Ansatz ist bei solchen Vergleichen verkehrt mit einem Hubschrauber hätten wir unsere gesamte mehrtägige Route schließlich in nur zwei Stunden abgeflogen.

Meinen Pragmatismus habe ich in Töplitz im Kofferraum unseres Autos zurückgelassen und genieße das Leben auf dem Wasser. Auch der  grimmige Blick des Kapitäns, den ich mit neugierigen Fragen löchere, kann mir die Freude nicht vermiesen. Echte Kapitäne müssen eben grimmig schauen, sage ich mir und aale mich lieber in der wieder  ervorgekommenen Sonne. So fahren wir in Brandenburg ein; mit dem Mobiltelefon sprechen wir ab, dass wir von den noch Zusteigenden am Wasserwanderrastplatz Jungfernsteig in der Innenstadt erwartet werden. Kurz darauf sind wir zu sechst an Bord. Die Dämmerung bricht herein. Was gibt es zum Abendbrot? Wer kocht? Da sich keiner dazu durchringen kann, die Initiative zu ergreifen, beschließe ich, meine Nützlichkeit zu beweisen und stelle mich an den Herd.

Meine erste Schleuse

Wie nicht anders zu erwarten, schmeckt es allen ausgezeichnet, und es bleiben keine Reste übrig. Wir sind zu faul, noch einmal an Deck zu gehen, aber ins Bett will auch niemand, also bleiben wir im Aufenthaltsbereich sitzen, trinken gemütlich Bier und lanen die Route für den nächsten Tag. Da  erwartet mich meine erste Schleusung. Schleusen, so erlebe ich am nächsten Tag, sind eine extrem langweilige Angelegenheit. Sie bieten zwar die  Möglichkeit, einmal in Ruhe zu rasten, festen Boden unter die Füße zu bekommen, das sowieso schon entspannte Wasserleben noch weiter zu  entschleunigen, aber „spektakulär“ ist solch ein Schleusenvorgang wahrlich nicht.

Meine Unbeeindrucktheit kann auch daher rühren, dass alle anderen an Bord genau wissen, was sie zu tun und wie sie sich zu verhalten haben. Diese Stimmung färbt auf mich ab. Also nehme ich mir ebenfalls einen Bootshaken und ein Tau und passe einerseits – mithilfe des Taus – auf, dass wir  immer schön am Schleusenrand bleiben und andererseits – mithilfe des Bootshakens – uns an der Schleusenwand keine Schrammen in den  Bootsrumpf holen. Die Gefahr besteht allerdings kaum, da wir auf Geheiß des Kapitäns sechs Fender am Rumpf verteilt haben. Diese luftgefüllten Gummipuffer würden längst geplatzt sein, bevor das Boot die Schleusenwand berührte. Also, sage ich mir, passe ich halt mit Tau und Haken auf, dass der Druck auf die Fender nicht zu groß wird, sie aber auch nicht einfach so nutzlos in der Luft hängen. Das ist gar nicht so einfach, wenn viele Tausend Liter Wasser plötzlich unter dem Kiel abfließen, der Motor abgestellt ist und das Boot nur mit Muskelkraft ruhiggehalten wird.

Etwa einen Meter Wasserstandsunterschied haben wir mit dieser ersten Schleuse überwunden; nicht gerade nervenaufreibend. Wir fahren weiter von Schleuse zu Schleuse gen Magdeburg, was die Fahrt angenehm strukturiert. Die Karte verrät, wie weit die nächste Schleuse voraus ist, wie lange wir etwa bis dorthin brauchen, die Kapitäne knobeln aus, wer fahren darf, und wir anderen vier machen es uns auf und unter Deck gemütlich. Den  Bordfernseher lassen wir auf gemeinschaftlichen Beschluss ausgeschaltet.

Kolossale Schleuse

Zügig kommen wir auf dem Elbe-Havel-Kanal, der hinter der Schleuse Wusterwitz begann, voran. Überraschend schnell legen wir – unter  würdigender Betrachtung des Ufers und freundlichen Grüßens anderer Bootskapitäne – Kilometer um Kilometer zurück. Das Zeitgefühl eines Großstädters wird von solch einer ruhigen Tour schamlos durcheinandergewirbelt, und mich überraschen die ersten Schwaden der Dämmerung. Nicht weit vor uns ragt ein Gebäudekoloss aus dem Wasser und erinnert an bedrohliche Szenarien aus futuristischen Filmen. Aber dieses Gebäude ist uns freundlich gesinnt, wie wir schnell feststellen. Wir legen an, und unser Kapitän kontaktiert über die Gegensprechanlage am Ufer das Gebäude.

Man würde für uns noch die wuchtigen Tore öffnen und uns passieren lassen, wir müssen jedoch etwas ausharren, denn die Gebäudechefs warten, ob noch ein Berufsschiff zu uns stößt. Meine Mitreisenden versuchten schon vorher, mir die Grandiosität dieser Schleuse zu erklären, doch ihre Reden und Fakten verblassen im Angesicht des tatsächlich Erlebten. Schließlich stößt ein weiterer Freizeitskipper zu uns, und lautlos öffnet sich der Schleuseneingang. Unser winzig kleines Yachtchen fährt durch das gigantische Tor und fühlt sich in dem tiefen Schlund sehr einsam und verloren. Als würden wir tief in einem Brunnen sitzen, ragen links und rechts Wände in die Höhe und lassen dem Himmel in schier unerreichbarer Höhe nur einen winzigen Spalt. Wir bringen die Fender aus und vertäuen das Boot.

Die Poller, um die wir die Seile legen, sind auf kleinen Schiffchen befestigt, die in Nuten in der Wand mit uns nach oben fahren, als sich der Raum unter uns mit immer mehr Wasser füllt und uns nach oben drückt. Rasch wird der schmale Himmelsstreifen immer breiter. Das Problem einer anderen Schleuse, die uns zwei Meter Höhenunterschied transportierte, bestand darin, dass wir die Taue immer wieder bei höheren Pollern einhängen mussten – durch die mitsteigenden Poller ist dieser Schiffsaufzug hier sehr bequem und verliert, je höher wir steigen, immer mehr an Bedrohlichkeit.

Die Aufgaben sind klar verteilt: Der Kapitän steuert, und die Mannschaft erholt sich.

Beinahe Magdeburg

Schließlich können wir den Himmel wieder komplett sehen und fahren aus dem geöffneten Tor auf eine Fahrrinne hinaus. Wegen der einbrechenden Dämmerung sind die Lampen zur rechten und linken Seite der Rinne angeschaltet, und es wirkt, als würden wir auf einem Flugfeld dahingleiten. Wir befinden uns auf einer Wasserbrücke und überqueren gerade die Elbe, die viele Meter unter uns entlangfl ießt – faszinierend, was menschliche Ingenieursleistungen vermögen. Am nächsten Tag würden wir auf der Elbe die Fahrrinne von unten durchqueren.

Irgendwann endet die Fahrrinne, und wir fi nden uns in einem Wasserbecken wieder, wo wir die Fender ausbringen, die Taue einhängen und in beeindruckender Geschwindigkeit die 26 Meter wieder nach unten gebracht werden, bis der abendliche Himmel über uns nur noch ein schmaler Streifen ist. Solch ein Erlebnis ist nicht mehr zu übertreffen, wir suchen uns eine ruhige Ecke zum Anlegen, und ich begebe mich in die Küche zum Abendbrotkochen. Wir haben es uns angewöhnt, tagsüber nur wenig und jeder für sich zu essen, wollen aber die sozialen Effekte einer gemeinsamen Nahrungsaufnahme nicht völlig vernachlässigen. Nach dem Essen schmieden wir Pläne für den nächsten Tag, der uns nach Magdeburg bringt.

Allein die Magdeburger Stadtsilhouette entschädigt für die weite Reise. Auf der Karte ist ein großer Hafen verzeichnet, und wir überlegen, den Dom und das Kunstmuseum im Kloster „Unser Lieben Frauen“ zu besuchen. Eine Mitreisende setzt ihre Schwärmerei vom Vorabend fort: Wie großartig es gewesen war, als sie vor kurzem eine Woche in Magdeburg verbrachte, wie sehr sich das Kulturmuseum lohnen würde. Uns fällt ein, dass wir eigentlich viel lieber Natur erleben als eine größere Stadt besuchen wollten – schließlich waren wir vor zwei Tagen noch in Berlin gewesen. Also beschlossen unsere Kapitäne, einmal an der Stadtkulisse entlangzufahren und dann auf der Elbe weiter Richtung Havelberg, das etwa 90 Kilometer vor uns wartete.

Auf der Elbe

Die Elbe kannte ich noch gut aus meiner Kindheit und Jugend, wenn auch nicht vom Wasser aus. Überhaupt gibt mir die Reise in vielerlei Hinsicht neue Blicke auf Altbekanntes. So wie sich die Begriffe von Zeit und Geschwindigkeit relativieren, so bekommt die Elbe vom Wasser aus gesehen auch für mich die majestätische Anmutung eines großen Flusses, die ihr zusteht. Die berühmten Elbwiesen und -dämme säumen das Ufer.

Die Sonne scheint, das Deck unseres Schiffes ist groß, die Kapitäne sind mit Debatten über irgendwelche Kapitänsangelegenheiten beschäftigt. Wir vier anderen legen uns in die Sonne, lauschen weiter den Schwärmereien von Magdeburg und dessen Zoo, Parks und ausgedehnten Gärten, genießen die ruhige Fahrt und winken ab und zu vorbeifahrenden Schiffen und Fußgängern auf Brücken zu, unter denen wir hindurchfahren. Bald gesellt sich der gerade nicht steuernde Kapitän zu uns und löst eine ausführliche Beschreibung des Stadtparks „Rotehorn“ dadurch ab, dass er uns erklärt, wie  verantwortungsvoll so eine Fahrt über die Elbe sei. Man müsse sich nämlich anhand der Wechselzeichen orientieren und streng in der Fahrrinne bleiben, damit das Boot nicht auf Grund liefe.

Die backsteinerne Silhouette von Tangermünde schwebt am linken Ufer an uns vorüber, und erneut entbrennt eine Debatte darüber, ob wir nicht  anlegen und die Stadt erkunden sollten, schließlich sieht die Burg doch wirklich beeindruckend aus. Aber zwei Mitreisende drängeln, sie müssten am nächsten Tag wieder arbeiten und wollten noch abends von Havelberg mit der Bahn nach Berlin zurückfahren.

Das alltägliche Schauspiel des Sonnenuntergangs entwickelt vom Boot aus gesehen einen besonderen Reiz.

Havelberg

Lange vor der Dämmerung landen wir in der Marina Havelberg, wo uns der Hafenmeister Tipps für den Stadtausfl ug mitgibt. Wir schlendern zum Dom und genießen die Aussicht vom Domberg herunter auf die Stadtinsel und die Havelniederungen. Wenn wir nicht dringend unsere Lebensmittelvorräte hätten auffüllen müssen, würden wir wohl noch ins Prignitz-Museum gehen, so gönnen wir uns nur einen ausführlichen Rundgang durch diese spannende Stadt mit ihrer Geschichte, die mit der Christianisierung, Schifffahrt und Natur verbunden ist, und erfreuen uns am festen Boden unter den Füßen.

Von Havelberg aus kommen wir wegen der einbrechenden Dunkelheit nicht mehr weit, legen an und bereiten uns auf den nächsten Tag vor. Auf den Karten entdecken wir, dass wir dank der Befeuerung auch nachts weiterfahren könnten; rote und grüne Lichter am Ufer würden uns den Weg weisen. Aber unsere Kapitäne erklären die Vorsicht zur wichtigsten Kapitänstugend. So sitzen wir an Deck, und ich träume mich in eine Nachtfahrt durch dieses wässrige Labyrinth, während Wasser, Ufer, Bäume und Himmel immer mehr ineinander verschwimmen. Leise weht Musik von einer Feiergesellschaft in der Ferne zu uns herüber, und kleine helle Schatten tanzen dazu.

Am nächsten Tag liegen noch einige Schleusen vor uns, obwohl ich gern in der Gegend hinter Havelberg einige Wochen verbracht hätte. Die ausgedehnten und verzweigten Flussläufe sowie das ausgedehnte Waldgebiet rufen förmlich nach einem Abenteurer wie mir, der sie erkundet, aber die Kapitäne setzen sich durch, und wir nehmen die direkte Route Richtung Heimat. Einige Schleusen bremsen unsere Fahrt aus, aber das gönne ich den pragmatischen Kapitänsdarstellern.

Wehmut

Die Gegend ist kaum von anderen Yachten befahren, nur selten müssen wir uns eine Schleuse mit anderen Booten teilen. Die Havel mäandert sich  idyllisch durch die Landschaft, die mit ihrem optimistischen Grün jeden negativen Gedanken verscheucht. Die ausladenden Schleusen künden von besseren Zeiten der Schifffahrt. Mancher Wärter ist für mehrere Schleusen verantwortlich, was Wartezeiten verursacht. Mir soll es nur recht sein. Irgendwann, so erfahren wir beim Plausch mit einem Schleusenwart, sollen die Schleusen automatisch betrieben werden. Ob allerdings eine  ausführliche Sanierung geplant ist, weiß er nicht und blickt fast liebevoll auf das sich schließende Schleusentor.

Die letzte Station auf unserer Reise ist Rathenow, ein kleines Städtchen, das man nur liebhaben kann. Die Havel fl ießt mitten hindurch, und irgendwo in der Stadt warten wir auf die Öffnung der Schleusentore, während die Frage, ob wir das einladend wirkende Fischlokal besuchen sollen, ausführlich erörtert wird. In der Saison 2007 würde der Optikpark geöffnet sein, der während der Landesgartenschau errichtet wurde. Mit Farbenquell, Floßfahrten, Spielbereichen und Optikskulpturen ist er eine lohnende Unterbrechung der Wasserreise.

Je näher wir Töplitz kommen, desto mehr sinkt die Stimmung an Bord. Bedeutet die Ankunft doch, dass wir unser Boot verlassen und an Land weiterleben müssen. Wir verstauen unser Gepäck und die übriggebliebenen Lebensmittel wieder im Auto. Auf der Heimfahrt spüre ich förmlich noch das Wasser an den Boden schlagen, und das leichte Schaukeln des Fahrzeugs auf der Straße ist ein lieblicher Nachhall auf mehrere beeindruckende Tage.

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