Ein Kanu-Kurzabenteuer in Fürstenberg/Havel

By |4,1 min read|828 words|Published On: 21. März 2023|

Fürstenberg/Havel ist wie gemacht für einen „Stadtrundgang“ per Kanu. Denn der Ort in Nordbrandenburg ist das südliche Tor zur Mecklenburgischen Seenplatte und obendrein die einzige Wasserstadt Deutschlands. Heißt:  Wasser, wohin man blickt! Havelarme durchziehen den Ort, Röblinsee, Baalensee und Schwedtsee rahmen ihn ein. Also rein ins Kanu-Abenteuer! Doch werden wir – absolute Paddel-Anfänger – die Waagerechte halten oder gleich einen „Doppelten Lutz“ machen?

Mit dem Kanu durch Fürstenberg/Havel: Mein „erstes Mal“

Jonas Paul vom Kanuverleih Nordlicht wählt für mich und meine Begleitung das passende Gefährt aus. Es ist mein erstes Mal im Kanu, und ich sehe mich schon jetzt bei dieser wackeligen Angelegenheit ins Wasser kippen. Jonas nicht. Mit seiner ruhigen, entspannten Art nimmt er jegliches Lampenfieber. Wir entscheiden uns aus den zig bunten Kanus auf der Wiese für einen Canadier. Das Teil sieht für Anfänger wie uns stabiler aus als ein Kajak. Es macht den Anschein, als würde es sich nicht gleich wie eine Achterbahngondel um sich selber drehen. Vorsichtig klettern wir eine nach der anderen und mit Schwimmwesten ausstaffiert hinein, verstauen Kameras und Siebensachen im wasserdichten Sack auf dem Boden. Geschafft. Wir sitzen. Die Havel ist zum Greifen nah.

Über den Gänsehavel-Arm ins Zentrum

Hüne Jonas weist uns in die Geheimnisse des Paddelns ein und begleitet unsere Tour mit dem Kanu durch Fürstenberg/Havel. Sein Vater hat den Kanuverleih 1992 aufgebaut. Außer in Fürstenberg/Havel gibt es noch Standorte in Berlin, Himmelpfort und Feldberg in Mecklenburg. Wir tauchen unsere Stechpaddel ein, jede ihres auf einer Seite. „Immer schön im 90 Grad-Winkel halten“, erklärt Jonas. Ich halte zudem vorne Ausschau, meine Begleitung steuert hinten. Über den Gänsehavel-Arm halten wir Kurs in Richtung Zentrum. Vor uns küsst der spitze Turm der Stadtkirche das blaue Himmelszelt. Fürstenberg/Havel sei mehr als 700 Jahre alt, erzählt Jonas: „Nach zwei Stadtbränden um 1800 wurde die westliche Hälfte der Altstadt neu angelegt.“ Es entstanden ein rechtwinkliges Straßenraster und (neo-)klassizistische Bürgerhäuser und Villen. Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Stadt, schloss sich mit dem Dorf Ravensbrück zusammen und wurde als Ausflugs- und Luftkurort interessant. Fürstenberg/Havel hat heutzutage die besten Umweltwerte Deutschlands und dazu eine verlockende Art, es kennenzulernen: vom Wasser aus. Abenteuer sind da inbegriffen.

Abenteuer Fisch-Kanu-Pass

Unseres fängt an der Fischrutsche an. Hört sich rasanter an, als es ist. Dennoch klopft das Herz erstmal ordentlich. 2008 wurde der Fisch-Kanu-Pass für Kanuten erschlossen. Er ist der größte seiner Art in Brandenburg und hat ein wenig was von Geisterbahnfahren, weil es direkt unter einem Wohnhaus hindurch abwärts geht. Die Abfahrt ist aber viel, viel schöner und vor allem erschrickt einen keiner. Das Gras unter Wasser drosselt unsere Geschwindigkeit und so rutschen wir sanft 50 Meter einen Höhenunterschied von 1,60 Meter hinab, genau wie die Fische neben uns. Schon sind wir mittendrin im Priesterhavel-Abschnitt. Wenn wir wollten, könnten wir am Wasserwanderrastplatz anlegen und uns die Füße am Marktplatz vertreten. Wollen wir aber nicht. Das Element Wasser hat es meiner Begleiterin und mir angetan.

Neugierige Enten im schmalen Havelarm

Der Wasserarm ist so schmal und flach, dass wir im Handumdrehen auf Steine aufsetzen. Anfängerfehler. „Paddelt zurück und lasst euch treiben“, schlägt der Kanu-Experte vor. Neugierige Enten beobachten unser Tun und begleiten bis zum Schloss. Wir machen eine Linkskurve, schauen hinauf zu den Motorbooten am Yachthafen und gleiten hinein in den großen Schwedtsee. Wir drehen in Richtung Zentrum ab. Der Anblick der bilderbuchhaften Altstadt mit ihrer Stadtkirche begeistert und unter einer überdachten Holzbrücke fahren wir hinein in den Havelpark.

An der Badestelle am Baalensee schwimmen zwei Frauen im Wasser. Ein paar Meter weiter erreichen wir am Mühlengraben die Schleuse. Puh, bis jetzt hat alles gut geklappt. Nun geht das Herz schneller. Das nächste Abenteuer steht an. Ein paar größere Boote und Yachten warten bereits auf Einlass. Die Schleusenampel schaltet auf Grün. Wir lassen den großen Booten den Vortritt, gleiten danach vorsichtig ins Becken hinein und suchen uns ein nettes Plätzchen im Getümmel.

Hochgefühl zwischen großen Brummern

Während wir in die Höhe gehoben werden in unserem flachen Canadier, fühle ich mich wie ein kleiner Fisch unter großen Haien. Doch als die Schleuse einen nach dem anderen wieder ausspuckt, erst die Motorboote, dann uns Paddler, fühle ich mich wieder groß. Wendig überholen wir so manchen. Wir sind eindeutig im Vorteil, denn wir kommen in jeden Havelarm Fürstenbergs, wo die großen Brummer kapitulieren müssen. Etwa eine Stunde waren wir unterwegs für die etwas mehr als zwei Kilometer lange Strecke. Unser Canadier trieft auf der Wiese vom Nordlicht-Verleih aus, während wir schon im Restaurant „Alte Reederei“ sitzen. Von der Terrasse winke ich Kanuten zu, die vorbeiziehen. Bis vor Kurzem waren wir selber noch welche und haben uns wacker gehalten – in der Waagerechten.

Das könnte Dich auch interessieren:
Exklusiv in unserem Shop:

9 Kanurouten dieser Website

Inspiration für die nächste Kanutour. Das Kanu Extra bietet Infos zu 9 Touren mit Karte und Tourbeschreibung, gedruckt im handlichen A5 Format

Müritz | Havel | Kleinseenplatte| Berlin | Ruppiner Gewässer

Ein Kanu-Kurzabenteuer in Fürstenberg/Havel
By |4,1 min read|828 words|Published On: 21. März 2023|

Fürstenberg/Havel ist wie gemacht für einen „Stadtrundgang“ per Kanu. Denn der Ort in Nordbrandenburg ist das südliche Tor zur Mecklenburgischen Seenplatte und obendrein die einzige Wasserstadt Deutschlands. Heißt:  Wasser, wohin man blickt! Havelarme durchziehen den Ort, Röblinsee, Baalensee und Schwedtsee rahmen ihn ein. Also rein ins Kanu-Abenteuer! Doch werden wir – absolute Paddel-Anfänger – die Waagerechte halten oder gleich einen „Doppelten Lutz“ machen?

Mit dem Kanu durch Fürstenberg/Havel: Mein „erstes Mal“

Jonas Paul vom Kanuverleih Nordlicht wählt für mich und meine Begleitung das passende Gefährt aus. Es ist mein erstes Mal im Kanu, und ich sehe mich schon jetzt bei dieser wackeligen Angelegenheit ins Wasser kippen. Jonas nicht. Mit seiner ruhigen, entspannten Art nimmt er jegliches Lampenfieber. Wir entscheiden uns aus den zig bunten Kanus auf der Wiese für einen Canadier. Das Teil sieht für Anfänger wie uns stabiler aus als ein Kajak. Es macht den Anschein, als würde es sich nicht gleich wie eine Achterbahngondel um sich selber drehen. Vorsichtig klettern wir eine nach der anderen und mit Schwimmwesten ausstaffiert hinein, verstauen Kameras und Siebensachen im wasserdichten Sack auf dem Boden. Geschafft. Wir sitzen. Die Havel ist zum Greifen nah.

Über den Gänsehavel-Arm ins Zentrum

Hüne Jonas weist uns in die Geheimnisse des Paddelns ein und begleitet unsere Tour mit dem Kanu durch Fürstenberg/Havel. Sein Vater hat den Kanuverleih 1992 aufgebaut. Außer in Fürstenberg/Havel gibt es noch Standorte in Berlin, Himmelpfort und Feldberg in Mecklenburg. Wir tauchen unsere Stechpaddel ein, jede ihres auf einer Seite. „Immer schön im 90 Grad-Winkel halten“, erklärt Jonas. Ich halte zudem vorne Ausschau, meine Begleitung steuert hinten. Über den Gänsehavel-Arm halten wir Kurs in Richtung Zentrum. Vor uns küsst der spitze Turm der Stadtkirche das blaue Himmelszelt. Fürstenberg/Havel sei mehr als 700 Jahre alt, erzählt Jonas: „Nach zwei Stadtbränden um 1800 wurde die westliche Hälfte der Altstadt neu angelegt.“ Es entstanden ein rechtwinkliges Straßenraster und (neo-)klassizistische Bürgerhäuser und Villen. Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Stadt, schloss sich mit dem Dorf Ravensbrück zusammen und wurde als Ausflugs- und Luftkurort interessant. Fürstenberg/Havel hat heutzutage die besten Umweltwerte Deutschlands und dazu eine verlockende Art, es kennenzulernen: vom Wasser aus. Abenteuer sind da inbegriffen.

Abenteuer Fisch-Kanu-Pass

Unseres fängt an der Fischrutsche an. Hört sich rasanter an, als es ist. Dennoch klopft das Herz erstmal ordentlich. 2008 wurde der Fisch-Kanu-Pass für Kanuten erschlossen. Er ist der größte seiner Art in Brandenburg und hat ein wenig was von Geisterbahnfahren, weil es direkt unter einem Wohnhaus hindurch abwärts geht. Die Abfahrt ist aber viel, viel schöner und vor allem erschrickt einen keiner. Das Gras unter Wasser drosselt unsere Geschwindigkeit und so rutschen wir sanft 50 Meter einen Höhenunterschied von 1,60 Meter hinab, genau wie die Fische neben uns. Schon sind wir mittendrin im Priesterhavel-Abschnitt. Wenn wir wollten, könnten wir am Wasserwanderrastplatz anlegen und uns die Füße am Marktplatz vertreten. Wollen wir aber nicht. Das Element Wasser hat es meiner Begleiterin und mir angetan.

Neugierige Enten im schmalen Havelarm

Der Wasserarm ist so schmal und flach, dass wir im Handumdrehen auf Steine aufsetzen. Anfängerfehler. „Paddelt zurück und lasst euch treiben“, schlägt der Kanu-Experte vor. Neugierige Enten beobachten unser Tun und begleiten bis zum Schloss. Wir machen eine Linkskurve, schauen hinauf zu den Motorbooten am Yachthafen und gleiten hinein in den großen Schwedtsee. Wir drehen in Richtung Zentrum ab. Der Anblick der bilderbuchhaften Altstadt mit ihrer Stadtkirche begeistert und unter einer überdachten Holzbrücke fahren wir hinein in den Havelpark.

An der Badestelle am Baalensee schwimmen zwei Frauen im Wasser. Ein paar Meter weiter erreichen wir am Mühlengraben die Schleuse. Puh, bis jetzt hat alles gut geklappt. Nun geht das Herz schneller. Das nächste Abenteuer steht an. Ein paar größere Boote und Yachten warten bereits auf Einlass. Die Schleusenampel schaltet auf Grün. Wir lassen den großen Booten den Vortritt, gleiten danach vorsichtig ins Becken hinein und suchen uns ein nettes Plätzchen im Getümmel.

Hochgefühl zwischen großen Brummern

Während wir in die Höhe gehoben werden in unserem flachen Canadier, fühle ich mich wie ein kleiner Fisch unter großen Haien. Doch als die Schleuse einen nach dem anderen wieder ausspuckt, erst die Motorboote, dann uns Paddler, fühle ich mich wieder groß. Wendig überholen wir so manchen. Wir sind eindeutig im Vorteil, denn wir kommen in jeden Havelarm Fürstenbergs, wo die großen Brummer kapitulieren müssen. Etwa eine Stunde waren wir unterwegs für die etwas mehr als zwei Kilometer lange Strecke. Unser Canadier trieft auf der Wiese vom Nordlicht-Verleih aus, während wir schon im Restaurant „Alte Reederei“ sitzen. Von der Terrasse winke ich Kanuten zu, die vorbeiziehen. Bis vor Kurzem waren wir selber noch welche und haben uns wacker gehalten – in der Waagerechten.