Im Sprint übers Wasser

By Published On: 8. Februar 2010

Auf der Höhe des Schlosses richten wir den Kurs auf die Müritz-Mitte-Tonne. Noch immer sind nur wenige andere Schiffe unterwegs. Langsam nehmen wir Fahrt auf. Schnell steigt die Geschwindigkeitsanzeige nach oben, der Bug des Bootes fängt an sich wie auf einer Hebebühne aus dem Wasser zu heben, es folgt das Heck und wir beginnen zu gleiten. Als das Zifferblatt die 25 Stundenkilometer anzeigt, reduziere ich die Beschleunigung. Auf der Müritz ist dies die zulässige Höchstgeschwindigkeit. Im ersten Moment bereue ich die Beschränkung, spüre ich doch, dass die Galeon weit mehr Reserven hätte. Aber auch mit der erlaubten Geschwindigkeit fühle ich mich, als würden wir wie auf einem fliegenden Teppich über die Müritz brausen. Die Entfernungen auf dem kleinen Meer schrumpfen zusammen und in Windeseile erblicken wir das Hafendorf Müritz am Horizont. Trotz rasanter Fahrt fühlen wir vier uns auf der Flying-Bridge sehr wohl. Die kleine Windscheibe mindert den Fahrtwind erheblich, die Sitze sind bequem und sehen dazu auch noch extrem gut aus – so lässt es sich reisen. Das nicht nur wir uns an Bord wohl fühlen bestätigt uns ein Segelschüler, der unsere Vorbeifahrt mit den Worten „Cooles Boot“ kommentiert. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Die kleine Müritz und die Müritz-Havel-Wasserstraße sind schnell passiert und vor der Schleuse Mirow warten lediglich sieben Boote. Bei mehr Booten kann es hier in der Saison zu längerer Wartezeit kommen. Doch wir sind in Anbetracht der geringen Anzahl an Wartenden zuversichtlich, zügig geschleust zu werden. Das dann doch geschlagene zwei Stunden Warten daraus werden, erstaunt uns zutiefst. Dass Fahrgastschiffe als Berufsschifffahrt Vorrang erhalten, ist verständlich. Aber das die Schleuse nur mit drei anstatt fünf Schiffen geschleust wird, ruft unseren Unmut hervor. Gott sei Dank sind wir im Urlaub und vergessen den Ärger schell. Wahrscheinlich hatte die Schleusenwärterin nur einen schlechten Tag – wie wir alle einmal.

Mirow ist das Tor zur Kleinseenplatte, deren Seen wir an Bord der Galeon schnell passieren. Auch die drei Schleusen Diemitz, Canow und Priepert sind nur wenig frequentiert und schnell passiert. So erreichen wir nach der letzten Schleusung in Wesenberg die Marina Wesenberg. Die moderne und gut ausgestattete Marina bietet ausreichend Plätze für Gastlieger mit Booten von bis zu 14 Metern Länge.

Nach diesem Tag voller Fahrfreude gönnen wir uns ein ausgiebiges Abendmenü. Die Galeon verfügt über eine vollausgestattete Küche, Pantry an Bord genannt, so dass wir auf dem Gasherd unser Hechtfilet aus der Eldenburg in Weißweinsauce mit einem Lorbeerblatt dünsten.

Tag 3: Von Burgen und Königinnen

Wesenberg und Umgebung steht bei unserem heutigen Landgang auf dem Programm. Auf einem kleinen Hügel über dem Mecklenburger Städtchen thront die Burg mit kleinem Fangelturm. Von hier oben bietet sich eine schöne Aussicht über den Woblitzsee. Die Wesenberger Altstadt macht einen schmucken und unaufgeregten Eindruck. Am kleinen Hafen unterhalb der Burg bauen Kanuten ihr Nachtlager auf und auf dem Fußballplatz wird ein Fest vorbereitet. Für Liebhaber des Blechspielzeugs empfiehlt sich ein Besuch in der gleich neben der Burg gelegenen Villa Pusteblume an.

Am Nachmittag leihen wir uns Räder bei Fahrradservice Rehfeld in Wesenberg und nutzen die Eiszeitroute um nach Neustrelitz zu gelangen. Die quirlige Stadt zieht besonders in den Sommermonaten dank der Festspiele zu Ehren von Königin Luise von Meck­lenburg-Strelitz viele Besucher an. Auch wenn vom einstigen Stadtschloss nur noch Fundamente im Schlossgarten zeugen, so lohnt doch der Aufstieg auf den symbolischen Schlossturm aus Stahl, um den Blick über Stadt und See schweifen zu lassen. Auch der 45 Meter hohe Turm der Stadtkirche lohnt den Aufstieg, von dort oben erkennt man die sternförmige spätbarocke Stadtanlage. In den Monaten Juni bis August ist dies wochentags zwischen 10–12 und 15–17 Uhr möglich.

Unser Abendbrot genießen wir am Stadthafen und beobachten die anderen Skipper beim Anlegen. Zum Glück bleibt es Anfang Juni schon sehr lange hell, denn vor uns liegen noch die 15 Kilometer Rückweg nach Wesenberg. So gelangen wir spät, aber dennoch mit Tageslicht zurück nach Wesenberg.

Tag 4: Ab in den Norden

Neustrelitz ist der äußerste Punkt auf unserer Route durch die Kleinseenplatte. Für die nächsten Tage wollen wir uns wieder den Oberseen widmen und diese erkunden. Also heißt es, alles auf Anfang. Unser Weg führt zurück über die uns schon bekannten Schleusen Wesenberg, Priepert, Canow, Diemitz und Mirow bis hinauf zur Müritz. Wir starten früh in den Tag und passieren alle Schleusen und Seen ohne größere Verzögerung. Wie auf einer Perlenkette aneinander gereiht durchqueren wir mit der Galeon einen See der Kleinseenplatte nach dem anderen.

Zur Mittagszeit schließlich legen wir im Naturhafen am Bolter Kanal an und folgen dem Kanal zu Fuß weiter bis zur ehemaligen Bolter Schleuse. In unmittelbarer Nähe befindet sich heute eine Fischerrotunde des Fischerhofes Boek der Müritzfischer. Mehrere große Fischteiche und ein kleiner Graben umfließen das runde Restaurant. Ein wirklich idyllisches Fleckchen Erde. Während uns noch der Rauch aus dem Ofen um die Nase weht genießen wir frischen Räucherfisch. Herrlich.

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Im Sprint übers Wasser
By |12,4 min read|2426 words|Published On: 8. Februar 2010|

Auf der Höhe des Schlosses richten wir den Kurs auf die Müritz-Mitte-Tonne. Noch immer sind nur wenige andere Schiffe unterwegs. Langsam nehmen wir Fahrt auf. Schnell steigt die Geschwindigkeitsanzeige nach oben, der Bug des Bootes fängt an sich wie auf einer Hebebühne aus dem Wasser zu heben, es folgt das Heck und wir beginnen zu gleiten. Als das Zifferblatt die 25 Stundenkilometer anzeigt, reduziere ich die Beschleunigung. Auf der Müritz ist dies die zulässige Höchstgeschwindigkeit. Im ersten Moment bereue ich die Beschränkung, spüre ich doch, dass die Galeon weit mehr Reserven hätte. Aber auch mit der erlaubten Geschwindigkeit fühle ich mich, als würden wir wie auf einem fliegenden Teppich über die Müritz brausen. Die Entfernungen auf dem kleinen Meer schrumpfen zusammen und in Windeseile erblicken wir das Hafendorf Müritz am Horizont. Trotz rasanter Fahrt fühlen wir vier uns auf der Flying-Bridge sehr wohl. Die kleine Windscheibe mindert den Fahrtwind erheblich, die Sitze sind bequem und sehen dazu auch noch extrem gut aus – so lässt es sich reisen. Das nicht nur wir uns an Bord wohl fühlen bestätigt uns ein Segelschüler, der unsere Vorbeifahrt mit den Worten „Cooles Boot“ kommentiert. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Die kleine Müritz und die Müritz-Havel-Wasserstraße sind schnell passiert und vor der Schleuse Mirow warten lediglich sieben Boote. Bei mehr Booten kann es hier in der Saison zu längerer Wartezeit kommen. Doch wir sind in Anbetracht der geringen Anzahl an Wartenden zuversichtlich, zügig geschleust zu werden. Das dann doch geschlagene zwei Stunden Warten daraus werden, erstaunt uns zutiefst. Dass Fahrgastschiffe als Berufsschifffahrt Vorrang erhalten, ist verständlich. Aber das die Schleuse nur mit drei anstatt fünf Schiffen geschleust wird, ruft unseren Unmut hervor. Gott sei Dank sind wir im Urlaub und vergessen den Ärger schell. Wahrscheinlich hatte die Schleusenwärterin nur einen schlechten Tag – wie wir alle einmal.

Mirow ist das Tor zur Kleinseenplatte, deren Seen wir an Bord der Galeon schnell passieren. Auch die drei Schleusen Diemitz, Canow und Priepert sind nur wenig frequentiert und schnell passiert. So erreichen wir nach der letzten Schleusung in Wesenberg die Marina Wesenberg. Die moderne und gut ausgestattete Marina bietet ausreichend Plätze für Gastlieger mit Booten von bis zu 14 Metern Länge.

Nach diesem Tag voller Fahrfreude gönnen wir uns ein ausgiebiges Abendmenü. Die Galeon verfügt über eine vollausgestattete Küche, Pantry an Bord genannt, so dass wir auf dem Gasherd unser Hechtfilet aus der Eldenburg in Weißweinsauce mit einem Lorbeerblatt dünsten.

Tag 3: Von Burgen und Königinnen

Wesenberg und Umgebung steht bei unserem heutigen Landgang auf dem Programm. Auf einem kleinen Hügel über dem Mecklenburger Städtchen thront die Burg mit kleinem Fangelturm. Von hier oben bietet sich eine schöne Aussicht über den Woblitzsee. Die Wesenberger Altstadt macht einen schmucken und unaufgeregten Eindruck. Am kleinen Hafen unterhalb der Burg bauen Kanuten ihr Nachtlager auf und auf dem Fußballplatz wird ein Fest vorbereitet. Für Liebhaber des Blechspielzeugs empfiehlt sich ein Besuch in der gleich neben der Burg gelegenen Villa Pusteblume an.

Am Nachmittag leihen wir uns Räder bei Fahrradservice Rehfeld in Wesenberg und nutzen die Eiszeitroute um nach Neustrelitz zu gelangen. Die quirlige Stadt zieht besonders in den Sommermonaten dank der Festspiele zu Ehren von Königin Luise von Meck­lenburg-Strelitz viele Besucher an. Auch wenn vom einstigen Stadtschloss nur noch Fundamente im Schlossgarten zeugen, so lohnt doch der Aufstieg auf den symbolischen Schlossturm aus Stahl, um den Blick über Stadt und See schweifen zu lassen. Auch der 45 Meter hohe Turm der Stadtkirche lohnt den Aufstieg, von dort oben erkennt man die sternförmige spätbarocke Stadtanlage. In den Monaten Juni bis August ist dies wochentags zwischen 10–12 und 15–17 Uhr möglich.

Unser Abendbrot genießen wir am Stadthafen und beobachten die anderen Skipper beim Anlegen. Zum Glück bleibt es Anfang Juni schon sehr lange hell, denn vor uns liegen noch die 15 Kilometer Rückweg nach Wesenberg. So gelangen wir spät, aber dennoch mit Tageslicht zurück nach Wesenberg.

Tag 4: Ab in den Norden

Neustrelitz ist der äußerste Punkt auf unserer Route durch die Kleinseenplatte. Für die nächsten Tage wollen wir uns wieder den Oberseen widmen und diese erkunden. Also heißt es, alles auf Anfang. Unser Weg führt zurück über die uns schon bekannten Schleusen Wesenberg, Priepert, Canow, Diemitz und Mirow bis hinauf zur Müritz. Wir starten früh in den Tag und passieren alle Schleusen und Seen ohne größere Verzögerung. Wie auf einer Perlenkette aneinander gereiht durchqueren wir mit der Galeon einen See der Kleinseenplatte nach dem anderen.

Zur Mittagszeit schließlich legen wir im Naturhafen am Bolter Kanal an und folgen dem Kanal zu Fuß weiter bis zur ehemaligen Bolter Schleuse. In unmittelbarer Nähe befindet sich heute eine Fischerrotunde des Fischerhofes Boek der Müritzfischer. Mehrere große Fischteiche und ein kleiner Graben umfließen das runde Restaurant. Ein wirklich idyllisches Fleckchen Erde. Während uns noch der Rauch aus dem Ofen um die Nase weht genießen wir frischen Räucherfisch. Herrlich.