Kleinmecklenburger Seenplatte per Motoryacht

By Published On: 20. April 2020

Mit der Motoryacht zwei Wochen unbeschwerten Urlaub zwischen Müritz und Kleinseenplatte genießen.

„Dort, wo eine Betonnung vorhanden ist, solltet ihr euch unbedingt daran halten.“ Unser Vercharterer ist voll guter Tipps. „Ankern dürft ihr nahezu überall … nur nicht in den Kanälen.“ Endlich händigt er uns die „Ganowe“ aus und unser zweiwöchiges See-Abenteuer an Bord der zehn Meter Motoryacht kann beginnen. Der 100 PS starke Dieselmotor schiebt uns langsam aus der Marina Rechlin. Ganz allmählich legt sich bei uns – zwei Ehepaaren aus Schleswig-Holstein – die erste Aufregung. Nach einer Stunde Fahrt lassen wir in Ufernähe des Müritzsees den Anker fallen.

Wir sind angekommen in einer der schönsten Seen-Landschaften Europas: der Kleinmecklenburger Seenplatte. Sie besteht aus etwa hundert Gewässern und erstreckt sich in West-Ost-Richtung von der Müritz bis nach Lychen und hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von Neustrelitz bis nach Rheinsberg. Viele der Seen sind durch Kanäle miteinander verbunden und können dadurch auf dem Wasserweg erschlossen werden. Mit Rücksicht auf Fauna, Flora und Menschen dürfen nicht alle Seen mit Motorbooten befahren werden. Dort, wo gefahren werden darf, wurde die Bootsgeschwindigkeit vernünftigerweise auf neun Kilometer pro Stunde begrenzt.

Vagabundieren in der Natur

Bootsfahrer, die über die nötige Zeit verfügen, können von der Müritz aus sowohl die Nord- und Ostsee wie auch Berlin auf dem Wasserwege erreichen. Das haben wir allerdings nicht vor. Wir wollen vagabundieren, genießen – wir wollen dort ankern, dort festmachen wo es uns gefällt. Denn viele Buchten, Orte und Städte oder gemütliche Gasthöfe laden zum Verweilen, Entdecken und Genießen ein.

Wer hier in der Kleinmecklenburger Seenplatte mit dem Boot unterwegs ist, kommt der Natur sehr nahe: Er kann Fischreiher, Fischadler und sogar den König der Lüfte, den Seeadler, bei der Nahrungssuche beobachten. Häufig bekommen wir Besuch von Vogelfamilien. Sei es das Höckerschwanpaar mit seinen Jungen oder die Haubentaucherfamilie, oder es gleitet eine Blesshuhnfamilie an unserem Boot vorbei. Sogar die sonst so scheuen Kraniche führen ihre Jungen im nahen Uferbereich aus und sind uns beim Vorbeifahren zum Greifen nahe.

Jeder See bietet etliche von Seerosen und Schilf begrenzte Ankerbuchten, die zum Halten geradezu verführen. Als wir den Anker im Großen Zechliner See fallen lassen, können wir ihn in 4 Meter Tiefe auf dem Grund festsitzen sehen. Das Baden über die Badeleiter wird dann zum großen Vergnügen und später fast zur Sucht. Man fühlt sich dem Paradies sehr nahe.

An den Ufern der Kleinmecklenburger Seenplatte lassen sich Reiher ganz aus der Nähe betrachten. © Magazin Seenland

An den Ufern der Kleinseenplatte lassen sich Reiher ganz aus der Nähe betrachten.

Schleusisches Vergnügen

Um den Höhenunterschied von 31,70 Meter zwischen der Müritz und Berlin zu überwinden, sind etliche Schleusen erforderlich. Auch wir müssen auf unserer Reise fleißig schleusen. Nach anfänglicher Unsicherheit (und der damit verbundenen Hektik) haben wir bald eine gewisse Routine entwickelt. Jeder kennt seine Aufgabe. Je einer übernimmt die Achter-  und die Vorleine. Wir sind immer bemüht, möglichst langsam und gerade durch das Schleusentor einzufahren. Bei allen Schleusenmanövern leistete das Bugstrahlruder sehr hilfreiche Dienste. Die Anweisungen und Hinweise des Schleusenwärters haben wir immer dankbar angenommen. Doch wir können uns nicht nur um unser eigenes Schiff kümmern, sondern nehmen auch auf die vielen Paddler besondere Rücksicht und gewähren ihnen in den Schleusen Vorfahrt.

Zu den Höhepunkten einer Bootstour gehören natürlich die Landgänge – und diese ganz besonders im Bereich der Kleinmecklenburger Seenplatte. Städte, wie die einstige Residenzstadt Neustrelitz oder Rheinsberg mit seinem prächtigen Barockschloss oder Mirow mit der Liebesinsel und viele andere sind ein Muss für jeden Bootsurlauber. Es gibt so vieles zu entdecken. Neben sehenswerten kleinen Orten, wie Flecken-Zechlin oder Himmelpfort, sind es auch die urigen Einkehrmöglichkeiten, die es uns angetan haben. Dort kann man geräucherten Fisch und die ortsübliche Küche zu erschwinglichen Preisen genießen.

Dorfkirche in Flecken Zechlin

Dorfkirche in Flecken Zechlin

Landgänge

In Rheinsberg zwingen uns allerdings Wind und Dauerregen unter Deck. Wir machen es uns unter Deck gemütlich, kochen Kaffee, lesen oder schlafen. Abends trösten wir uns mit einem Liederabend in der Nikolaikirche und danach mit einem regionalen Landbier.

Wir versuchen, so viel wie möglich über die jeweilige Gegend zu erfahren. Als wir in Fürstenberg landen, ist es für uns schwer vorstellbar, dass sich das KZ Ravensbrück in unmittelbarer Nähe befand und die Stadt nach dem Krieg Garnisonsstadt für russische Soldaten war. Bis in die 1930er Jahre war Fürstenberg Luftkurort gewesen und hat sich jetzt wieder zu einem lohnenden Ziel für jedermann gemausert.

Routine an Bord

Auf unserer Reise stellt sich nach den ersten Tagen eine gewisse Bordroutine ein. Nach dem morgendlichen Bad in einem der herrlichen Seen, gibt es ein ausgiebiges Frühstück. Wir lichten den Anker meist gegen zehn Uhr. Die Männer wechseln sich täglich mit dem Rudergehen ab. Der jeweilige Rudergänger hat – wie sich das an Bord gehört – bei seemännischen Fragen im Zweifelsfall die Entscheidungsgewalt. Das abendliche Kochen übernimmt jeweils, wer Lust hat. Glücklicherweise hatten wir zwei Kochbegeisterte an Bord. Die restlichen Arbeiten wie beispielsweise das Abwaschen werden von den anderen übernommen. Diskussionen darüber, wer welche Arbeit übernimmt, gibt es nicht. Schnell erleben wir, was es bedeutet, wenn man von »Toleranz und Hilfsbereitschaft an Bord« spricht.

Wahrscheinlich ist darin letztendlich der Erfolg unserer Reise begründet. Und insofern können wir unseren Vercharterer beruhigen, der uns nach 14 Tagen bei der Rückkehr in Rechlin mit der etwas provokanten Frage »Na, alles heil geblieben?« begrüßt, wobei er nicht den Zustand des Bootes, sondern den der Crew meinte.

Achso, auch das Schiff hat die Reise ohne Blessuren überstanden – wir haben uns strikt an die Betonnung gehalten.

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Kleinmecklenburger Seenplatte per Motoryacht
By |5 min read|973 words|Published On: 20. April 2020|

Mit der Motoryacht zwei Wochen unbeschwerten Urlaub zwischen Müritz und Kleinseenplatte genießen.

„Dort, wo eine Betonnung vorhanden ist, solltet ihr euch unbedingt daran halten.“ Unser Vercharterer ist voll guter Tipps. „Ankern dürft ihr nahezu überall … nur nicht in den Kanälen.“ Endlich händigt er uns die „Ganowe“ aus und unser zweiwöchiges See-Abenteuer an Bord der zehn Meter Motoryacht kann beginnen. Der 100 PS starke Dieselmotor schiebt uns langsam aus der Marina Rechlin. Ganz allmählich legt sich bei uns – zwei Ehepaaren aus Schleswig-Holstein – die erste Aufregung. Nach einer Stunde Fahrt lassen wir in Ufernähe des Müritzsees den Anker fallen.

Wir sind angekommen in einer der schönsten Seen-Landschaften Europas: der Kleinmecklenburger Seenplatte. Sie besteht aus etwa hundert Gewässern und erstreckt sich in West-Ost-Richtung von der Müritz bis nach Lychen und hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von Neustrelitz bis nach Rheinsberg. Viele der Seen sind durch Kanäle miteinander verbunden und können dadurch auf dem Wasserweg erschlossen werden. Mit Rücksicht auf Fauna, Flora und Menschen dürfen nicht alle Seen mit Motorbooten befahren werden. Dort, wo gefahren werden darf, wurde die Bootsgeschwindigkeit vernünftigerweise auf neun Kilometer pro Stunde begrenzt.

Vagabundieren in der Natur

Bootsfahrer, die über die nötige Zeit verfügen, können von der Müritz aus sowohl die Nord- und Ostsee wie auch Berlin auf dem Wasserwege erreichen. Das haben wir allerdings nicht vor. Wir wollen vagabundieren, genießen – wir wollen dort ankern, dort festmachen wo es uns gefällt. Denn viele Buchten, Orte und Städte oder gemütliche Gasthöfe laden zum Verweilen, Entdecken und Genießen ein.

Wer hier in der Kleinmecklenburger Seenplatte mit dem Boot unterwegs ist, kommt der Natur sehr nahe: Er kann Fischreiher, Fischadler und sogar den König der Lüfte, den Seeadler, bei der Nahrungssuche beobachten. Häufig bekommen wir Besuch von Vogelfamilien. Sei es das Höckerschwanpaar mit seinen Jungen oder die Haubentaucherfamilie, oder es gleitet eine Blesshuhnfamilie an unserem Boot vorbei. Sogar die sonst so scheuen Kraniche führen ihre Jungen im nahen Uferbereich aus und sind uns beim Vorbeifahren zum Greifen nahe.

Jeder See bietet etliche von Seerosen und Schilf begrenzte Ankerbuchten, die zum Halten geradezu verführen. Als wir den Anker im Großen Zechliner See fallen lassen, können wir ihn in 4 Meter Tiefe auf dem Grund festsitzen sehen. Das Baden über die Badeleiter wird dann zum großen Vergnügen und später fast zur Sucht. Man fühlt sich dem Paradies sehr nahe.

An den Ufern der Kleinmecklenburger Seenplatte lassen sich Reiher ganz aus der Nähe betrachten. © Magazin Seenland

An den Ufern der Kleinseenplatte lassen sich Reiher ganz aus der Nähe betrachten.

Schleusisches Vergnügen

Um den Höhenunterschied von 31,70 Meter zwischen der Müritz und Berlin zu überwinden, sind etliche Schleusen erforderlich. Auch wir müssen auf unserer Reise fleißig schleusen. Nach anfänglicher Unsicherheit (und der damit verbundenen Hektik) haben wir bald eine gewisse Routine entwickelt. Jeder kennt seine Aufgabe. Je einer übernimmt die Achter-  und die Vorleine. Wir sind immer bemüht, möglichst langsam und gerade durch das Schleusentor einzufahren. Bei allen Schleusenmanövern leistete das Bugstrahlruder sehr hilfreiche Dienste. Die Anweisungen und Hinweise des Schleusenwärters haben wir immer dankbar angenommen. Doch wir können uns nicht nur um unser eigenes Schiff kümmern, sondern nehmen auch auf die vielen Paddler besondere Rücksicht und gewähren ihnen in den Schleusen Vorfahrt.

Zu den Höhepunkten einer Bootstour gehören natürlich die Landgänge – und diese ganz besonders im Bereich der Kleinmecklenburger Seenplatte. Städte, wie die einstige Residenzstadt Neustrelitz oder Rheinsberg mit seinem prächtigen Barockschloss oder Mirow mit der Liebesinsel und viele andere sind ein Muss für jeden Bootsurlauber. Es gibt so vieles zu entdecken. Neben sehenswerten kleinen Orten, wie Flecken-Zechlin oder Himmelpfort, sind es auch die urigen Einkehrmöglichkeiten, die es uns angetan haben. Dort kann man geräucherten Fisch und die ortsübliche Küche zu erschwinglichen Preisen genießen.

Dorfkirche in Flecken Zechlin

Dorfkirche in Flecken Zechlin

Landgänge

In Rheinsberg zwingen uns allerdings Wind und Dauerregen unter Deck. Wir machen es uns unter Deck gemütlich, kochen Kaffee, lesen oder schlafen. Abends trösten wir uns mit einem Liederabend in der Nikolaikirche und danach mit einem regionalen Landbier.

Wir versuchen, so viel wie möglich über die jeweilige Gegend zu erfahren. Als wir in Fürstenberg landen, ist es für uns schwer vorstellbar, dass sich das KZ Ravensbrück in unmittelbarer Nähe befand und die Stadt nach dem Krieg Garnisonsstadt für russische Soldaten war. Bis in die 1930er Jahre war Fürstenberg Luftkurort gewesen und hat sich jetzt wieder zu einem lohnenden Ziel für jedermann gemausert.

Routine an Bord

Auf unserer Reise stellt sich nach den ersten Tagen eine gewisse Bordroutine ein. Nach dem morgendlichen Bad in einem der herrlichen Seen, gibt es ein ausgiebiges Frühstück. Wir lichten den Anker meist gegen zehn Uhr. Die Männer wechseln sich täglich mit dem Rudergehen ab. Der jeweilige Rudergänger hat – wie sich das an Bord gehört – bei seemännischen Fragen im Zweifelsfall die Entscheidungsgewalt. Das abendliche Kochen übernimmt jeweils, wer Lust hat. Glücklicherweise hatten wir zwei Kochbegeisterte an Bord. Die restlichen Arbeiten wie beispielsweise das Abwaschen werden von den anderen übernommen. Diskussionen darüber, wer welche Arbeit übernimmt, gibt es nicht. Schnell erleben wir, was es bedeutet, wenn man von »Toleranz und Hilfsbereitschaft an Bord« spricht.

Wahrscheinlich ist darin letztendlich der Erfolg unserer Reise begründet. Und insofern können wir unseren Vercharterer beruhigen, der uns nach 14 Tagen bei der Rückkehr in Rechlin mit der etwas provokanten Frage »Na, alles heil geblieben?« begrüßt, wobei er nicht den Zustand des Bootes, sondern den der Crew meinte.

Achso, auch das Schiff hat die Reise ohne Blessuren überstanden – wir haben uns strikt an die Betonnung gehalten.

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