Kulinarische Müritzrunde

By Veröffentlich am: 27. Juni 2019

Eine Schlemmer-Fisch-Tour auf den Oberseen. Bootsferien auf der Müritz – Stille genießen und Landschaft bewundern, Zeit für uns finden und Abwechslung erleben.

„Schön, dass ihr schon da seit“, ruft uns freundlich winkend Manfred Römer entgegen. Er sitzt in der Nachmittagssonne auf der Terrasse seines schwimmenden Charterbüros im Yachthafen von Buchholz. „Ich hab euch schon erwartet – kommt mit, wir gehen gleich an Bord!“

„El Hiero“ heißt unser Schiff. Eine Aquanaut Privilege 1250AK in klassischem Dunkelblau, stolze 12,65 Meter lang und 4,10 Meter breit – ein echtes Schmuckstück. Die geschwungene Treppe am Heck macht das Einsteigen und Beladen über die Badeplattform sehr unkompliziert. Das Gepäck für die Achterkabine reichen wir einfach durch die Heckluken hinein, und im Handumdrehen sind wir startklar. Alle Utensi­lien sind verstaut, das Proviant gebunkert, und wir fühlen uns schon jetzt rundum wohl an Bord.

Einweisung in die Motoryacht

Manfred Römer zeigt uns alle Details und macht die Crew mit der Schiffseinrichtung vertraut. Besonders gut gefallen mir die hochwertigen Holzarbeiten. Sie verleihen dem Interieur einen gediegenen Charakter und ein wohnliches Ambiente. Zwei separate Sitzgruppen – eine auf der Höhe der Küche, die andere im Salon – lassen Abende in gemütlicher Runde erwarten. Die untere Sitzgruppe kann durch Absenken des Tischs zu einem zusätzlichen Schlafplatz umgebaut werden. Unsere Crew besteht mit meiner Tochter und ihrem Freund jedoch nur aus vier Personen – Baumaßnahmen sind somit nicht erforderlich. In der Küche vermissen wir nichts – vom Vier-Flammen-Gasherd über Geschirr, Töpfe und Besteck bis hin zu Toaster und Kaffeemaschine ist alles an Bord.

Schon bald heißt es „Leinen los“ für eine Probefahrt. Da ich in meiner Jugend einmal den Sportbootführerschein Binnen absolviert habe, werde ich auf diesem Törn den Skipper geben. Fehlende Routine wird durch gründliche Einweisung kompensiert, und zum Schluss gibt uns Manfred Römer noch mit auf den Weg: „Seemann, mach langsam – es ist eilig!“

Welssoljanka und blaue Grütze

Doch heute geht es noch nicht auf große Fahrt. Wir legen nach einigen Übungsmanövern – Wenden auf engstem Raum, Aufstoppen und Kurs setzen – im Yachthafen von Buchholz wieder an. Ein Besuch im Gasthof „Zum Storchennest“ wurde uns empfohlen. Die Gaststätte an der Dorfstraße ist nur wenige Schritte vom Anleger entfernt. Freundlich empfängt uns hier eine junge Dame im gemütlichen Gastraum und offeriert uns als Spe­zialität des Tages eine wohlschmeckende Welssoljanka und zum Nachtisch frische blaue Grütze mit Vanillesauce. Beides mundet bestens, und wir schauen uns gut gesättigt im Lokal um.

Aquanaut Privilege 1250 Ak © Magazin Seenland

Das Traumschiff ist eine Aquanaut Privilege 1250 Ak und bietet Platz für bis zu acht Personen.

Wellenritt bei unseren Bootsferien auf der Müritz

Früh am Morgen legen wir ab. Bis nach Röbel soll der erste Schlag gehen. Ruhig liegt das Wasser des Müritzsees vor uns, und die „El Hiero“ bahnt sich sanft ihren Weg. Bei neun Stundenkilometern läuft der 135 PS starke Perkins-Diesel angenehm ruhig. Schon bald haben wir die kleine Straßenbrücke zwischen Vipperow mit Rechlin unterquert. Jetzt wird das Wasser schon etwas kabbeliger, die Müritz kündigt sich an.

Doch hier heißt sie noch „Kleine Müritz“. Auch wenn die Ufer sich von hier an kontinuierlich weiten, halten wir uns doch strikt an die Betonnung. Die grünen Bojen sind unsere Leitlinie, denn so manche Untiefe birgt unliebsame Überraschungen unter der Wasseroberfläche.

Als wir diese anspruchsvolle Passage problemfrei durchfahren haben, ist sie da: die Müritz. Der Wind frischt auf, die Welle nimmt zu, eine richtige Seefahrt steht uns bevor. Doch die Persenning hält erfreulich dicht. Mit Reißverschlüssen und Druckknöpfen lässt sich das Verdeck leicht schließen, und schon merken wir nichts Unangenehmes mehr vom Wetter. Auch bei seitlichen Winden liegt die Aquanaut ruhig und kurssicher im Wasser. Hin und wieder bricht sich gar eine Welle an unserem Bug, und ein feiner Regen aus Gischt geht auf Vorschiff und Persenning nieder – Seemannsfeeling kommt auf.

Einlaufen in den Seglerhafen von Röbel

Nach knapp drei Stunden Fahrt heißt es Kurswechsel zum Einlaufen in die Röbeler Bucht. Wind und Welle flauen unter Land schnell ab, und wir gleiten wieder durch ruhiges Wasser. Der Röbeler Seglerverein macht einen guten Eindruck auf uns. Es ist früher Nachmittag, und noch stehen genügend freie Liegeplätze zu unserer Verfügung. So ist mit tatkräftiger Unterstützung des Hafenmeisters die „El Hiero“ schnell sicher vertäut.

In diesem Hafen liegen wir etwas außerhalb der schmucken Stadt Röbel. Dies gibt uns Gelegenheit für einen Landgang auf der Uferpromenade bis zur Altstadt mit ihren hübsche Fachwerkhäusern und den beiden Kirchtürmen. Die Marienkirche kann für einen geringen Obolus bestiegen werden. Die jungen Leute stürmen sofort hinauf und genießen den Blick über die Müritz.

Frischer Fisch von Familie Meyl

Der Rückweg führt uns quer über die Kopfsteinpflasterstraße zum Fischverkauf der Familie Meyl. Zwischen aufgehängten Netzen und anderen Fischfangutensi­lien sind in gemütlicher Runde Tische und Bänke aufgestellt. Diese Einladung nehmen wir gern an und genehmigen uns Fangfrisches aus dem Rauch.

Gut gesättigt wird dem Röbeler Stadthafen noch ein Besuch abgestattet. Der Hafenmeister ist zu einem Schnack aufgelegt, und wir berichten von unserem heutigen Wellenritt über das kleine Meer. Er kann uns beruhigen: „Der Wind geht, der Regen kommt“ – na ob das eine gute Aussicht ist?
Tatsächlich ist am Abend jeglicher Wind eingeschlafen. Romantisch trippelt der Regen auf das Deck, während wir uns wohlig warm in die Betten kuscheln. Beim sanften Plätschern schläft jeder ruhig ein. So entspannt sind Bootsferien auf der Müritz.

Der Röbeler Seglerverein besitzt eine eigene Marina, in der Gastlieger willkommen sind. Belohnt wird man unter anderem mit einem Blick vom Liegeplatz auf die Müritz.

Der Röbeler Seglerverein besitzt eine eigene Marina, in der Gastlieger willkommen sind. Belohnt wird man unter anderem mit einem Blick vom Liegeplatz auf die Müritz.

Zum nächsten Fischer ist es nie weit

So kabbelig das Wasser am vergangenen Tag war, so spiegelglatt liegt die Müritz heute vor uns. Blauer Himmel und Sonnenschein künden vom Kommen eines strahlenden Sommertags. Sietow heißt das erste Etappenziel. Eigentlich liegt es nur eine Bucht weiter – aber auf dem Wasser geht alles mit einer ganzen Menge mehr Ruhe vonstatten. Nach gemächlichen zwei Stunden ist der Hafen erreicht.

Schon beim Anlegen steigt mir der Duft frischen Räucherfischs in die Nase. Dessen Quelle muss nicht lang gesucht werden, Rauchwölkchen weisen den Weg, und direkt am Ufer lassen es sich einige Fahrradfahrer bereits bestens munden.

Sehr erfreulich ist die Sitte, wenn man in der Seenplatte mit dem Schiff unterwegs ist, für einen kurzen Halt im Hafen keine Liegegebühr entrichten zu müssen. Jedoch sollte man dabei auf die Tageszeit achten: Gegen Nachmittag beginnen die Häfen sich mit Übernachtungsgästen zu füllen. Da hat natürlich kein Hafenmeister Freude daran, wenn ein Kurzparker Plätze belegt, die für zahlende Gäste benötigt werden.

Kurs Waren (Müritz)

Unser Aufenthalt in Sietow ist kurz, denn wir wollen Waren (Müritz) einen Besuch abstatten. Der berühmte Luftkurort liegt vom großen Wasser durch eine Landzunge etwas abgeschirmt an der Binnenmüritz. Die liebevoll mit Fachwerk und Kopfsteinpflaster restaurierte Altstadt lädt zum Bummeln und Shoppen ein.

Den Abend möchten wir an unserem dritten Tagesziel verbringen: Die Marina Eldenburg liegt nur wenige Schifffahrtskilometer entfernt, doch bietet die moderne Hafenanlage idyllisch gelegen eine ruhige Raststätte für die Nacht.

Von Hub- und Drehbrücken

Von hier aus setzen wir am Morgen unsere Fisch-Schlemmer-Tour fort. Kölpinsee und Fleesensee sind schnell überwunden. Die Drehbrücke von Malchow öffnet gerade zur vollen Stunde, als wir in Sichtweite kommen, und schon biegt die „El Hiero“ in den Plauer See ein.

Der Kurs liegt nach Steuerbord an, denn in der Bucht hinter dem Plauer Werder liegt unser nächstes Ziel, die Fischerei Alt Schwerin, verborgen. Nach einer ausgiebigen Mittagspause stechen wir wieder in See. Doch nicht der direkte Weg wird eingeschlagen, sondern wir halten in Ufernähe und umrunden so den halben Plauer See, bis wir schließlich den Yachthafen des gleichnamigen Städtchens erreicht haben. Am Abend bietet sich die neue Uferpromenade von Plau am See zum Flanieren und Entspannen an.

Mit Plau am See haben wir den Wendepunkt unserer kleinen Kreuzfahrt erreicht. Doch die Rückreise treten wir nicht an, ohne unser einziges Schleusenmanöver dieser Tour zu unternehmen. Doch der Grund dafür ist nicht die Schleuse – wir wollen die Hubbrücke von Plau, die durch den Schleusenwärter mitbedient wird, befahren: Einmal Hubbrücke, Schleuse und zurück – und der Schleusenwärter staunt nicht schlecht, als wir binnen weniger Minuten zweimal sein Bassin befahren.

Retour zum Start

Weit soll es heute auch nicht gehen: Plauer See, Petersdorfer See und Reken. Vom rechten Ufer grüßt das Kloster Malchow, während wir vor der Drehbrücke wartend unsere Kreise schlingen. Gerade leiten wir unsere dritte Runde vor der Uferpromenade Malchows ein, da winkt uns ein agiler Herr entgegen: „Macht doch hier fest!“ Wir wundern uns etwas – ein Hafen ist an dieser Stelle gar nicht in unserer Karte eingezeichnet. Doch der Einladung folgen wir gern, denn Malchow im Landgang zu entdecken ist ein verlockender Tagesausklang. Im Restaurant „Rosendomizil“ finden wir dann auch noch einen Panoramatisch in der ersten Reihe auf der Holzterrasse und lassen den Tag bei Zanderfilet und Wein genussvoll ausklingen.
Mit vielen schönen Eindrücken im Gepäck laufen wir nach einer Woche den Buchholzer Hafen wieder an. Manfred Römer ist auf seinen Schiffen zugange. Als er uns bemerkt, nimmt er das Seil zum Festmachen entgegen: „Habt ihr eine schöne Zeit gehabt?“ Die Antwort fällt mir leicht und ich rufe: „Ja, sehr!“ Sicher nicht die letzten Bootsferien auf der Müritz.

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Kulinarische Müritzrunde
By |8,3 Minuten Lesezeit|1639 Wörter|Veröffentlich am: 27. Juni 2019|

Eine Schlemmer-Fisch-Tour auf den Oberseen. Bootsferien auf der Müritz – Stille genießen und Landschaft bewundern, Zeit für uns finden und Abwechslung erleben.

„Schön, dass ihr schon da seit“, ruft uns freundlich winkend Manfred Römer entgegen. Er sitzt in der Nachmittagssonne auf der Terrasse seines schwimmenden Charterbüros im Yachthafen von Buchholz. „Ich hab euch schon erwartet – kommt mit, wir gehen gleich an Bord!“

„El Hiero“ heißt unser Schiff. Eine Aquanaut Privilege 1250AK in klassischem Dunkelblau, stolze 12,65 Meter lang und 4,10 Meter breit – ein echtes Schmuckstück. Die geschwungene Treppe am Heck macht das Einsteigen und Beladen über die Badeplattform sehr unkompliziert. Das Gepäck für die Achterkabine reichen wir einfach durch die Heckluken hinein, und im Handumdrehen sind wir startklar. Alle Utensi­lien sind verstaut, das Proviant gebunkert, und wir fühlen uns schon jetzt rundum wohl an Bord.

Einweisung in die Motoryacht

Manfred Römer zeigt uns alle Details und macht die Crew mit der Schiffseinrichtung vertraut. Besonders gut gefallen mir die hochwertigen Holzarbeiten. Sie verleihen dem Interieur einen gediegenen Charakter und ein wohnliches Ambiente. Zwei separate Sitzgruppen – eine auf der Höhe der Küche, die andere im Salon – lassen Abende in gemütlicher Runde erwarten. Die untere Sitzgruppe kann durch Absenken des Tischs zu einem zusätzlichen Schlafplatz umgebaut werden. Unsere Crew besteht mit meiner Tochter und ihrem Freund jedoch nur aus vier Personen – Baumaßnahmen sind somit nicht erforderlich. In der Küche vermissen wir nichts – vom Vier-Flammen-Gasherd über Geschirr, Töpfe und Besteck bis hin zu Toaster und Kaffeemaschine ist alles an Bord.

Schon bald heißt es „Leinen los“ für eine Probefahrt. Da ich in meiner Jugend einmal den Sportbootführerschein Binnen absolviert habe, werde ich auf diesem Törn den Skipper geben. Fehlende Routine wird durch gründliche Einweisung kompensiert, und zum Schluss gibt uns Manfred Römer noch mit auf den Weg: „Seemann, mach langsam – es ist eilig!“

Welssoljanka und blaue Grütze

Doch heute geht es noch nicht auf große Fahrt. Wir legen nach einigen Übungsmanövern – Wenden auf engstem Raum, Aufstoppen und Kurs setzen – im Yachthafen von Buchholz wieder an. Ein Besuch im Gasthof „Zum Storchennest“ wurde uns empfohlen. Die Gaststätte an der Dorfstraße ist nur wenige Schritte vom Anleger entfernt. Freundlich empfängt uns hier eine junge Dame im gemütlichen Gastraum und offeriert uns als Spe­zialität des Tages eine wohlschmeckende Welssoljanka und zum Nachtisch frische blaue Grütze mit Vanillesauce. Beides mundet bestens, und wir schauen uns gut gesättigt im Lokal um.

Aquanaut Privilege 1250 Ak © Magazin Seenland

Das Traumschiff ist eine Aquanaut Privilege 1250 Ak und bietet Platz für bis zu acht Personen.

Wellenritt bei unseren Bootsferien auf der Müritz

Früh am Morgen legen wir ab. Bis nach Röbel soll der erste Schlag gehen. Ruhig liegt das Wasser des Müritzsees vor uns, und die „El Hiero“ bahnt sich sanft ihren Weg. Bei neun Stundenkilometern läuft der 135 PS starke Perkins-Diesel angenehm ruhig. Schon bald haben wir die kleine Straßenbrücke zwischen Vipperow mit Rechlin unterquert. Jetzt wird das Wasser schon etwas kabbeliger, die Müritz kündigt sich an.

Doch hier heißt sie noch „Kleine Müritz“. Auch wenn die Ufer sich von hier an kontinuierlich weiten, halten wir uns doch strikt an die Betonnung. Die grünen Bojen sind unsere Leitlinie, denn so manche Untiefe birgt unliebsame Überraschungen unter der Wasseroberfläche.

Als wir diese anspruchsvolle Passage problemfrei durchfahren haben, ist sie da: die Müritz. Der Wind frischt auf, die Welle nimmt zu, eine richtige Seefahrt steht uns bevor. Doch die Persenning hält erfreulich dicht. Mit Reißverschlüssen und Druckknöpfen lässt sich das Verdeck leicht schließen, und schon merken wir nichts Unangenehmes mehr vom Wetter. Auch bei seitlichen Winden liegt die Aquanaut ruhig und kurssicher im Wasser. Hin und wieder bricht sich gar eine Welle an unserem Bug, und ein feiner Regen aus Gischt geht auf Vorschiff und Persenning nieder – Seemannsfeeling kommt auf.

Einlaufen in den Seglerhafen von Röbel

Nach knapp drei Stunden Fahrt heißt es Kurswechsel zum Einlaufen in die Röbeler Bucht. Wind und Welle flauen unter Land schnell ab, und wir gleiten wieder durch ruhiges Wasser. Der Röbeler Seglerverein macht einen guten Eindruck auf uns. Es ist früher Nachmittag, und noch stehen genügend freie Liegeplätze zu unserer Verfügung. So ist mit tatkräftiger Unterstützung des Hafenmeisters die „El Hiero“ schnell sicher vertäut.

In diesem Hafen liegen wir etwas außerhalb der schmucken Stadt Röbel. Dies gibt uns Gelegenheit für einen Landgang auf der Uferpromenade bis zur Altstadt mit ihren hübsche Fachwerkhäusern und den beiden Kirchtürmen. Die Marienkirche kann für einen geringen Obolus bestiegen werden. Die jungen Leute stürmen sofort hinauf und genießen den Blick über die Müritz.

Frischer Fisch von Familie Meyl

Der Rückweg führt uns quer über die Kopfsteinpflasterstraße zum Fischverkauf der Familie Meyl. Zwischen aufgehängten Netzen und anderen Fischfangutensi­lien sind in gemütlicher Runde Tische und Bänke aufgestellt. Diese Einladung nehmen wir gern an und genehmigen uns Fangfrisches aus dem Rauch.

Gut gesättigt wird dem Röbeler Stadthafen noch ein Besuch abgestattet. Der Hafenmeister ist zu einem Schnack aufgelegt, und wir berichten von unserem heutigen Wellenritt über das kleine Meer. Er kann uns beruhigen: „Der Wind geht, der Regen kommt“ – na ob das eine gute Aussicht ist?
Tatsächlich ist am Abend jeglicher Wind eingeschlafen. Romantisch trippelt der Regen auf das Deck, während wir uns wohlig warm in die Betten kuscheln. Beim sanften Plätschern schläft jeder ruhig ein. So entspannt sind Bootsferien auf der Müritz.

Der Röbeler Seglerverein besitzt eine eigene Marina, in der Gastlieger willkommen sind. Belohnt wird man unter anderem mit einem Blick vom Liegeplatz auf die Müritz.

Der Röbeler Seglerverein besitzt eine eigene Marina, in der Gastlieger willkommen sind. Belohnt wird man unter anderem mit einem Blick vom Liegeplatz auf die Müritz.

Zum nächsten Fischer ist es nie weit

So kabbelig das Wasser am vergangenen Tag war, so spiegelglatt liegt die Müritz heute vor uns. Blauer Himmel und Sonnenschein künden vom Kommen eines strahlenden Sommertags. Sietow heißt das erste Etappenziel. Eigentlich liegt es nur eine Bucht weiter – aber auf dem Wasser geht alles mit einer ganzen Menge mehr Ruhe vonstatten. Nach gemächlichen zwei Stunden ist der Hafen erreicht.

Schon beim Anlegen steigt mir der Duft frischen Räucherfischs in die Nase. Dessen Quelle muss nicht lang gesucht werden, Rauchwölkchen weisen den Weg, und direkt am Ufer lassen es sich einige Fahrradfahrer bereits bestens munden.

Sehr erfreulich ist die Sitte, wenn man in der Seenplatte mit dem Schiff unterwegs ist, für einen kurzen Halt im Hafen keine Liegegebühr entrichten zu müssen. Jedoch sollte man dabei auf die Tageszeit achten: Gegen Nachmittag beginnen die Häfen sich mit Übernachtungsgästen zu füllen. Da hat natürlich kein Hafenmeister Freude daran, wenn ein Kurzparker Plätze belegt, die für zahlende Gäste benötigt werden.

Kurs Waren (Müritz)

Unser Aufenthalt in Sietow ist kurz, denn wir wollen Waren (Müritz) einen Besuch abstatten. Der berühmte Luftkurort liegt vom großen Wasser durch eine Landzunge etwas abgeschirmt an der Binnenmüritz. Die liebevoll mit Fachwerk und Kopfsteinpflaster restaurierte Altstadt lädt zum Bummeln und Shoppen ein.

Den Abend möchten wir an unserem dritten Tagesziel verbringen: Die Marina Eldenburg liegt nur wenige Schifffahrtskilometer entfernt, doch bietet die moderne Hafenanlage idyllisch gelegen eine ruhige Raststätte für die Nacht.

Von Hub- und Drehbrücken

Von hier aus setzen wir am Morgen unsere Fisch-Schlemmer-Tour fort. Kölpinsee und Fleesensee sind schnell überwunden. Die Drehbrücke von Malchow öffnet gerade zur vollen Stunde, als wir in Sichtweite kommen, und schon biegt die „El Hiero“ in den Plauer See ein.

Der Kurs liegt nach Steuerbord an, denn in der Bucht hinter dem Plauer Werder liegt unser nächstes Ziel, die Fischerei Alt Schwerin, verborgen. Nach einer ausgiebigen Mittagspause stechen wir wieder in See. Doch nicht der direkte Weg wird eingeschlagen, sondern wir halten in Ufernähe und umrunden so den halben Plauer See, bis wir schließlich den Yachthafen des gleichnamigen Städtchens erreicht haben. Am Abend bietet sich die neue Uferpromenade von Plau am See zum Flanieren und Entspannen an.

Mit Plau am See haben wir den Wendepunkt unserer kleinen Kreuzfahrt erreicht. Doch die Rückreise treten wir nicht an, ohne unser einziges Schleusenmanöver dieser Tour zu unternehmen. Doch der Grund dafür ist nicht die Schleuse – wir wollen die Hubbrücke von Plau, die durch den Schleusenwärter mitbedient wird, befahren: Einmal Hubbrücke, Schleuse und zurück – und der Schleusenwärter staunt nicht schlecht, als wir binnen weniger Minuten zweimal sein Bassin befahren.

Retour zum Start

Weit soll es heute auch nicht gehen: Plauer See, Petersdorfer See und Reken. Vom rechten Ufer grüßt das Kloster Malchow, während wir vor der Drehbrücke wartend unsere Kreise schlingen. Gerade leiten wir unsere dritte Runde vor der Uferpromenade Malchows ein, da winkt uns ein agiler Herr entgegen: „Macht doch hier fest!“ Wir wundern uns etwas – ein Hafen ist an dieser Stelle gar nicht in unserer Karte eingezeichnet. Doch der Einladung folgen wir gern, denn Malchow im Landgang zu entdecken ist ein verlockender Tagesausklang. Im Restaurant „Rosendomizil“ finden wir dann auch noch einen Panoramatisch in der ersten Reihe auf der Holzterrasse und lassen den Tag bei Zanderfilet und Wein genussvoll ausklingen.
Mit vielen schönen Eindrücken im Gepäck laufen wir nach einer Woche den Buchholzer Hafen wieder an. Manfred Römer ist auf seinen Schiffen zugange. Als er uns bemerkt, nimmt er das Seil zum Festmachen entgegen: „Habt ihr eine schöne Zeit gehabt?“ Die Antwort fällt mir leicht und ich rufe: „Ja, sehr!“ Sicher nicht die letzten Bootsferien auf der Müritz.

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