Müritz Familiencharter
Mit dem Hausboot auf der Müritz: Urlaub für die ganze Familie zwischen Plau am See und dem Müritz-Nationalpark.
Eigentlich wollten wir uns vergangenes Jahr auf der „Boot“ in Düsseldorf einfach nur mal so umschauen. An einen Törn mit Hausboot hatten wir bis dahin gar nicht gedacht. Auf dem Stand eines Vercharterers fiel uns beim Herumschlendern die neue Hanseatic 320AK auf. Meine Frau kam auf die Idee, mit so einem Boot könnte man doch eine schöne Tour machen, „zum Beispiel mal durch Mecklenburg-Vorpommern“. Die Kinder waren sofort dafür. So reservierten wir die Yacht sofort für die zweite Ferienwoche zu Ostern.
Am Ostersamstag war es soweit, und wir sahen die Yacht in Rechlin an der Marina Claassee wieder. Wir waren richtig aufgeregt, da es für uns das erste Mal auf einem Boot in dieser Größe war. „Das passt gut“, meinte der freundliche Herr am Steg, denn für die Yacht ist es auch das erste Mal. Sie wurde zuvor nur von ihrem Eigner gefahren.
Die erste Ausfahrt
Nach einer kurzen Probefahrt und einer gründlichen Einweisung übernahmen wir die junge „Sea Bridge“ mit 26,6 Betriebsstunden auf dem Zähler. Unsere Sachen lagen noch kreuz und quer herum, aber wir wollten trotzdem die Müritz endlich aus der Perspektive eines Skippers sehen und fuhren raus. Den 3,6 Meter breiten Bug vor sich und dabei fast zwei Meter über dem Wasserspiegel stehend steuerte ich das Boot. Wir fühlten uns wie Kapitän Smith, als er zum ersten Mal mit seiner Titanic fuhr.
Da wir uns nicht sicher waren, ob wir noch bei Tageslicht den nächsten Hafen erreichen würden und wir Kapitän Smith nicht in jeder Hinsicht nacheifern wollten, kehrten wir um und legten wieder in der Marina an. Hier verstauten wir endlich unsere Sachen und genossen den ersten Abend auf dem Wasser.
Am nächsten Morgen durften die Kinder Ostereier suchen. Auf dem Boot gab es genügend Verstecke. Nach einem gemütlichen Frühstück mit frischen Brötchen aus dem Hafenbistro ging unsere erste Fahrt längs über die Müritz los.
Ausflug zu den Wisenten im Nationalpark
Im Norden erreichten wir die Binnenmüritz und mussten den Reeckkanal suchen. Als ich westlich zwei Fahrgastschiffe wie Amphibienfahrzeuge scheinbar von Land kommen sah, war mir klar, dass er dort sein muss. Bei der Einfahrt in den Kanal hoffte ich, dass nicht noch mehr Binnenschiffe diesen kleinen Kanal befahren würden. Denn dann wäre es sehr eng geworden. Nach dem Reeckkanal überquerten wir den Kölpinsee und erreichten die Einfahrt zum Jabelschen See. Dies ist eine idyllische Einfahrt wie durch einen Dschungel, und es ist nicht weit zur Marina Maribell, wo uns bei der Ankunft der Hafenmeister bereits auf dem Steg erwartete. Da es recht windig geworden war, konnten wir seine Hilfe beim Anlegen gut gebrauchen. Nach dieser aufregenden Fahrt tat am Ostermontag ein Landgang gut. Natürlich erst nach einem köstlichen Frühstück mit frischen Brötchen vom Landmarkt Jabel und nachdem die Kinder die Ostereier angemalt hatten.
Dann wanderten wir die fünf Kilometer um den See vorbei an der ältesten Eibe Mecklenburgs zum Wisentgehege auf dem Damerower Werder. In der nagelneuen Eingangshalle zum Wisentgehege wurden wir mit Kaffee und Kuchen empfangen. Diese gab es gegen eine Spende, da der Wirt noch auf die Schankgenehmigung wartete. Wir erfuhren viel über Wisente in der Ausstellung, beispielsweise dass sie nicht die Vorfahren unserer Milchkühe, sondern nur mit ihnen verwand sind. Danach gingen wir zu den Gehegen. Leider konnten wir nicht bis zur Fütterung um 15 Uhr warten und sahen die Wisente nur faul herumliegen. Hungrig vom Laufen machten wir einen Abstecher zur Fischräucherei von Damerow. Hier gab es geräucherten Fisch direkt aus dem Ofen. Dieser war so köstlich, dass wir gleich zwei Portionen und zum Nachtisch einen Fischer-Geist genossen. Denn an diesem Tag wurde nicht gefahren. Auf dem Weg zurück nach Jabel regnete es ein bisschen, und wir waren froh, dass wir entsprechende Kleidung dabei hatten. Erst zurück am Steg erfuhren wir von dem Angebot des Hafenmeisters über einen Transferdienst vom Hafen nach Damerow.
Drehbrücke Malchow
Nach diesem schönen Osterwochenende ging die Reise am Dienstag mit etwas Gegenwind weiter nach Plau. Wir fuhren wieder durch die kleine Einfahrt des Sees zum Fleesenkanal weiter über den Fleesensee zum Malchower See. Kurz vor 12 Uhr erreichten wir Malchow und brauchten nur kurz auf die Öffnung der Drehbrücke Punkt 12 Uhr warten. Da wir aus dem Reiseführer über die Prozedur des Spendens für die Brücke informiert waren, saßen unsere Kinder bei der Durchfahrt mit einem Euro in der Hand auf dem Oberdeck und ließen diesen in den Klingelbeutel des Brückenwärters fallen. Dieser bedankte sich, und wir fuhren vorsichtig weiter.
Ganz langsam ohne Wellenschlag über den Recken, damit die Schilfgründe des Ufers nicht beschädigt wurden. Dass dabei unser Boot die erlaubten neun Kilometer pro Stunde nicht erreichte, war uns bei dieser schönen Umgebung egal. Bei Lenz erreichten wir den Plauer See und die „Sea Bridge“ musste mächtig gegen die Wellen des Sees ankämpfen. Ich legte den Hebel auf Vollgas und stellte fest, dass sie dadurch ruhiger lief, weil die Wellen an ihrem Bug einfach zerplatzten. Die Gischt spritzte bis ans Oberdeck. Wir aber blieben durch das Cabrioverdeck geschützt trocken, und es machte richtig Spaß.
Die Einfahrt nach Plau war nicht leicht zu finden, da wir die Tonne 10 nicht entdeckten. Irgendwann sahen wir dafür südlich ein Fahrgastschiff fahren und folgten ihm. Wie zu erwarten war, fuhr es nach Plau, und wir legten am Wasserwanderrastplatz an. Hier war der Wind kaum zu spüren. Wir wurden wieder von einem sehr freundlichen Hafenmeister empfangen, der uns alle wichtigen Sehenswürdigkeiten zu Plau erklärte, sogar eine Stadt-Skizze überreichte und uns fotografierte. Wir interessierten uns natürlich besonders für die Hubbrücke und die Hühnerleiter genannte Brücke. Die Mühen zum Erhalt dieses technischen Denkmals haben sich wirklich gelohnt.
Am Abend musste ich noch das Boot wenden, weil sich die Satellitenantenne nicht in alle Richtungen drehen ließ und die Familie unbedingt die angekündigte Liebeskomödie sehen wollte.
Unterwegs von Plau nach Waren
Am Mittwoch waren vier von sieben Nächten vorbei, und wir mussten an den Rückweg denken. Das Wetter wurde immer sonniger, und wir beschlossen mit geöffnetem Cabrioverdeck nach Waren zu fahren. Der Plauer See war inzwischen wesentlich ruhiger, und durch die freie Sicht ohne Verdeck konnten wir mühelos der Betonnung bis zur Einfahrt zum Petersdorfer See folgen. Im Stadthafen von Waren fanden wir viele der Fahrgastschiffe wieder, die uns zuvor so oft begleiteten. Deren Namen „Loreley“ und „Weissenfels“ ließen vermuten, dass sie früher ihren Dienst in unserer Wahlheimat dem Rheintal leisteten. Wir legten in direkter Nähe zur Uferpromenade an und genossen das reichhaltige Angebot der historischen Altstadt in seiner renovierten Schönheit und mit Blick auf unsere moderne Yacht.
Am Donnerstag versorgten wir uns in der Tourist-Info von Waren mit Souvenirs und fuhren weiter am schönen Schloss Klink vorbei nach Röbel. Wir machten zunächst im Stadthafen von Röbel fest. Einen Hafenmeister fanden wir nicht, aber das „Haus des Gastes“. Hier erklärte man uns, dass wir im Stadthafen ohne Service liegen bleiben dürften und öffnete uns dann das Heimatmuseum. Auf liebevolle Art und Weise sind hier Reliquien aus der Seefahrer- und Fischerzeit gesammelt. Das Wetter war inzwischen richtig sonnig geworden, und wir konnten unser erstes Eis an der wunderschönen Promenade am Stadthafen mit Blick auf den Springbrunnen genießen.
Zum Übernachten setzten wir zum Wasser-Service-Center Röbel um. Hier gibt es alles, was das Sportbootfahrer-Herz begehrt, nur keinen Schutz vor dem Schwell der gelegentlich vorbeifahrenden Berufsschifffahrt. Also musste gut abgefendert werden. Die Kinder fanden sofort Anschluss auf dem Spielplatz, und wir versorgten zum ersten Mal unser Boot mit Frischwasser. Am nächsten Morgen legten wir wehmütig zu unserer letzten Etappe in Richtung Heimathafen ab. Da es bis dort nicht sehr weit ist, tankten wir in Röbel noch mit Diesel auf. Etwa 75 Liter hatten wir in 18 Betriebstunden verbraucht. Der klassische Dieselmotor aus Deutz hatte sich als richtiges Sparschwein erwiesen. Auf der Müritz angekommen, zeigte sich eine echte Alternative zum Maschinenantrieb. Ich stellte den Motor einfach ab und überließ die „Sea Bridge“ dem Wind. Das Schiff stellte sich quer zur Windrichtung und schob uns ganz langsam nach Hause.
Da wir noch reichlich Zeit hatten und auch sonst nichts gegen eine Treibfahrt sprach, genossen wir einfach die leichte Brise auf dem Deck und bereiteten uns ein Mittagessen zu. Endlich konnten wir auch den Klapptisch benutzen, der sonst immer nur von links nach rechts aus dem Weg geräumt wurde. Bei mir kam ein bisschen die Lust zu einem Bad in der Müritz auf, aber damit war es schnell vorbei, als ich bis zu den Knien im Wasser war. Man muss schon etwas härter sein, um bei diesen Temperaturen zu baden.
Als die Marina Claassee in Sicht kam, entschlossen wir uns noch zu einer Rundfahrt über die Kleine Müritz, denn zum Beenden unseres Ausflugs konnten wir uns noch nicht überwinden. Aber danach war es soweit, und wir mussten die „Sea Bridge“ zum vorläufig letzten Mal festmachen. Wir sortierten schon mal alles, was nicht mehr gebraucht wurde wieder in die Koffer zurück, und stellten uns auf das letzte Abendbrot an Bord ein.
Die Rückgabe am nächsten Morgen ging sehr schnell, denn wir hatten nichts beschädigt und in Röbel bereits vollgetankt. So musste nichts nachberechnet werden, und wir gingen zum vorbestellten Frühstück ins Hafenbistro. Irgendwie fehlte uns hier das Schaukeln der Yacht. Jedenfalls schaukelte dieser feste Boden mehr unter den Füßen als der schwimmende. Trotzdem konnten wir unser Frühstück an Land genießen, zumal wir das Geschirr nicht wegräumen und abwaschen mussten. An Bord der „Sea Bridge“ hätten wir das natürlich gern getan.
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Eigentlich wollten wir uns vergangenes Jahr auf der „Boot“ in Düsseldorf einfach nur mal so umschauen. An einen Törn mit Hausboot hatten wir bis dahin gar nicht gedacht. Auf dem Stand eines Vercharterers fiel uns beim Herumschlendern die neue Hanseatic 320AK auf. Meine Frau kam auf die Idee, mit so einem Boot könnte man doch eine schöne Tour machen, „zum Beispiel mal durch Mecklenburg-Vorpommern“. Die Kinder waren sofort dafür. So reservierten wir die Yacht sofort für die zweite Ferienwoche zu Ostern.
Am Ostersamstag war es soweit, und wir sahen die Yacht in Rechlin an der Marina Claassee wieder. Wir waren richtig aufgeregt, da es für uns das erste Mal auf einem Boot in dieser Größe war. „Das passt gut“, meinte der freundliche Herr am Steg, denn für die Yacht ist es auch das erste Mal. Sie wurde zuvor nur von ihrem Eigner gefahren.
Die erste Ausfahrt
Nach einer kurzen Probefahrt und einer gründlichen Einweisung übernahmen wir die junge „Sea Bridge“ mit 26,6 Betriebsstunden auf dem Zähler. Unsere Sachen lagen noch kreuz und quer herum, aber wir wollten trotzdem die Müritz endlich aus der Perspektive eines Skippers sehen und fuhren raus. Den 3,6 Meter breiten Bug vor sich und dabei fast zwei Meter über dem Wasserspiegel stehend steuerte ich das Boot. Wir fühlten uns wie Kapitän Smith, als er zum ersten Mal mit seiner Titanic fuhr.
Da wir uns nicht sicher waren, ob wir noch bei Tageslicht den nächsten Hafen erreichen würden und wir Kapitän Smith nicht in jeder Hinsicht nacheifern wollten, kehrten wir um und legten wieder in der Marina an. Hier verstauten wir endlich unsere Sachen und genossen den ersten Abend auf dem Wasser.
Am nächsten Morgen durften die Kinder Ostereier suchen. Auf dem Boot gab es genügend Verstecke. Nach einem gemütlichen Frühstück mit frischen Brötchen aus dem Hafenbistro ging unsere erste Fahrt längs über die Müritz los.
Ausflug zu den Wisenten im Nationalpark
Im Norden erreichten wir die Binnenmüritz und mussten den Reeckkanal suchen. Als ich westlich zwei Fahrgastschiffe wie Amphibienfahrzeuge scheinbar von Land kommen sah, war mir klar, dass er dort sein muss. Bei der Einfahrt in den Kanal hoffte ich, dass nicht noch mehr Binnenschiffe diesen kleinen Kanal befahren würden. Denn dann wäre es sehr eng geworden. Nach dem Reeckkanal überquerten wir den Kölpinsee und erreichten die Einfahrt zum Jabelschen See. Dies ist eine idyllische Einfahrt wie durch einen Dschungel, und es ist nicht weit zur Marina Maribell, wo uns bei der Ankunft der Hafenmeister bereits auf dem Steg erwartete. Da es recht windig geworden war, konnten wir seine Hilfe beim Anlegen gut gebrauchen. Nach dieser aufregenden Fahrt tat am Ostermontag ein Landgang gut. Natürlich erst nach einem köstlichen Frühstück mit frischen Brötchen vom Landmarkt Jabel und nachdem die Kinder die Ostereier angemalt hatten.
Dann wanderten wir die fünf Kilometer um den See vorbei an der ältesten Eibe Mecklenburgs zum Wisentgehege auf dem Damerower Werder. In der nagelneuen Eingangshalle zum Wisentgehege wurden wir mit Kaffee und Kuchen empfangen. Diese gab es gegen eine Spende, da der Wirt noch auf die Schankgenehmigung wartete. Wir erfuhren viel über Wisente in der Ausstellung, beispielsweise dass sie nicht die Vorfahren unserer Milchkühe, sondern nur mit ihnen verwand sind. Danach gingen wir zu den Gehegen. Leider konnten wir nicht bis zur Fütterung um 15 Uhr warten und sahen die Wisente nur faul herumliegen. Hungrig vom Laufen machten wir einen Abstecher zur Fischräucherei von Damerow. Hier gab es geräucherten Fisch direkt aus dem Ofen. Dieser war so köstlich, dass wir gleich zwei Portionen und zum Nachtisch einen Fischer-Geist genossen. Denn an diesem Tag wurde nicht gefahren. Auf dem Weg zurück nach Jabel regnete es ein bisschen, und wir waren froh, dass wir entsprechende Kleidung dabei hatten. Erst zurück am Steg erfuhren wir von dem Angebot des Hafenmeisters über einen Transferdienst vom Hafen nach Damerow.
Drehbrücke Malchow
Nach diesem schönen Osterwochenende ging die Reise am Dienstag mit etwas Gegenwind weiter nach Plau. Wir fuhren wieder durch die kleine Einfahrt des Sees zum Fleesenkanal weiter über den Fleesensee zum Malchower See. Kurz vor 12 Uhr erreichten wir Malchow und brauchten nur kurz auf die Öffnung der Drehbrücke Punkt 12 Uhr warten. Da wir aus dem Reiseführer über die Prozedur des Spendens für die Brücke informiert waren, saßen unsere Kinder bei der Durchfahrt mit einem Euro in der Hand auf dem Oberdeck und ließen diesen in den Klingelbeutel des Brückenwärters fallen. Dieser bedankte sich, und wir fuhren vorsichtig weiter.
Ganz langsam ohne Wellenschlag über den Recken, damit die Schilfgründe des Ufers nicht beschädigt wurden. Dass dabei unser Boot die erlaubten neun Kilometer pro Stunde nicht erreichte, war uns bei dieser schönen Umgebung egal. Bei Lenz erreichten wir den Plauer See und die „Sea Bridge“ musste mächtig gegen die Wellen des Sees ankämpfen. Ich legte den Hebel auf Vollgas und stellte fest, dass sie dadurch ruhiger lief, weil die Wellen an ihrem Bug einfach zerplatzten. Die Gischt spritzte bis ans Oberdeck. Wir aber blieben durch das Cabrioverdeck geschützt trocken, und es machte richtig Spaß.
Die Einfahrt nach Plau war nicht leicht zu finden, da wir die Tonne 10 nicht entdeckten. Irgendwann sahen wir dafür südlich ein Fahrgastschiff fahren und folgten ihm. Wie zu erwarten war, fuhr es nach Plau, und wir legten am Wasserwanderrastplatz an. Hier war der Wind kaum zu spüren. Wir wurden wieder von einem sehr freundlichen Hafenmeister empfangen, der uns alle wichtigen Sehenswürdigkeiten zu Plau erklärte, sogar eine Stadt-Skizze überreichte und uns fotografierte. Wir interessierten uns natürlich besonders für die Hubbrücke und die Hühnerleiter genannte Brücke. Die Mühen zum Erhalt dieses technischen Denkmals haben sich wirklich gelohnt.
Am Abend musste ich noch das Boot wenden, weil sich die Satellitenantenne nicht in alle Richtungen drehen ließ und die Familie unbedingt die angekündigte Liebeskomödie sehen wollte.
Unterwegs von Plau nach Waren
Am Mittwoch waren vier von sieben Nächten vorbei, und wir mussten an den Rückweg denken. Das Wetter wurde immer sonniger, und wir beschlossen mit geöffnetem Cabrioverdeck nach Waren zu fahren. Der Plauer See war inzwischen wesentlich ruhiger, und durch die freie Sicht ohne Verdeck konnten wir mühelos der Betonnung bis zur Einfahrt zum Petersdorfer See folgen. Im Stadthafen von Waren fanden wir viele der Fahrgastschiffe wieder, die uns zuvor so oft begleiteten. Deren Namen „Loreley“ und „Weissenfels“ ließen vermuten, dass sie früher ihren Dienst in unserer Wahlheimat dem Rheintal leisteten. Wir legten in direkter Nähe zur Uferpromenade an und genossen das reichhaltige Angebot der historischen Altstadt in seiner renovierten Schönheit und mit Blick auf unsere moderne Yacht.
Am Donnerstag versorgten wir uns in der Tourist-Info von Waren mit Souvenirs und fuhren weiter am schönen Schloss Klink vorbei nach Röbel. Wir machten zunächst im Stadthafen von Röbel fest. Einen Hafenmeister fanden wir nicht, aber das „Haus des Gastes“. Hier erklärte man uns, dass wir im Stadthafen ohne Service liegen bleiben dürften und öffnete uns dann das Heimatmuseum. Auf liebevolle Art und Weise sind hier Reliquien aus der Seefahrer- und Fischerzeit gesammelt. Das Wetter war inzwischen richtig sonnig geworden, und wir konnten unser erstes Eis an der wunderschönen Promenade am Stadthafen mit Blick auf den Springbrunnen genießen.
Zum Übernachten setzten wir zum Wasser-Service-Center Röbel um. Hier gibt es alles, was das Sportbootfahrer-Herz begehrt, nur keinen Schutz vor dem Schwell der gelegentlich vorbeifahrenden Berufsschifffahrt. Also musste gut abgefendert werden. Die Kinder fanden sofort Anschluss auf dem Spielplatz, und wir versorgten zum ersten Mal unser Boot mit Frischwasser. Am nächsten Morgen legten wir wehmütig zu unserer letzten Etappe in Richtung Heimathafen ab. Da es bis dort nicht sehr weit ist, tankten wir in Röbel noch mit Diesel auf. Etwa 75 Liter hatten wir in 18 Betriebstunden verbraucht. Der klassische Dieselmotor aus Deutz hatte sich als richtiges Sparschwein erwiesen. Auf der Müritz angekommen, zeigte sich eine echte Alternative zum Maschinenantrieb. Ich stellte den Motor einfach ab und überließ die „Sea Bridge“ dem Wind. Das Schiff stellte sich quer zur Windrichtung und schob uns ganz langsam nach Hause.
Da wir noch reichlich Zeit hatten und auch sonst nichts gegen eine Treibfahrt sprach, genossen wir einfach die leichte Brise auf dem Deck und bereiteten uns ein Mittagessen zu. Endlich konnten wir auch den Klapptisch benutzen, der sonst immer nur von links nach rechts aus dem Weg geräumt wurde. Bei mir kam ein bisschen die Lust zu einem Bad in der Müritz auf, aber damit war es schnell vorbei, als ich bis zu den Knien im Wasser war. Man muss schon etwas härter sein, um bei diesen Temperaturen zu baden.
Als die Marina Claassee in Sicht kam, entschlossen wir uns noch zu einer Rundfahrt über die Kleine Müritz, denn zum Beenden unseres Ausflugs konnten wir uns noch nicht überwinden. Aber danach war es soweit, und wir mussten die „Sea Bridge“ zum vorläufig letzten Mal festmachen. Wir sortierten schon mal alles, was nicht mehr gebraucht wurde wieder in die Koffer zurück, und stellten uns auf das letzte Abendbrot an Bord ein.
Die Rückgabe am nächsten Morgen ging sehr schnell, denn wir hatten nichts beschädigt und in Röbel bereits vollgetankt. So musste nichts nachberechnet werden, und wir gingen zum vorbestellten Frühstück ins Hafenbistro. Irgendwie fehlte uns hier das Schaukeln der Yacht. Jedenfalls schaukelte dieser feste Boden mehr unter den Füßen als der schwimmende. Trotzdem konnten wir unser Frühstück an Land genießen, zumal wir das Geschirr nicht wegräumen und abwaschen mussten. An Bord der „Sea Bridge“ hätten wir das natürlich gern getan.
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