Rheinsberg: Ein Schloss der Kunst

By Veröffentlich am: 6. Januar 2023

Nach Rheinsberg kommt man nicht nur wegen des Schlosses, sondern wandelt auf Tucholskys Spuren oder ist einfach Opernfan.

Nachdem im April 1740 ein verheerender Stadtbrand die ursprünglich regellose mittelalterliche Bebauung von Rheinsberg bis auf die Kirche und 19 Wohnhäuser in der Mühlenstraße zerstörte, beauftragte Friedrich II. den königlichen Intendanten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff mit der Planung des Wiederaufbaus, dessen Ausführung Bauinspektor Christian Friedrich Feldmann übernahm. Unter Berücksichtigung von Schloss, Kirche und der erhaltenen Bebauung in der Mühlenstraße entstand zwischen dem nördlichen Glashütter Tor, dem südlichen Scheunentor und dem Ruppiner Tor im Osten der durch ein regelmäßiges Straßennetz in elf geschlossene Wohnquartiere gegliederte und für das 18. Jahrhundert typische Grundriss einer preußischen Immediatsstadt. Die im übrigen jeden Herbst Schauplatz des beliebten Töpfermarktes ist.

Der bereits 1738 erbaute Marstall verhinderte die Ausbildung einer dominierenden Schlossachse, und so übernahmen Markt und Triangelplatz die Vermittlung zwischen Schloss und Barockstadt. Durch Baumbepflanzungen wurden der Triangelplatz und der Markt sowie die einmündenden Straßen zusätzlich hervorgehoben. Die Rheinsberger Typenhäuser, ein- und zweigeschossige Fachwerkbauten mit sparsam gegliederten Putzfassaden und Biberschwanz gedeckten Satteldächern, prägen das Stadtbild. Noch heute ist die historisch gewachsene Einheit von Schloss, Garten- und Parkanlagen und dem barocken Stadtkern Rheinsbergs für jeden Besucher erlebbar.

Schloss Rheinsberg

Die meisten Besucher kennen nur ein Ziel: das Schloss. Mit seinen beiden charakteristischen Türmen dem Grienericksee zugewandt, scheint es ins Wasser zu ragen. 1734 erhielt Baudirektor Johann Gottfried Kemmeter von König Friedrich Wilhelm I. den Auftrag, für den Kronprinzen Friedrich das Schloss zu errichten.

Vermutlich plante bereits Kemmeter eine zum See hin geöffnete Dreiflügelanlage, die jedoch erst Knobelsdorff verwirklichte. Er schuf auch die Säulengalerie zwischen dem „Klingenberg“ und dem Nordflügel sowie die Freitreppe zum See hin. Viele bedeutende Künstler arbeiteten am Schloss mit. Durch ihr Schaffen entstand das, was später das friderizianische Rokoko genannt wurde, das im Potsdamer Schloss Sanssouci vollendet wurde. Friedrich residierte nur vier Jahre in Rheinsberg. Dann wurde er 1740 König. Sein Bruder Heinrich lebte ab 1744 bis zu seinem Tode 1802 im Schloss. Er baute das Schloss aus und gestaltete die Innenräume in der Form, wie sie jetzt wiederhergestellt wird. Zu DDR-Zeiten wurde das Schloss als Diabetiker-Sanatorium genutzt und war für Besucher unzugänglich.

Heute ist Schloss Rheinsberg in jeder Beziehung ein lebendiges Museum. Lebendig deshalb, weil das Schloss immer wieder Ort für Konzerte oder Kulissen für Aufführungen der Kammeroper Rheinsberg ist.

Der Schlosspark

Schon Kurt Tucholsky empfand die Stimmung des Parks überwältigend und manifestierte sie in seiner Erfolgserzählung »Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte«. Zu seinen Ehren präsentiert das Museum im Schloss das Leben und Werk des Autors. Auch heute noch spürt der Besucher die Faszination der Gartenanlage. Überall im Park finden sich kleine und große Kunstwerke, Denkmale, Büsten, Figuren, Urnen, Vasen. Kleine idyllische Wege führen auf geschwungenen Holzbrücken über schmale Kanäle. Hier sprudelt eine (künstliche) Quelle, dort speit eine Fontäne Wasser.

Vom Schloss führt die Schlossgartenbrücke (oder Billardtreppe, nach dem Billardzimmer im Schloss) über den Rhin in den Park. Über die große Allee gelangt man zum Orangerierondell. Auf dem Weg dorthin passiert man an der Freitreppe zwei Sphinxen, die die Gesichter der Madame Pompadour und der österreichischen Kaiserin Maria Theresia tragen, heißt es. Linker Hand steht die Grabpyramide des Prinzen Heinrich, der sich im Park bestatten ließ. Besonders anziehend ist die Felssteingrotte am Ufer des Grienericksees, die im Stile einer Einsiedelei während des siebenjährigen Krieges errichtet wurde. Nach der Nymphe Egeria wird sie auch Egeriagrotte genannt. Böse Zungen behaupten, Prinz Heinrich habe seinem großen Bruder mit dem Obelisken, der am gegenüber liegenden Ufer des Schlosses aufgestellt wurde, eins auswischen wollen. Mit dem Obelisken wurden Generäle Friedrichs geehrt, die nach Einschätzung Heinrichs von seinem Bruder nicht gebührend gewürdigt wurden. Friedrichs Name fehlt auf dem Stein, genauso wie diejenigen seiner geschätztesten Generäle.

Musikakademie und Kammeroper Rheinsberg

Schloss Rheinsberg ist wieder Musenhof. Als Friedrich II. noch der junge Fritz war, verbrachte er in Rheinsberg die »schönste Zeit seines Lebens«. Seit 1991 gibt es an diesem herrlichen Ort das internationale Opernfestival Kammeroper Schloss Rheinsberg, ein einmaliges Open air-Fest der Stars von morgen. Der Berliner Komponist Siegfried Matthus rief es ins Leben. Unter seiner künstlerischen Leitung erwarb es internationales Renommee. In Rheinsberg treten junge Sängerinnen und Sänger aus aller Welt auf, die mit dem Charme ihrer jungen Stimmen bezaubern. Rheinsberg bietet dazu ein Ambiente, wie es wohl kaum ein Bühnenbildner bauen kann: Das Heckentheater inmitten einer herrlichen Parklandschaft hat einen besonderen Reiz. Das wieder aufgebaute Schlosstheater fügt sich in den historischen Gebäudekomplex von Schloss und Kavalierhaus ein und überrascht im Innern mit einem modernen Theatersaal.

Unterwegs auf dem Wasser

Neben der reichhaltigen Natur ist Rheinsberg ein Eldorado für Urlaub am und auf dem Wasser. Ob nun unterwegs mit dem Hausboot, am Ufer entlang des Grienericksees in Richtung Yachthafen und Hafendorf oder aber mit dem Kanu. Rheinsberg bietet für Wasserliebhaber viel Abwechslung und reichhaltige Möglichkeiten.

Hier unsere Tipps für Urlaub auf dem Wasser:
Kanutour auf dem Rheinsberg Rhin
Hausboottour ab Rheinsberg

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Rheinsberg: Ein Schloss der Kunst
By |4,4 Minuten Lesezeit|887 Wörter|Veröffentlich am: 6. Januar 2023|

Nach Rheinsberg kommt man nicht nur wegen des Schlosses, sondern wandelt auf Tucholskys Spuren oder ist einfach Opernfan.

Nachdem im April 1740 ein verheerender Stadtbrand die ursprünglich regellose mittelalterliche Bebauung von Rheinsberg bis auf die Kirche und 19 Wohnhäuser in der Mühlenstraße zerstörte, beauftragte Friedrich II. den königlichen Intendanten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff mit der Planung des Wiederaufbaus, dessen Ausführung Bauinspektor Christian Friedrich Feldmann übernahm. Unter Berücksichtigung von Schloss, Kirche und der erhaltenen Bebauung in der Mühlenstraße entstand zwischen dem nördlichen Glashütter Tor, dem südlichen Scheunentor und dem Ruppiner Tor im Osten der durch ein regelmäßiges Straßennetz in elf geschlossene Wohnquartiere gegliederte und für das 18. Jahrhundert typische Grundriss einer preußischen Immediatsstadt. Die im übrigen jeden Herbst Schauplatz des beliebten Töpfermarktes ist.

Der bereits 1738 erbaute Marstall verhinderte die Ausbildung einer dominierenden Schlossachse, und so übernahmen Markt und Triangelplatz die Vermittlung zwischen Schloss und Barockstadt. Durch Baumbepflanzungen wurden der Triangelplatz und der Markt sowie die einmündenden Straßen zusätzlich hervorgehoben. Die Rheinsberger Typenhäuser, ein- und zweigeschossige Fachwerkbauten mit sparsam gegliederten Putzfassaden und Biberschwanz gedeckten Satteldächern, prägen das Stadtbild. Noch heute ist die historisch gewachsene Einheit von Schloss, Garten- und Parkanlagen und dem barocken Stadtkern Rheinsbergs für jeden Besucher erlebbar.

Schloss Rheinsberg

Die meisten Besucher kennen nur ein Ziel: das Schloss. Mit seinen beiden charakteristischen Türmen dem Grienericksee zugewandt, scheint es ins Wasser zu ragen. 1734 erhielt Baudirektor Johann Gottfried Kemmeter von König Friedrich Wilhelm I. den Auftrag, für den Kronprinzen Friedrich das Schloss zu errichten.

Vermutlich plante bereits Kemmeter eine zum See hin geöffnete Dreiflügelanlage, die jedoch erst Knobelsdorff verwirklichte. Er schuf auch die Säulengalerie zwischen dem „Klingenberg“ und dem Nordflügel sowie die Freitreppe zum See hin. Viele bedeutende Künstler arbeiteten am Schloss mit. Durch ihr Schaffen entstand das, was später das friderizianische Rokoko genannt wurde, das im Potsdamer Schloss Sanssouci vollendet wurde. Friedrich residierte nur vier Jahre in Rheinsberg. Dann wurde er 1740 König. Sein Bruder Heinrich lebte ab 1744 bis zu seinem Tode 1802 im Schloss. Er baute das Schloss aus und gestaltete die Innenräume in der Form, wie sie jetzt wiederhergestellt wird. Zu DDR-Zeiten wurde das Schloss als Diabetiker-Sanatorium genutzt und war für Besucher unzugänglich.

Heute ist Schloss Rheinsberg in jeder Beziehung ein lebendiges Museum. Lebendig deshalb, weil das Schloss immer wieder Ort für Konzerte oder Kulissen für Aufführungen der Kammeroper Rheinsberg ist.

Der Schlosspark

Schon Kurt Tucholsky empfand die Stimmung des Parks überwältigend und manifestierte sie in seiner Erfolgserzählung »Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte«. Zu seinen Ehren präsentiert das Museum im Schloss das Leben und Werk des Autors. Auch heute noch spürt der Besucher die Faszination der Gartenanlage. Überall im Park finden sich kleine und große Kunstwerke, Denkmale, Büsten, Figuren, Urnen, Vasen. Kleine idyllische Wege führen auf geschwungenen Holzbrücken über schmale Kanäle. Hier sprudelt eine (künstliche) Quelle, dort speit eine Fontäne Wasser.

Vom Schloss führt die Schlossgartenbrücke (oder Billardtreppe, nach dem Billardzimmer im Schloss) über den Rhin in den Park. Über die große Allee gelangt man zum Orangerierondell. Auf dem Weg dorthin passiert man an der Freitreppe zwei Sphinxen, die die Gesichter der Madame Pompadour und der österreichischen Kaiserin Maria Theresia tragen, heißt es. Linker Hand steht die Grabpyramide des Prinzen Heinrich, der sich im Park bestatten ließ. Besonders anziehend ist die Felssteingrotte am Ufer des Grienericksees, die im Stile einer Einsiedelei während des siebenjährigen Krieges errichtet wurde. Nach der Nymphe Egeria wird sie auch Egeriagrotte genannt. Böse Zungen behaupten, Prinz Heinrich habe seinem großen Bruder mit dem Obelisken, der am gegenüber liegenden Ufer des Schlosses aufgestellt wurde, eins auswischen wollen. Mit dem Obelisken wurden Generäle Friedrichs geehrt, die nach Einschätzung Heinrichs von seinem Bruder nicht gebührend gewürdigt wurden. Friedrichs Name fehlt auf dem Stein, genauso wie diejenigen seiner geschätztesten Generäle.

Musikakademie und Kammeroper Rheinsberg

Schloss Rheinsberg ist wieder Musenhof. Als Friedrich II. noch der junge Fritz war, verbrachte er in Rheinsberg die »schönste Zeit seines Lebens«. Seit 1991 gibt es an diesem herrlichen Ort das internationale Opernfestival Kammeroper Schloss Rheinsberg, ein einmaliges Open air-Fest der Stars von morgen. Der Berliner Komponist Siegfried Matthus rief es ins Leben. Unter seiner künstlerischen Leitung erwarb es internationales Renommee. In Rheinsberg treten junge Sängerinnen und Sänger aus aller Welt auf, die mit dem Charme ihrer jungen Stimmen bezaubern. Rheinsberg bietet dazu ein Ambiente, wie es wohl kaum ein Bühnenbildner bauen kann: Das Heckentheater inmitten einer herrlichen Parklandschaft hat einen besonderen Reiz. Das wieder aufgebaute Schlosstheater fügt sich in den historischen Gebäudekomplex von Schloss und Kavalierhaus ein und überrascht im Innern mit einem modernen Theatersaal.

Unterwegs auf dem Wasser

Neben der reichhaltigen Natur ist Rheinsberg ein Eldorado für Urlaub am und auf dem Wasser. Ob nun unterwegs mit dem Hausboot, am Ufer entlang des Grienericksees in Richtung Yachthafen und Hafendorf oder aber mit dem Kanu. Rheinsberg bietet für Wasserliebhaber viel Abwechslung und reichhaltige Möglichkeiten.

Hier unsere Tipps für Urlaub auf dem Wasser:
Kanutour auf dem Rheinsberg Rhin
Hausboottour ab Rheinsberg

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