Mit dem Hausboot von Rheinsberg bis Bad Saarow
Wir wagen die lange Reise an Bord eines Hausbootes durch das dichte Gewässernetz von Rheinsberg über Berlin bis nach Bad Saarow.
Seit nunmehr drei Jahren stehen die Schiffe von Connoisseur ab der Basis Marina Wolfsbruch für Hausboot Törns auf den mecklenburgischen und märkischen Gewässern bereit. An einem Septembermorgen treffen wir zu viert hier ein. Nun endlich starten wir unsere lang geplante Tour von Rheinsberg über Berlin und Bad Saarow bis Potsdam. Unser Boot ist die neueste Errungenschaft der Connoisseur-Flotte: die Elegance, der große Bruder der Caprice.
An Bord des Hausbootes in der Marina Wolfsbruch
Die sehr geräumigen Boote verfügen über drei Doppelkabinen. Sie heben sich durch ihre geschwungene Form von anderen Bootstypen auf den hiesigen Gewässern angenehm ab. Mit gut 13 Meter Länge lässt sich das Boot in weiten Teilen des Reviers gut navigieren. Dies gelingt auch ungeübten Bootsfahrer mit dem sogenannten Charterschein, der das führerscheinfrei navigieren erlaubt.
Am Freitagnachmittag erreichen wir die Zufahrt zur Marina Wolfsbruch in Kleinzerlang, unweit von Rheinsberg. Der Hafenmeister weist uns nach der Anmeldung einen Parkplatz zu. Sofort können wir unser Gepäck in die bereitstehenden Transportwägelchen verstauen und unser Boot beladen. Auf der rechten Seite des langen Mittelsteges ist die Elegance fest vertäut. Das Beladen des Hausbootes geht schnell und problemlos dank der Sitzecke, die achtern durch eine große Schiebetür mit dem Salon des Schiffes verbunden ist. Nachdem uns die Mitarbeiter von Connoisseur eingewiesen haben, starten wir unseren Törn.
Die erste Boots-Etappe führt über die Schleuse Wolfsbruch direkt neben der Marina Wolfsbruch bis zur Schleuse Strasen, die wir kurz vor Betriebsende passieren. Fünfhundert Meter weiter legen wir an der Marina des Naturferiendorfes Strasen an. Die neu errichtete Marina ist voll betriebsbereit inklusive einem Wirtschaftshof, der künftig auch die geplanten Ferienimmobilien versorgen wird. Die Anlage verfügt über komfortable Schwimmstege mit begehbarem Ausleger für bis zu 28 Boote. Die Wassertiefe am Anleger beträgt 3,50 Meter und ist optimal geeignet für Bootslängen bis zwölf Meter. Aber auch mit unserer 13 Meter langen Elegance können wir bei ruhigem Wetter festmachen. Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser sind vorhanden. Ebenso wie Duschen, WCs, Wäscheservice und Sauna. Das Abendessen nehmen wir auf der herrlich gelegenen Terrasse des Hotels Zum Löwen im nahen Strasen ein.
Samstag: Ziegenhof in Regow
Um acht Uhr schellt der Wecker. Bei strahlend blauem Himmel fällt keinem das Aufstehen schwer. Schon um neun Uhr nehmen wir die erste Schleusung zusammen mit einem Hausboot der Reihe Pinichette unter dem Kommando eines Schweizer Skippers . Wir kommen während der Schleusung schnell ins Gespräch und hören gern, wie begeistert sie von ihrer bisherigen Reise durchs Seenland berichten. Im Konvoi fahren wir entlang der Steinhavelmühle auf den Röblinsee.
Vor uns liegt die Schleuse Fürstenberg, und wir haben wieder Glück. Die Schleusenwärterin öffnet extra für uns und unsere Schweizer Begleiter die Tore noch einmal, und wir fahren anscheinend recht fachmännisch in die Schleusenkammer. Jedenfalls kommentiert die Frau unser Manöver mit den Worten: Gelernt ist gelernt! An der Wasserstadt Fürstenberg mit ihrem Barockschloss, dem Brandenburger Forstmuseum und der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück führt heute unsere Tour leider nur vorbei.
Auf dem Stolpsee herrscht eine ziemliche Welle, gegen die wir ankämpfen müssen. Doch mit unserem Boot haben wir kein Problem. Vielmehr bewundern wir die Kinder in ihren kleinen Optimisten, die über den See zu einer Regatta nach Lychen geschleppt werden. Wir nehmen Kurs Richtung Havel. Gegen 14 Uhr erreichen wir Bredereiche. Vor der Guillotinenschleuse befi ndet sich auf der Backbordseite ein Wasserwanderrastplatz mit Absaugstation und der Möglichkeit, im Ort einzukaufen. Im nächsten Ort namens Burgwall gibt es an der Fähre ebenfalls einen schöner Anleger, aber noch ist es zu früh für eine Rast.
Rast auf dem Ziegenhof
Schon beim Anfahren der Schleuse Regow sehen wir Rauchschwaden in den Himmel steigen. Genau an diesem Wochenende feiert die Ziegenkäserei Regow ihr Hoffest. Zusammen mit dem Betreiber Hans Peter Dill dürfen wir und alle Gäste des Hofes heute zusammen die Ziegenherde auf die Heidefl äche zum Weiden führen. Wir probieren Eis aus Ziegenmilch und genießen einen guten Rotwein zusammen mit „auf Weiden“ gekochtem Ziegenfl eisch samt Salat und Maiskolben. Die restliche Reise sind wir gut versorgt mit köstlichem Ziegenkäse aus ökologischer Produktion. Eigentlich würden wir gern mehr Zeit an diesem besonderen Ort verbringen, doch wir wollen noch unser Etappenziel Zehdenick an diesem Tag erreichen.
Unsere Strecke ist jedoch weiter als gedacht; die Schatten werden immer länger, und wir überlegen, ob wir in den alten Tonstichen vor Zehdenick ankern, was durchaus möglich wäre. An einen Abstecher zum Ziegeleipark in Mildenberg ist nicht mehr zu denken. Hätten wir Kinder an Bord, so wäre es Pfl icht gewesen, sich das dortige Museum anzuschauen und in der angrenzenden Marina die Nacht zu verbringen. Der Ziegeleipark befi ndet sich auf dem Gelände zweier denkmalgeschützter Großziegeleien und macht die Ziegelei- und Technikgeschichte erlebbar. Besonders der Baumaterialbedarf der Hauptstadt ließ die Region um Zehdenick einst zum größten Ziegeleigebiet Europas werden. Die letzten Öfen der Ziegeleien in Zehdenick erloschen 1991.
Doch wir entschließen uns, mit dem letzten Sonnenlicht in die Marina von Zehdenick einzulaufen. Sofort ist der Hafenmeister zur Stelle und hilft uns, das Schiff in eine der freien Boxen hineinzumanövrieren. Wir unternehmen einen Abendspaziergang durch Zehdenick. An vielen Stellen in der Stadt wird an die große Tradi tion als Binnenschifferstandort erinnert. Es macht Spaß, durch Zehdenick zu laufen; liebevoll ist die Altstadt restauriert worden, und mehrere Kneipen und Gaststätten laden zur Einkehr ein.
Sonntag: Oder-Havel-Kanal
Nach dem aufregenden ersten Tag auf dem Wasser genießen wir ein ausgiebiges Frühstück an Bord mit Brötchen vom Hafenmeister. Gegen elf Uhr legen wir ab und fahren in die Schleuse Zehdenick ein.
Die Havel mäandert auf ihrem Weg in Richtung Berlin ruhig vor sich hin. Ein parallel zum Kanal laufender Radweg lässt zahlreiche Wochenendausfl ügler unsere Begleiter an diesem Morgen werden. Wir schippern vor uns hin und genießen den weiten Himmel. Die Schleuse Bischofswerder unterbricht unsere Fahrt. Auf dem Oder- Havel-Kanal tuckern wir mit sechs Kilometern pro Stunde in Richtung Oranienburg. Vor der Schleuse Lehnitzsee erinnert uns ein Denkmal an die dunkle Vergangenheit, die auch die Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen ausführlich dokumentiert.
Mit der Einfahrt in den Lehnitzsee erfahren wir einen großen Kontrast. Der See ist gesprenkelt mit Booten und Badenden, die das schöne Spätsommerwetter zum Entspannen nutzen. Unser Schifffahrtsweg schlängelt sich durch Kleingartenkolonien, und bei jeder zweiten Laube veranstalten gut gelaunte Anwohner mit Freunden ein Abendessen am Wasser. Unser Weg führt auch vorbei an der Havel-Baude, einer Marina mit Ausfl ugslokal, das gut frequentiert ist. Spätestens an der Stadtgrenze von Henningsdorf spüren wir die Nähe der Großstadt. Die Uferbereiche sind stärker bebaut und die Wasserwege stärker frequentiert. Eine willkommene Abwechslung und Herausforderung für die Aufmerksamkeit des Skippers.
Am frühen Abend überqueren wir die Stadtgrenze von Berlin und erreichen kurz darauf die neue Schleuse von Spandau. Am Anleger direkt unterhalb der Altstadt von Spandau wollen wir festmachen und den Tag mit einem Bummel durch die Altstadt ausklingen lassen. Die ersten Crewmitglieder machen sich schon stadtfein, doch haben sie sich zu früh gefreut.
Kurz nach uns erreicht ein Berufsschiff mit der beachtlichen Länge von 120 Metern die Schleuse und darf natürlich zuerst passieren. Das bedeutet für uns 45 Minuten Wartezeit. Als wir endlich in die Schleuse einlaufen können, senkt sich die Sonne schon hinter den Turm des Rathauses. Nach dem Anlegen schlendern wir noch in die Altstadt, durchschreiten den schön angelegten Marktplatz und landen schließlich bei der Eisdiele Florida, die bekannt ist für ihre leckeren Eiskreationen. Zufrieden fallen wir nach unserem Ausflug in die Kojen.
Montag: Berlin
Abfahrt gegen elf Uhr vom Schiffbauerdamm in Spandau. Die Fahrt auf der Spree führt uns in die City-West, vorbei am Schloss Charlottenburg, dem Tiergarten und entlang des Berliner Zoos. Als Route wählen wir den Landwehrkanal, dieser führt zwar nicht am Reichstag und dem Regierungsviertel vorbei, ist aber nicht weniger charmant, fließt er doch mitten durch Kreuzberg. Die Strecke vorbei am Kanzleramt und der Museumsinsel war in der Saison 2006 nur für Sportboote mit UKW-Gerät gestattet, da der Abrissschutt vom Palast der Republik über die Binnenwasserstraße abtransportiert
wurde. Mittlerweile wurde diese Sperrung wieder aufgehoben.
Besonders beeindruckt uns während der Fahrt auf dem Landwehrkanal die direkte Nähe zur Großstadt. Wir fahren parallel zur U-Bahn, vorbei am Technikmuseum mit seinem freischwebenden Oldtimer-Flugzeug und sehen die Hochhäuser des Potsdamer Platzes. Mittags erreichen wir den Urbanhafen, eine als Hafen konzipierte Verbreiterung des Kanals mitten in Kreuzberg. Heute ziehen viele Schwäne ihre Runden im Hafenbecken,
und sonnenhungrige Großstädter bevölkern die Wiesen ringsherum.
Die kleine Oberschleuse entlässt uns aus dem Landwehrkanal, und wir fi nden uns kurz vor der Oberbaumbrücke wieder. Nun sind wir am anderen Ende der nur für UKW-fähige Schiffe gestatteten Route. Vor der Oberbaumbrücke drehen wir für das Fotoalbum eine Runde. Das macht uns wohl für die Wasserschutzpolizei interessant. „Sportbootkontrolle, bitte beidrehen“, ertönt es aus ihren Lautsprechern. Wir drehen pfl ichtbewusst bei und legen mitten auf der Spree am Polizeiboot an. Die Kontrolle geht schnell vonstatten, nichts zu beanstanden.
Nach einer kurzen optischen Durststrecke vorbei an alten Industriebauten entlang der Spree gelangen wir nach Köpenick. Anleger und Restaurants am Wasser laden zum Verweilen ein. Wir durchqueren den Müggelsee, und die Müggelspree bringt uns weiter zu den südlichen Gewässern. Ein schönes Haus reiht sich an das nächste. Jeder Anrainer verfügt über ein Boot, und die Vorgärten sind liebevoll zum Wasser hin gestaltet. Das beliebte Restaurant Neu-Helgoland ist gut besucht, und die Gäste prosten uns zu, immerhin sind wir hier eines der größten Boote auf Tour. Die Wochenendler bevorzugen kleine spritzige Boote zum Besuch beim Nachbarn. Unsere Fahrt führt weiter auf den Langen See, wo wir uns eine ruhige Bucht zum Ankern suchen.
Dienstag: Bad Saarow
Um 10:20 Uhr ist der Anker gelichtet, und unsere Tour führt weiter über den großen Wolziger See. Langsam gleicht sich die Landschaft an die unseres Tourstarts an: viel Natur und eine große Weite auf den Seen. Der Wolzig/Storkower Kanal beeindruckt uns durch sein idyllisches Grün im Kontrast zum immer noch blauen Himmel. Eine gute Stunde später erreichen wir die Schleuse Kummersdorf, die im Gegensatz zu den Stadtschleusen recht eng gebaut ist. Aber auch dort passen wir hinein. Wieder einmal bestätigt sich: Meist wirken Schleusen aus der Ferne viel kleiner, als sie tatsächlich sind.
Um 12:45 Uhr erreichen wir über den Kanal, der 1745/1746 unter Friedrich II. als schiffbarer Wasserweg zwischen dem Storkower und Wolziger See erbaut wurde, die Stadt Storkow. Wir durchfahren die Schleuse und legen am öffentlichen Anleger mit dem Schild „Gelbe Welle“, das Gastlieger im Hafen willkommen heißt, vor der Klappbrücke an, um diesen schönen märkischen Ort zu besuchen.
Sehenswert ist hier insbesondere die Altstadt mit Marktplatz sowie die Burg Storkow. Bereits 1136 durch die mächtigen Wettiner als Grenzfestung errichtet, zählt sie zu den ältesten und bedeutendsten Burganlagen Ostbrandenburgs. Obgleich 1978 bei einem Brand das Hauptgebäude der Burg von den Flammen zerstört wurde, zeigen die 1998 gestarteten Aufbauarbeiten erste Früchte.
Im ausgebauten Fachwerkhaus befi ndet sich das Tourismuszentrum, eine Freilichtbühne wurde in die Burganlage integriert, und große Teile der Burgmauern sind rekonstruiert worden. Für das 800. Stadtjubiläum im Jahr 2009 ist schon jetzt Großes geplant. Dann soll der historische Burgpalast rekonstruiert werden und in seinem Inneren ein Saal für Konzerte, Konferenzen und Ausstellungen entstehen. Erste Gäste haben sich für die Veranstaltungen schon angesagt. So will die Rockband „Die Puhdys“ dort anlässlich ihres 40. Bühnenjubiläums die erste Ausstellung eröffnen, natürlich zu ihrer Bandgeschichte.
Nach einem ausgiebigen Stadtrundgang kehren wir auf unsere Elegance zurück und setzten die Fahrt fort. Die Storkower Klappbrücke muss im Selbstbedienungsbetrieb bedient werden, und ein Crew mitglied betätigt den grünen Hebel zur Weiterfahrt. Gegen Mittag erreichen wir den Scharmützelsee, das „Märkische Meer“, auf dem zahlreiche Segler ihre Runden drehen. Als erstes legen wir eine Badepause auf dem größten Brandenburgischen Gewässer ein.
Nachdem uns das kühle Nass erfrischt hat, laufen wir den Hafen Fontane park von der Saarow-Marina am westlichen Seeufer direkt an der Uferpromenade im Zentrum von Bad Saarow an. In der geschützten Bucht befi nden sich 117 Liegeplätze auf Schwimmstegen. Alle Liegeplätze verfügen über Strom und Frischwasser und bieten mit 14 Metern Länge und 4,50 Metern Breite auch unserem Boot genügend Platz. Sollte sich hier kein Liegeplatz fi nden, stehen noch drei weitere Liegeplätze in unmittelbarer Umgebung zur Verfügung.
Am Abend schlendern wir die Kur-Promenade entlang und feiern den geografi schen Wendepunkt unserer gemeinsamen Reise gebührend in der Dependance. Der Scharmützelsee ist eine wasserseitige Sackgasse. Man hat nur die Wahl, hier zu bleiben oder umzukehren. Im zum „Esplanade Resort und Spa“ gehörenden Restaurant fällt uns die Wahl nicht schwer. Gern würden wir hier länger verweilen.
Das historische Gebäude der Dependance ist der einzige erhaltene Teil des ehemaligen Kurhauses Esplanade. Dass die Dependance in den goldenen Zwanzigern das bevorzugte Refugium für Berühmtheiten aus aller Welt war, befl ügelt unsere Gespräche.
Bad Saarow fesselt uns am nächsten Tage so sehr, dass wir nach dem Thermalbesuch zu spät aufbrechen. Eigentlich wollen wir nach der Schleuse in Kummersdorf unsere Fahrt fortsetzen. Aber für eine Weiterfahrt ist es schon zu spät, wir entschließen uns, am Gasthaus zur Kleinen Schänke direkt hinter der Schleuse anzulegen. Dort nehmen wir unser Abendbrot ein, und die Nacht verläuft ohne Zwischenfälle, sodass wir am nächsten Morgen um
acht Uhr unsere Weiterfahrt starten können.
Mittwoch: Umwege
Schon am Morgen ist es an Deck erstaunlich warm. Die Sonnenschirme müssen einmal mehr ihren Dienst verrichten. Als wir in Gussow eine Eisdiele mit Anleger passieren, votieren etliche Mitfahrer für einen Zwischenstopp, doch für Eis ist es noch zu früh, entscheidet unser führsorglicher Kapitän.
In Zeuthen legen wir bei Kuhnle-Tours an, um uns mit Frischwasser zu versorgen und den Abwassertank zu leeren. Schon nach kurzer Zeit ist alles wieder einsatzbereit, und unsere Fahrt geht zügig weiter. Leider etwas zu zügig für die Beamten der Wasserschutzpolizei.
Hinter der Autobahnbrücke unter der A 10 stehen freundliche Beamte, die uns mit unserer aktuellen Geschwindigkeit dank Lasertechnologie konfrontieren. Erlaubt waren acht Kilometer pro Stunde, gefahren sind wir zwei Stundenkilometer zu schnell, also werden 20 Euro Bußgeld fällig. Unsere erste Begegnung mit Blitzern auf den Wasserwegen.
Da wir einen One-Way-Törn gebucht haben, führt unsere Rücktour nicht zur Marina Wolfsbruch, sondern zum Yachthafen nach Potsdam. Dies gibt uns Gelegenheit, den Teltowkanal zu erkunden, und somit Berlin südlich zu umfahren. Die Umgebung des Kanals lässt jedoch keine Urlaubsfreude aufkommen. Rechts und links der Strecke Industriebauten oder Schallschutzwände des nahen Autobahnzubringers. Der Tag nimmt aber eine unerwartete Wendung.
Scheinbar hat die Polizei ein Auge auf uns geworfen. Ein freundlicher Polizist untersagt uns an der Einmündung zum Neuköllner Kanal die Weiterfahrt auf dem Tel towkanal wegen Ölsperre. Das bedeutet für uns: über den Neuköllner Kanal wieder zurück auf den Landwehrkanal zu fahren. Obgleich ein Umweg, ist diese Strecke optisch wesentlich reizvoller. Über Nacht machen wir im Yacht-Centrum Marina Lanke in Spandau fest.
Donnerstag: Potsdam
In Spandau brechen wir früh auf und machen uns auf die Fahrt über Havel und Wannsee nach Potsdam. Die Route geht an der Sacrower Heilandskirche vorbei und unter der Glienicker Brücke hindurch nach Potsdam. Schon am frühen Nachmittag erreichen wir den Yachthafen Potsdam, wo wir am übernächsten Tag unser Schiff abgeben werden. Doch vorerst bleiben wir nur über Nacht.
Wir besorgen uns Lebensmittel vom nahen Supermarkt und genießen ein Abendessen an Deck. Anschließend unternehmen wir einen Abendspaziergang in die Gärten von Sanssouci, die bis Einbruch der Dunkelheit geöffnet sind.
Freitag: Werder
Am nächsten Morgen begrüßen wir Freundschaften aus Berlin, die mit uns zusammen einen Tagesausfl ug per Schiff nach Werder und zum Schwielowsee unternehmen möchten. Vor der Altstadt von Werder gönnen wir uns eine Badepause, werfen den Anker und drehen unsere Runden um das Schiff. Der Schwielowsee wartet mit dem ganz in Weiß erstrahlendem Resort auf uns, schon beim Anlegen sehen wir das rote Wasserflugzeug starten, dass regelmäßig von hier aus Rundflüge anbietet.
Der Hafenmeister ist uns behilfl ich beim Anlegen. Doch ehe wir uns von Bord begeben, machen wir uns landfein, schließlich wollen wir im resorteigenen Restaurant „Ernest“ dinieren. Das Essen und die Aussicht sind hervorragend, und so gehen wir am Nachmittag zufrieden wieder an Bord. Eine Ehrenrunde drehen wir noch auf dem See, wobei die Betonnung auf diesem flachen Gewässer stets einzuhalten ist. Gegen 20 Uhr läuft die Elegance den Yachthafen an. Die Gäste verabschieden sich, und uns steht das Großreinemachen noch bevor.
Schließlich ist am nächsten Morgen um neun Uhr ein besenreines Schiff abzugeben. Aber nach solch einem gelungen Törn geht die Schönheitspflege allen leicht von der Hand. Wir klönen bei einem guten Tropfen noch an Deck und träumen nachts schon vom nächsten Törn in diesem vielfältigen Revier.
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Seit nunmehr drei Jahren stehen die Schiffe von Connoisseur ab der Basis Marina Wolfsbruch für Hausboot Törns auf den mecklenburgischen und märkischen Gewässern bereit. An einem Septembermorgen treffen wir zu viert hier ein. Nun endlich starten wir unsere lang geplante Tour von Rheinsberg über Berlin und Bad Saarow bis Potsdam. Unser Boot ist die neueste Errungenschaft der Connoisseur-Flotte: die Elegance, der große Bruder der Caprice.
An Bord des Hausbootes in der Marina Wolfsbruch
Die sehr geräumigen Boote verfügen über drei Doppelkabinen. Sie heben sich durch ihre geschwungene Form von anderen Bootstypen auf den hiesigen Gewässern angenehm ab. Mit gut 13 Meter Länge lässt sich das Boot in weiten Teilen des Reviers gut navigieren. Dies gelingt auch ungeübten Bootsfahrer mit dem sogenannten Charterschein, der das führerscheinfrei navigieren erlaubt.
Am Freitagnachmittag erreichen wir die Zufahrt zur Marina Wolfsbruch in Kleinzerlang, unweit von Rheinsberg. Der Hafenmeister weist uns nach der Anmeldung einen Parkplatz zu. Sofort können wir unser Gepäck in die bereitstehenden Transportwägelchen verstauen und unser Boot beladen. Auf der rechten Seite des langen Mittelsteges ist die Elegance fest vertäut. Das Beladen des Hausbootes geht schnell und problemlos dank der Sitzecke, die achtern durch eine große Schiebetür mit dem Salon des Schiffes verbunden ist. Nachdem uns die Mitarbeiter von Connoisseur eingewiesen haben, starten wir unseren Törn.
Die erste Boots-Etappe führt über die Schleuse Wolfsbruch direkt neben der Marina Wolfsbruch bis zur Schleuse Strasen, die wir kurz vor Betriebsende passieren. Fünfhundert Meter weiter legen wir an der Marina des Naturferiendorfes Strasen an. Die neu errichtete Marina ist voll betriebsbereit inklusive einem Wirtschaftshof, der künftig auch die geplanten Ferienimmobilien versorgen wird. Die Anlage verfügt über komfortable Schwimmstege mit begehbarem Ausleger für bis zu 28 Boote. Die Wassertiefe am Anleger beträgt 3,50 Meter und ist optimal geeignet für Bootslängen bis zwölf Meter. Aber auch mit unserer 13 Meter langen Elegance können wir bei ruhigem Wetter festmachen. Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser sind vorhanden. Ebenso wie Duschen, WCs, Wäscheservice und Sauna. Das Abendessen nehmen wir auf der herrlich gelegenen Terrasse des Hotels Zum Löwen im nahen Strasen ein.
Samstag: Ziegenhof in Regow
Um acht Uhr schellt der Wecker. Bei strahlend blauem Himmel fällt keinem das Aufstehen schwer. Schon um neun Uhr nehmen wir die erste Schleusung zusammen mit einem Hausboot der Reihe Pinichette unter dem Kommando eines Schweizer Skippers . Wir kommen während der Schleusung schnell ins Gespräch und hören gern, wie begeistert sie von ihrer bisherigen Reise durchs Seenland berichten. Im Konvoi fahren wir entlang der Steinhavelmühle auf den Röblinsee.
Vor uns liegt die Schleuse Fürstenberg, und wir haben wieder Glück. Die Schleusenwärterin öffnet extra für uns und unsere Schweizer Begleiter die Tore noch einmal, und wir fahren anscheinend recht fachmännisch in die Schleusenkammer. Jedenfalls kommentiert die Frau unser Manöver mit den Worten: Gelernt ist gelernt! An der Wasserstadt Fürstenberg mit ihrem Barockschloss, dem Brandenburger Forstmuseum und der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück führt heute unsere Tour leider nur vorbei.
Auf dem Stolpsee herrscht eine ziemliche Welle, gegen die wir ankämpfen müssen. Doch mit unserem Boot haben wir kein Problem. Vielmehr bewundern wir die Kinder in ihren kleinen Optimisten, die über den See zu einer Regatta nach Lychen geschleppt werden. Wir nehmen Kurs Richtung Havel. Gegen 14 Uhr erreichen wir Bredereiche. Vor der Guillotinenschleuse befi ndet sich auf der Backbordseite ein Wasserwanderrastplatz mit Absaugstation und der Möglichkeit, im Ort einzukaufen. Im nächsten Ort namens Burgwall gibt es an der Fähre ebenfalls einen schöner Anleger, aber noch ist es zu früh für eine Rast.
Rast auf dem Ziegenhof
Schon beim Anfahren der Schleuse Regow sehen wir Rauchschwaden in den Himmel steigen. Genau an diesem Wochenende feiert die Ziegenkäserei Regow ihr Hoffest. Zusammen mit dem Betreiber Hans Peter Dill dürfen wir und alle Gäste des Hofes heute zusammen die Ziegenherde auf die Heidefl äche zum Weiden führen. Wir probieren Eis aus Ziegenmilch und genießen einen guten Rotwein zusammen mit „auf Weiden“ gekochtem Ziegenfl eisch samt Salat und Maiskolben. Die restliche Reise sind wir gut versorgt mit köstlichem Ziegenkäse aus ökologischer Produktion. Eigentlich würden wir gern mehr Zeit an diesem besonderen Ort verbringen, doch wir wollen noch unser Etappenziel Zehdenick an diesem Tag erreichen.
Unsere Strecke ist jedoch weiter als gedacht; die Schatten werden immer länger, und wir überlegen, ob wir in den alten Tonstichen vor Zehdenick ankern, was durchaus möglich wäre. An einen Abstecher zum Ziegeleipark in Mildenberg ist nicht mehr zu denken. Hätten wir Kinder an Bord, so wäre es Pfl icht gewesen, sich das dortige Museum anzuschauen und in der angrenzenden Marina die Nacht zu verbringen. Der Ziegeleipark befi ndet sich auf dem Gelände zweier denkmalgeschützter Großziegeleien und macht die Ziegelei- und Technikgeschichte erlebbar. Besonders der Baumaterialbedarf der Hauptstadt ließ die Region um Zehdenick einst zum größten Ziegeleigebiet Europas werden. Die letzten Öfen der Ziegeleien in Zehdenick erloschen 1991.
Doch wir entschließen uns, mit dem letzten Sonnenlicht in die Marina von Zehdenick einzulaufen. Sofort ist der Hafenmeister zur Stelle und hilft uns, das Schiff in eine der freien Boxen hineinzumanövrieren. Wir unternehmen einen Abendspaziergang durch Zehdenick. An vielen Stellen in der Stadt wird an die große Tradi tion als Binnenschifferstandort erinnert. Es macht Spaß, durch Zehdenick zu laufen; liebevoll ist die Altstadt restauriert worden, und mehrere Kneipen und Gaststätten laden zur Einkehr ein.
Sonntag: Oder-Havel-Kanal
Nach dem aufregenden ersten Tag auf dem Wasser genießen wir ein ausgiebiges Frühstück an Bord mit Brötchen vom Hafenmeister. Gegen elf Uhr legen wir ab und fahren in die Schleuse Zehdenick ein.
Die Havel mäandert auf ihrem Weg in Richtung Berlin ruhig vor sich hin. Ein parallel zum Kanal laufender Radweg lässt zahlreiche Wochenendausfl ügler unsere Begleiter an diesem Morgen werden. Wir schippern vor uns hin und genießen den weiten Himmel. Die Schleuse Bischofswerder unterbricht unsere Fahrt. Auf dem Oder- Havel-Kanal tuckern wir mit sechs Kilometern pro Stunde in Richtung Oranienburg. Vor der Schleuse Lehnitzsee erinnert uns ein Denkmal an die dunkle Vergangenheit, die auch die Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen ausführlich dokumentiert.
Mit der Einfahrt in den Lehnitzsee erfahren wir einen großen Kontrast. Der See ist gesprenkelt mit Booten und Badenden, die das schöne Spätsommerwetter zum Entspannen nutzen. Unser Schifffahrtsweg schlängelt sich durch Kleingartenkolonien, und bei jeder zweiten Laube veranstalten gut gelaunte Anwohner mit Freunden ein Abendessen am Wasser. Unser Weg führt auch vorbei an der Havel-Baude, einer Marina mit Ausfl ugslokal, das gut frequentiert ist. Spätestens an der Stadtgrenze von Henningsdorf spüren wir die Nähe der Großstadt. Die Uferbereiche sind stärker bebaut und die Wasserwege stärker frequentiert. Eine willkommene Abwechslung und Herausforderung für die Aufmerksamkeit des Skippers.
Am frühen Abend überqueren wir die Stadtgrenze von Berlin und erreichen kurz darauf die neue Schleuse von Spandau. Am Anleger direkt unterhalb der Altstadt von Spandau wollen wir festmachen und den Tag mit einem Bummel durch die Altstadt ausklingen lassen. Die ersten Crewmitglieder machen sich schon stadtfein, doch haben sie sich zu früh gefreut.
Kurz nach uns erreicht ein Berufsschiff mit der beachtlichen Länge von 120 Metern die Schleuse und darf natürlich zuerst passieren. Das bedeutet für uns 45 Minuten Wartezeit. Als wir endlich in die Schleuse einlaufen können, senkt sich die Sonne schon hinter den Turm des Rathauses. Nach dem Anlegen schlendern wir noch in die Altstadt, durchschreiten den schön angelegten Marktplatz und landen schließlich bei der Eisdiele Florida, die bekannt ist für ihre leckeren Eiskreationen. Zufrieden fallen wir nach unserem Ausflug in die Kojen.
Montag: Berlin
Abfahrt gegen elf Uhr vom Schiffbauerdamm in Spandau. Die Fahrt auf der Spree führt uns in die City-West, vorbei am Schloss Charlottenburg, dem Tiergarten und entlang des Berliner Zoos. Als Route wählen wir den Landwehrkanal, dieser führt zwar nicht am Reichstag und dem Regierungsviertel vorbei, ist aber nicht weniger charmant, fließt er doch mitten durch Kreuzberg. Die Strecke vorbei am Kanzleramt und der Museumsinsel war in der Saison 2006 nur für Sportboote mit UKW-Gerät gestattet, da der Abrissschutt vom Palast der Republik über die Binnenwasserstraße abtransportiert
wurde. Mittlerweile wurde diese Sperrung wieder aufgehoben.
Besonders beeindruckt uns während der Fahrt auf dem Landwehrkanal die direkte Nähe zur Großstadt. Wir fahren parallel zur U-Bahn, vorbei am Technikmuseum mit seinem freischwebenden Oldtimer-Flugzeug und sehen die Hochhäuser des Potsdamer Platzes. Mittags erreichen wir den Urbanhafen, eine als Hafen konzipierte Verbreiterung des Kanals mitten in Kreuzberg. Heute ziehen viele Schwäne ihre Runden im Hafenbecken,
und sonnenhungrige Großstädter bevölkern die Wiesen ringsherum.
Die kleine Oberschleuse entlässt uns aus dem Landwehrkanal, und wir fi nden uns kurz vor der Oberbaumbrücke wieder. Nun sind wir am anderen Ende der nur für UKW-fähige Schiffe gestatteten Route. Vor der Oberbaumbrücke drehen wir für das Fotoalbum eine Runde. Das macht uns wohl für die Wasserschutzpolizei interessant. „Sportbootkontrolle, bitte beidrehen“, ertönt es aus ihren Lautsprechern. Wir drehen pfl ichtbewusst bei und legen mitten auf der Spree am Polizeiboot an. Die Kontrolle geht schnell vonstatten, nichts zu beanstanden.
Nach einer kurzen optischen Durststrecke vorbei an alten Industriebauten entlang der Spree gelangen wir nach Köpenick. Anleger und Restaurants am Wasser laden zum Verweilen ein. Wir durchqueren den Müggelsee, und die Müggelspree bringt uns weiter zu den südlichen Gewässern. Ein schönes Haus reiht sich an das nächste. Jeder Anrainer verfügt über ein Boot, und die Vorgärten sind liebevoll zum Wasser hin gestaltet. Das beliebte Restaurant Neu-Helgoland ist gut besucht, und die Gäste prosten uns zu, immerhin sind wir hier eines der größten Boote auf Tour. Die Wochenendler bevorzugen kleine spritzige Boote zum Besuch beim Nachbarn. Unsere Fahrt führt weiter auf den Langen See, wo wir uns eine ruhige Bucht zum Ankern suchen.
Dienstag: Bad Saarow
Um 10:20 Uhr ist der Anker gelichtet, und unsere Tour führt weiter über den großen Wolziger See. Langsam gleicht sich die Landschaft an die unseres Tourstarts an: viel Natur und eine große Weite auf den Seen. Der Wolzig/Storkower Kanal beeindruckt uns durch sein idyllisches Grün im Kontrast zum immer noch blauen Himmel. Eine gute Stunde später erreichen wir die Schleuse Kummersdorf, die im Gegensatz zu den Stadtschleusen recht eng gebaut ist. Aber auch dort passen wir hinein. Wieder einmal bestätigt sich: Meist wirken Schleusen aus der Ferne viel kleiner, als sie tatsächlich sind.
Um 12:45 Uhr erreichen wir über den Kanal, der 1745/1746 unter Friedrich II. als schiffbarer Wasserweg zwischen dem Storkower und Wolziger See erbaut wurde, die Stadt Storkow. Wir durchfahren die Schleuse und legen am öffentlichen Anleger mit dem Schild „Gelbe Welle“, das Gastlieger im Hafen willkommen heißt, vor der Klappbrücke an, um diesen schönen märkischen Ort zu besuchen.
Sehenswert ist hier insbesondere die Altstadt mit Marktplatz sowie die Burg Storkow. Bereits 1136 durch die mächtigen Wettiner als Grenzfestung errichtet, zählt sie zu den ältesten und bedeutendsten Burganlagen Ostbrandenburgs. Obgleich 1978 bei einem Brand das Hauptgebäude der Burg von den Flammen zerstört wurde, zeigen die 1998 gestarteten Aufbauarbeiten erste Früchte.
Im ausgebauten Fachwerkhaus befi ndet sich das Tourismuszentrum, eine Freilichtbühne wurde in die Burganlage integriert, und große Teile der Burgmauern sind rekonstruiert worden. Für das 800. Stadtjubiläum im Jahr 2009 ist schon jetzt Großes geplant. Dann soll der historische Burgpalast rekonstruiert werden und in seinem Inneren ein Saal für Konzerte, Konferenzen und Ausstellungen entstehen. Erste Gäste haben sich für die Veranstaltungen schon angesagt. So will die Rockband „Die Puhdys“ dort anlässlich ihres 40. Bühnenjubiläums die erste Ausstellung eröffnen, natürlich zu ihrer Bandgeschichte.
Nach einem ausgiebigen Stadtrundgang kehren wir auf unsere Elegance zurück und setzten die Fahrt fort. Die Storkower Klappbrücke muss im Selbstbedienungsbetrieb bedient werden, und ein Crew mitglied betätigt den grünen Hebel zur Weiterfahrt. Gegen Mittag erreichen wir den Scharmützelsee, das „Märkische Meer“, auf dem zahlreiche Segler ihre Runden drehen. Als erstes legen wir eine Badepause auf dem größten Brandenburgischen Gewässer ein.
Nachdem uns das kühle Nass erfrischt hat, laufen wir den Hafen Fontane park von der Saarow-Marina am westlichen Seeufer direkt an der Uferpromenade im Zentrum von Bad Saarow an. In der geschützten Bucht befi nden sich 117 Liegeplätze auf Schwimmstegen. Alle Liegeplätze verfügen über Strom und Frischwasser und bieten mit 14 Metern Länge und 4,50 Metern Breite auch unserem Boot genügend Platz. Sollte sich hier kein Liegeplatz fi nden, stehen noch drei weitere Liegeplätze in unmittelbarer Umgebung zur Verfügung.
Am Abend schlendern wir die Kur-Promenade entlang und feiern den geografi schen Wendepunkt unserer gemeinsamen Reise gebührend in der Dependance. Der Scharmützelsee ist eine wasserseitige Sackgasse. Man hat nur die Wahl, hier zu bleiben oder umzukehren. Im zum „Esplanade Resort und Spa“ gehörenden Restaurant fällt uns die Wahl nicht schwer. Gern würden wir hier länger verweilen.
Das historische Gebäude der Dependance ist der einzige erhaltene Teil des ehemaligen Kurhauses Esplanade. Dass die Dependance in den goldenen Zwanzigern das bevorzugte Refugium für Berühmtheiten aus aller Welt war, befl ügelt unsere Gespräche.
Bad Saarow fesselt uns am nächsten Tage so sehr, dass wir nach dem Thermalbesuch zu spät aufbrechen. Eigentlich wollen wir nach der Schleuse in Kummersdorf unsere Fahrt fortsetzen. Aber für eine Weiterfahrt ist es schon zu spät, wir entschließen uns, am Gasthaus zur Kleinen Schänke direkt hinter der Schleuse anzulegen. Dort nehmen wir unser Abendbrot ein, und die Nacht verläuft ohne Zwischenfälle, sodass wir am nächsten Morgen um
acht Uhr unsere Weiterfahrt starten können.
Mittwoch: Umwege
Schon am Morgen ist es an Deck erstaunlich warm. Die Sonnenschirme müssen einmal mehr ihren Dienst verrichten. Als wir in Gussow eine Eisdiele mit Anleger passieren, votieren etliche Mitfahrer für einen Zwischenstopp, doch für Eis ist es noch zu früh, entscheidet unser führsorglicher Kapitän.
In Zeuthen legen wir bei Kuhnle-Tours an, um uns mit Frischwasser zu versorgen und den Abwassertank zu leeren. Schon nach kurzer Zeit ist alles wieder einsatzbereit, und unsere Fahrt geht zügig weiter. Leider etwas zu zügig für die Beamten der Wasserschutzpolizei.
Hinter der Autobahnbrücke unter der A 10 stehen freundliche Beamte, die uns mit unserer aktuellen Geschwindigkeit dank Lasertechnologie konfrontieren. Erlaubt waren acht Kilometer pro Stunde, gefahren sind wir zwei Stundenkilometer zu schnell, also werden 20 Euro Bußgeld fällig. Unsere erste Begegnung mit Blitzern auf den Wasserwegen.
Da wir einen One-Way-Törn gebucht haben, führt unsere Rücktour nicht zur Marina Wolfsbruch, sondern zum Yachthafen nach Potsdam. Dies gibt uns Gelegenheit, den Teltowkanal zu erkunden, und somit Berlin südlich zu umfahren. Die Umgebung des Kanals lässt jedoch keine Urlaubsfreude aufkommen. Rechts und links der Strecke Industriebauten oder Schallschutzwände des nahen Autobahnzubringers. Der Tag nimmt aber eine unerwartete Wendung.
Scheinbar hat die Polizei ein Auge auf uns geworfen. Ein freundlicher Polizist untersagt uns an der Einmündung zum Neuköllner Kanal die Weiterfahrt auf dem Tel towkanal wegen Ölsperre. Das bedeutet für uns: über den Neuköllner Kanal wieder zurück auf den Landwehrkanal zu fahren. Obgleich ein Umweg, ist diese Strecke optisch wesentlich reizvoller. Über Nacht machen wir im Yacht-Centrum Marina Lanke in Spandau fest.
Donnerstag: Potsdam
In Spandau brechen wir früh auf und machen uns auf die Fahrt über Havel und Wannsee nach Potsdam. Die Route geht an der Sacrower Heilandskirche vorbei und unter der Glienicker Brücke hindurch nach Potsdam. Schon am frühen Nachmittag erreichen wir den Yachthafen Potsdam, wo wir am übernächsten Tag unser Schiff abgeben werden. Doch vorerst bleiben wir nur über Nacht.
Wir besorgen uns Lebensmittel vom nahen Supermarkt und genießen ein Abendessen an Deck. Anschließend unternehmen wir einen Abendspaziergang in die Gärten von Sanssouci, die bis Einbruch der Dunkelheit geöffnet sind.
Freitag: Werder
Am nächsten Morgen begrüßen wir Freundschaften aus Berlin, die mit uns zusammen einen Tagesausfl ug per Schiff nach Werder und zum Schwielowsee unternehmen möchten. Vor der Altstadt von Werder gönnen wir uns eine Badepause, werfen den Anker und drehen unsere Runden um das Schiff. Der Schwielowsee wartet mit dem ganz in Weiß erstrahlendem Resort auf uns, schon beim Anlegen sehen wir das rote Wasserflugzeug starten, dass regelmäßig von hier aus Rundflüge anbietet.
Der Hafenmeister ist uns behilfl ich beim Anlegen. Doch ehe wir uns von Bord begeben, machen wir uns landfein, schließlich wollen wir im resorteigenen Restaurant „Ernest“ dinieren. Das Essen und die Aussicht sind hervorragend, und so gehen wir am Nachmittag zufrieden wieder an Bord. Eine Ehrenrunde drehen wir noch auf dem See, wobei die Betonnung auf diesem flachen Gewässer stets einzuhalten ist. Gegen 20 Uhr läuft die Elegance den Yachthafen an. Die Gäste verabschieden sich, und uns steht das Großreinemachen noch bevor.
Schließlich ist am nächsten Morgen um neun Uhr ein besenreines Schiff abzugeben. Aber nach solch einem gelungen Törn geht die Schönheitspflege allen leicht von der Hand. Wir klönen bei einem guten Tropfen noch an Deck und träumen nachts schon vom nächsten Törn in diesem vielfältigen Revier.
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