Im Kanu entlang der Oberen Havel

By |5,3 min read|1059 words|Published On: 21. April 2022|

Länge: 91 km 
Dauer: 6-7 Tage
Route: Baalensee – Schwedtsee – Stolpsee – Templiner Wasser – Großer Kuhwallsee – Kleiner Kuhwallsee – Großer Lankensee – Röddelinsee – Templiner See – Bruchsee – Gleuensee – Netzowgraben – Netzowsee – Platkowsee – Zenssee – Oberpful – Mühlenbach – Nesselpfuhl – Großer Lychensee – Woblitz – Haussee – Stolpsee – Schwedtsee – Baalensee

Kanuverleih: Nordlicht Tour & Kanu, Brandenburger Str. 33, 16798 Fürstenberg/Havel, Tel. (03 30 93) 3 71 86, www.nordlicht-kanu.de

Unsere Tour mit dem Kanu startet in Fürstenberg/Havel. Hier, beim Kanuverleih „Nordlicht Tour”, nehmen wir unser Wassergefährt in Empfang und los geht’s! Der Spaß beginnt auch schon nach wenigen Paddelschlägen: Am Fisch-Kanu-Pass gleiten wir – wie auf einer Wasserrutsche – samt Boot auf die tiefer gelegene Staustufe. Weiter geht’s zum Schwedtsee, dem ersten großen See unserer Reise. In der Ferne erblickt man die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Wir jedoch biegen mit unserem Kanu nach Osten in die Havel ein, wo uns ein weiteres Zeugnis deutscher Kriegsgeschichte begegnet: Von der stillgelegten Eisenbahnfähre, mit der man ab 1934 Geschosshülsen transportierte, sind heute nur noch die Landegleise auf beiden Uferseiten zu sehen. Der Flusslauf mündet schließlich in den Stolpsee.

Ein starker Wind bläst uns hier um die Ohren und wir paddeln mit voller Kraft, vorbei an Himmelpfort, über die weite Wasserfläche. Richtung Zootzen und Bredereiche führt uns ein sehr naturnaher Havel-Abschnitt. Die Flussrinne mäandert stark, das Wasser ist still. Immer wieder ist zu hören, wie ein Fisch nach einem Luftsprung wieder ins Wasser platscht. Nur selten begegnen uns andere Boote und Paddler. Ein wahres Paradies für Fischotter, Biber und Seeadler, gefährdete Arten, die hier, in und an den Uckermärkischen Seen, beheimaten sind.

Schleuse Bredereiche – Schleuse Regow

Bredereiche begrüßt uns mit der ersten Schleuse der Tour. Es wirkt wie ein großes Abenteuerspiel, denn auf riesigen Anzeigetafeln wird Schritt für Schritt erklärt, wie die Schleuse zu bedienen ist. Am Ende klappt alles wunderbar und schnell sind wir wieder paddelnd unterwegs. Unberührte Natur wohin das Auge blickt; Graureiher pausieren am Ufer und beobachten uns scheinbar beim Paddeln. Gegen Abend erreichen wir unser Tagesziel: die Schleuse Regow. Hier, auf dem Biwakplatz und gefühlt mitten im Nirgendwo, schlagen wir unser Nachtlager auf. Zutaten für das Abendessen und Proviant für den nächsten Tag finden wir auf dem Capriolenhof von Sabine Denell und Hans-Peter Dill. Die beiden züchten hier Ziegen, stellen Käsespezialitäten her und betreiben einen kleinen Hofladen.

Schleuse Regow – Mildenberg – Röddelinsee

Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück mitten in der Natur, geht es wieder rein ins Kanu und gemächlich weiter auf der Havel. Das Wasser ist so klar, dass wir selbst in zwei Metern Tiefe den Grund und Fische sehen können. Dann folgt Schleuse auf Schleuse: erst Zaaren, dann Schorfheide. Spätestens jetzt fühlen wir uns fast wie alte Schleusen-Profis. Nachdem uns die Schleuse Schorfheide wieder „ausgespuckt” hat, entscheiden wir spontan: Wir machen einen Abstecher zum Ziegeleipark Mildenberg. Schließlich sind wir Entdecker und die Kräfte noch frisch. Also folgen wir in unserem Kanu der Havel in südwestliche Richtung und finden spätestens ab Burgwall: Der Umweg hat sich mehr als gelohnt. Denn über 60 Seen reihen sich hier entlang des Havel-Ufers. Es sind sogenannte Tonstiche, die von einer längest vergangenen Industriegeschichte zeugen.

Ziegeleipark Mildenberg

Nachdem man nämlich auf riesige Tonvorkommen gestoßen war, entstanden rund um Zehdenick zahlreiche Ziegeleien. 1990 wurde die letzte von ihnen geschlossen – die Tongruben aber blieben offen, füllten sich mit Wasser und sind heute Naturparadiese. Am Gasthaus „Alter Hafen” ziehen wir die Kanus an Land, gönnen uns ein leckeres Mittagessen mit Blick aufs Wasser und schlendern dann zum Ziegeleipark Mildenberg. Vor allem Familien können hier gut und gerne einen ganzen Tag verbringen. Man kann alte Ringöfen entdecken, eine Fahrt mit der Tonloren-Bahn unternehmen oder erfährt während einer Führung, wie ein Ziegelstein entsteht. Nach der Stippvisite geht‘s für uns zurück zu unserem Kanu-„Parkplatz” und wieder retour auf die Stammstrecke in Richtung Schleuse Schorfheide.

Bald ist die Schleuse Kannenberg in Sicht – eine Besonderheit, denn sie ist älteste Schleuse der Region und wird vom Schleusenwärter noch handbetrieben. Nacheinander öffnet und schließt er per Handkurbeln die Tore. Spannend, das zu beobachten. Wieder draußen aus der Schleusenkammer folgt ein Seen-Reigen: Kuhwallsee, Lankensee, Röddelinsee. An dessen Ufer wartet der nächste Campingplatz auf uns. Feierabend. Zelt aufschlagen, gemütlich an der Feuerstelle sitzen, dann ab in den Schlafsack.

Röddelinsee – Netzowsee

Am nächsten Tag verabschieden wir uns kurz von der Natur und paddeln – mit Blick auf die Fachwerkhäuser der Altstadt – einmal quer durch den schmucken Erholungsort Templin. Hinter der Stadtschleuse beginnt der Templiner See und mit ihm kehrt auch Paddelschlag um Paddelschlag die Natur zurück. Spätestens auf dem Gleuensee ist sie vollends wieder da, mit dichtem Wald und Seerosenfeldern. Hier, am Kopf des Sees, beginnt einer der schönsten Abschnitte der Tour.

Der Netzowgraben ist teilweise so schmal, dass gerade einmal zwei Paddelboote nebeneinander passieren könnten. Bäume am Ufer formen ein Blätterdach, durch das ab und zu ein Sonnenstrahl blinzelt. Hin und wieder sehen wir Holzhaufen von Bibern am Ufer. Unzählige Fische tummeln sich im glasklaren Wasser. Die Zeit scheint hier wie angehalten. Auf dem Gelände des Landgasthaus & Pension „Gestüt Lindenhof” am langgestreckten Netzowsee bauen wir unser Zelt auf und beenden die Tagesetappe. Am nächsten Morgen wird uns der Shuttle-Service samt Kajak in den Platkowsee übersetzen.

Platkowsee – Himmelpfort – Fürstenberg/Havel

Die letzte Tagestour führt uns über mehrere große Seen. In windstillen Momenten ist das Wasser spiegelglatt. Schilf wächst vom Ufer weit in den See hinein. Hin und wieder lugt eine Angelroute hervor. Über den Zenssee erreichen wir die
Flößerstadt Lychen und schwenken in den Großen Lychensee mit seinen drei Inseln ein (Achtung: Zwischen Oberfuhlsee und Stadtsee muss das Kanu umgetragen werden!). Auf der Woblitz, einem schmalen Zulauf des Havel, begegnet uns nochmal die volle Packung Naturschönheit. Danach häufen sich die Spuren der Zivilisation. Gab es unterwegs auch immer wieder motorbootfreie Abschnitte, nimmt der Verkehr nun merklich zu: Hausboote, Motoryachten und Schulklassen in Drachenboten begegnen uns. Einmal noch schleusen in Himmelpfort, dann erreichen wir den Stolpsee und schließlich Fürstenberg/Havel – Start- und Endpunkt einer wunderbaren Tour.

 

 

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Müritz | Havel | Kleinseenplatte| Berlin | Ruppiner Gewässer

Im Kanu entlang der Oberen Havel
By |5,3 min read|1059 words|Published On: 21. April 2022|

Länge: 91 km 
Dauer: 6-7 Tage
Route: Baalensee – Schwedtsee – Stolpsee – Templiner Wasser – Großer Kuhwallsee – Kleiner Kuhwallsee – Großer Lankensee – Röddelinsee – Templiner See – Bruchsee – Gleuensee – Netzowgraben – Netzowsee – Platkowsee – Zenssee – Oberpful – Mühlenbach – Nesselpfuhl – Großer Lychensee – Woblitz – Haussee – Stolpsee – Schwedtsee – Baalensee

Kanuverleih: Nordlicht Tour & Kanu, Brandenburger Str. 33, 16798 Fürstenberg/Havel, Tel. (03 30 93) 3 71 86, www.nordlicht-kanu.de

Unsere Tour mit dem Kanu startet in Fürstenberg/Havel. Hier, beim Kanuverleih „Nordlicht Tour”, nehmen wir unser Wassergefährt in Empfang und los geht’s! Der Spaß beginnt auch schon nach wenigen Paddelschlägen: Am Fisch-Kanu-Pass gleiten wir – wie auf einer Wasserrutsche – samt Boot auf die tiefer gelegene Staustufe. Weiter geht’s zum Schwedtsee, dem ersten großen See unserer Reise. In der Ferne erblickt man die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Wir jedoch biegen mit unserem Kanu nach Osten in die Havel ein, wo uns ein weiteres Zeugnis deutscher Kriegsgeschichte begegnet: Von der stillgelegten Eisenbahnfähre, mit der man ab 1934 Geschosshülsen transportierte, sind heute nur noch die Landegleise auf beiden Uferseiten zu sehen. Der Flusslauf mündet schließlich in den Stolpsee.

Ein starker Wind bläst uns hier um die Ohren und wir paddeln mit voller Kraft, vorbei an Himmelpfort, über die weite Wasserfläche. Richtung Zootzen und Bredereiche führt uns ein sehr naturnaher Havel-Abschnitt. Die Flussrinne mäandert stark, das Wasser ist still. Immer wieder ist zu hören, wie ein Fisch nach einem Luftsprung wieder ins Wasser platscht. Nur selten begegnen uns andere Boote und Paddler. Ein wahres Paradies für Fischotter, Biber und Seeadler, gefährdete Arten, die hier, in und an den Uckermärkischen Seen, beheimaten sind.

Schleuse Bredereiche – Schleuse Regow

Bredereiche begrüßt uns mit der ersten Schleuse der Tour. Es wirkt wie ein großes Abenteuerspiel, denn auf riesigen Anzeigetafeln wird Schritt für Schritt erklärt, wie die Schleuse zu bedienen ist. Am Ende klappt alles wunderbar und schnell sind wir wieder paddelnd unterwegs. Unberührte Natur wohin das Auge blickt; Graureiher pausieren am Ufer und beobachten uns scheinbar beim Paddeln. Gegen Abend erreichen wir unser Tagesziel: die Schleuse Regow. Hier, auf dem Biwakplatz und gefühlt mitten im Nirgendwo, schlagen wir unser Nachtlager auf. Zutaten für das Abendessen und Proviant für den nächsten Tag finden wir auf dem Capriolenhof von Sabine Denell und Hans-Peter Dill. Die beiden züchten hier Ziegen, stellen Käsespezialitäten her und betreiben einen kleinen Hofladen.

Schleuse Regow – Mildenberg – Röddelinsee

Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück mitten in der Natur, geht es wieder rein ins Kanu und gemächlich weiter auf der Havel. Das Wasser ist so klar, dass wir selbst in zwei Metern Tiefe den Grund und Fische sehen können. Dann folgt Schleuse auf Schleuse: erst Zaaren, dann Schorfheide. Spätestens jetzt fühlen wir uns fast wie alte Schleusen-Profis. Nachdem uns die Schleuse Schorfheide wieder „ausgespuckt” hat, entscheiden wir spontan: Wir machen einen Abstecher zum Ziegeleipark Mildenberg. Schließlich sind wir Entdecker und die Kräfte noch frisch. Also folgen wir in unserem Kanu der Havel in südwestliche Richtung und finden spätestens ab Burgwall: Der Umweg hat sich mehr als gelohnt. Denn über 60 Seen reihen sich hier entlang des Havel-Ufers. Es sind sogenannte Tonstiche, die von einer längest vergangenen Industriegeschichte zeugen.

Ziegeleipark Mildenberg

Nachdem man nämlich auf riesige Tonvorkommen gestoßen war, entstanden rund um Zehdenick zahlreiche Ziegeleien. 1990 wurde die letzte von ihnen geschlossen – die Tongruben aber blieben offen, füllten sich mit Wasser und sind heute Naturparadiese. Am Gasthaus „Alter Hafen” ziehen wir die Kanus an Land, gönnen uns ein leckeres Mittagessen mit Blick aufs Wasser und schlendern dann zum Ziegeleipark Mildenberg. Vor allem Familien können hier gut und gerne einen ganzen Tag verbringen. Man kann alte Ringöfen entdecken, eine Fahrt mit der Tonloren-Bahn unternehmen oder erfährt während einer Führung, wie ein Ziegelstein entsteht. Nach der Stippvisite geht‘s für uns zurück zu unserem Kanu-„Parkplatz” und wieder retour auf die Stammstrecke in Richtung Schleuse Schorfheide.

Bald ist die Schleuse Kannenberg in Sicht – eine Besonderheit, denn sie ist älteste Schleuse der Region und wird vom Schleusenwärter noch handbetrieben. Nacheinander öffnet und schließt er per Handkurbeln die Tore. Spannend, das zu beobachten. Wieder draußen aus der Schleusenkammer folgt ein Seen-Reigen: Kuhwallsee, Lankensee, Röddelinsee. An dessen Ufer wartet der nächste Campingplatz auf uns. Feierabend. Zelt aufschlagen, gemütlich an der Feuerstelle sitzen, dann ab in den Schlafsack.

Röddelinsee – Netzowsee

Am nächsten Tag verabschieden wir uns kurz von der Natur und paddeln – mit Blick auf die Fachwerkhäuser der Altstadt – einmal quer durch den schmucken Erholungsort Templin. Hinter der Stadtschleuse beginnt der Templiner See und mit ihm kehrt auch Paddelschlag um Paddelschlag die Natur zurück. Spätestens auf dem Gleuensee ist sie vollends wieder da, mit dichtem Wald und Seerosenfeldern. Hier, am Kopf des Sees, beginnt einer der schönsten Abschnitte der Tour.

Der Netzowgraben ist teilweise so schmal, dass gerade einmal zwei Paddelboote nebeneinander passieren könnten. Bäume am Ufer formen ein Blätterdach, durch das ab und zu ein Sonnenstrahl blinzelt. Hin und wieder sehen wir Holzhaufen von Bibern am Ufer. Unzählige Fische tummeln sich im glasklaren Wasser. Die Zeit scheint hier wie angehalten. Auf dem Gelände des Landgasthaus & Pension „Gestüt Lindenhof” am langgestreckten Netzowsee bauen wir unser Zelt auf und beenden die Tagesetappe. Am nächsten Morgen wird uns der Shuttle-Service samt Kajak in den Platkowsee übersetzen.

Platkowsee – Himmelpfort – Fürstenberg/Havel

Die letzte Tagestour führt uns über mehrere große Seen. In windstillen Momenten ist das Wasser spiegelglatt. Schilf wächst vom Ufer weit in den See hinein. Hin und wieder lugt eine Angelroute hervor. Über den Zenssee erreichen wir die
Flößerstadt Lychen und schwenken in den Großen Lychensee mit seinen drei Inseln ein (Achtung: Zwischen Oberfuhlsee und Stadtsee muss das Kanu umgetragen werden!). Auf der Woblitz, einem schmalen Zulauf des Havel, begegnet uns nochmal die volle Packung Naturschönheit. Danach häufen sich die Spuren der Zivilisation. Gab es unterwegs auch immer wieder motorbootfreie Abschnitte, nimmt der Verkehr nun merklich zu: Hausboote, Motoryachten und Schulklassen in Drachenboten begegnen uns. Einmal noch schleusen in Himmelpfort, dann erreichen wir den Stolpsee und schließlich Fürstenberg/Havel – Start- und Endpunkt einer wunderbaren Tour.