Neubrandenburg: Tore zur Stadt

By Published On: 29. Juni 2012

Die Symbiose aus Geschichte, Natur und Kultur bestimmt Neubrandenburg. Historischer Stadtkern, Tollensee, und Konzertkirche bilden einen harmonischen Dreiklang.

Ich werde nie die freundliche Vorderstadt Neubrandenburg vergessen, mit ihren reinlichen Straßen, ihrer schönen Kirche, mit ihrem grünen Eichenkranz, dem prunkenden Buchenlaub. Der Urheber dieser Zeilen lebte 1856 bis 1863 in der heute drittgrößten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns. Er ist auch der einzige niederdeutsche Autor, der zur deutschen Nationalliteratur gezählt wird Fritz Reuter. Weithin bekannt ist Neubrandenburg aber auch für seine vier Tore. In einem dieser vier Tore, im Neuen Tor, hat die Fritz Reuter Gesellschaft e. V. ihre Heimat gefunden.

Vom Neuen Tor im Osten des Stadtzentrums gelangt man in Richtung Süden an der Stadtmauer entlang rasch zum Stargarder Tor. Die gesamte Innenstadt ist von einer mittelalterlichen Wehranlage umgeben. Das Stargarder Tor bietet sich an, das Innere des Stadtkerns zu betreten. Rasch verfliegt der mittelalterliche Baueindruck, denn eine moderne Einkaufsstraße durchzieht das Zentrum vom Stargarder Tor aus nach Norden bis zur anderen Seite der Stadtmauer und zum Bahnhof. Hier stehen historische Fachwerkhäuser ehemaliger Handwerker Seit an Seit mit neuen Gebäuden, die sich geschickt in das Ensemble einfügen.

Historisches Erbe

Der mittelalterliche Stadtkern ist die am besten und vollständigsten erhaltene Stadtbefestigung früherer Jahrhunderte auf dem Gebiet der neuen Bundesländer und damit Verpflichtung und Chance für Neubrandenburg. Die Stadt pflegt und erhält dieses Erbe und integriert es geschickt in das moderne Stadtleben. Auf den ersten Blick wirkt die Stadt dadurch größer und weitläufiger als sie zahlenmäßig sein dürfte. Ein breiter grüner Gürtel umgibt das Stadtzentrum und lockert das Stadtbild auf. Lange Wälle und Gräben wurden einstmals vor der Stadtmauer angelegt, um Angreifer aufzuhalten. Heute ist der Wall mit Eichen bewachsen und bildet eben jenen grünen Eichenkranz, der schon Fritz Reuter begeisterte und bei idyllischen Spaziergängen vergessen lässt, dass man sich mitten in der Stadt befindet.

Für Autofahrer, ob sie über die Bundesstraße B 96 oder 104 oder die neue Autobahn A 20 nach Neubrandenburg kommen, ist der Stadtring bei der ersten Runde das Bemerkenswerteste an der Stadt. Nur gegen den Uhrzeigersinn befahrbar, umschließt eine mehrspurige Straße den historischen Stadtkern – schnell erkennt auch der grummeligste Chauffeur die Zweckmäßigkeit dieser Verkehrsführung. So erhalten nicht nur alle Mitfahrenden einen raschen Überblick über die Geschichte der Stadt, sondern da sich die Stadt vom Zentrum aus spinnwebenartig in alle Richtungen erweitert hat, ist jedes Ziel schnell zu erreichen.

Doch Stadtmauer, vier beeindruckende Backsteintore, zahlreiche Wiekhäuser und Türme allein begründen nicht die Freude der Besucher an dieser Stadt. Auch die Geschichte der Stadt mit dem historisch bemerkenswert gleichmäßigen Straßenraster, die 1248 auf Geheiß des Markgrafen von Brandenburg nach dem Vorbild italienischer Städte gegründet wurde, kann den Reiz nicht hinreichend erklären. Es ist die Symbiose aus Historie, Natur und Kultur, die Neubrandenburg zusammenhält und den Aufenthalt so angenehm werden lässt.

Ausflug in die Natur

Einen ersten Überblick gibt der 56 Meter hohe „Kulturfinger“ am Marktplatz. Von dort oben ist der historische Stadtkern mit den sich anschließenden Satellitenstädten und der hügeligen Endmoränenlandschaft bei klarem Wetter gut zu erkennen, und heiße Debatten darüber, was man als nächstes erkunden möchte, gehören in beinahe jeder Besuchergruppe zum Standardrepertoire, wenn die malerische Landschaft und die vielseitige Stadt so einladend unter ihnen liegen.

Mit dem Tollensesee und den umgebenden Wäldern am Stadtrand verfügt Neubrandenburg über ein Naherholungsgebiet, das diese Bezeichnung wahrlich verdient. Stadtbewohner und -besucher schätzen die Ruhe des Sees, die gute Infrastruktur dort und die vielseitigen Angebote, und eine Fahrt mit dem Ausflugsschiff „Mudder Schulten“ gehört quasi zum Pflichtprogramm. Etwa zehn Kilometer lang und bis zu 2,5 Kilometer breit bietet der Tollensesee Tauchern, Seglern, Paddlern, Surfern, Anglern und anderen Wassersportlern ideale Bedingungen. Schöne Nordic-Walking-, Rad- und Wanderrouten durch den Kulturpark, andere Forste und die reizvolle Landschaft verführen auch Wasserscheue zu lohnendem Aktivurlaub. Und nicht weit von Neubrandenburg liegt ein besonderes Ziel, die Höhenburg Stargard in Burg Stargard, von deren Turm sich ein wunderbarer Ausblick über die Landschaft bietet.

Vielseitige Kultur

Die ehemalige Bezirksstadt verfügt über eine eigene Philharmonie, die seit 2001 ihre Heimat in der als Konzertkirche wieder aufgebauten Marienkirche gefunden hat. Schauspielhaus, Sportzentrum, Museum im Treptower Tor, Literaturzentrum im ehemaligen Wohnhaus von Brigitte Reimann sowie Kunstsammlung und das neue Veranstaltungszentrum füllen zahlreiche Veranstaltungskalender und bieten allen Geschmäckern zu jeder Jahreszeit gute Gründe für einen Besuch der Stadt. Jazzfrühling, Kulturherbst und DokumentArt werden auch jenseits der Stadtgrenzen in zahlreiche Kalender als Pflichtbesuch eingetragen.

Sollte der Besucher irgendwann den Heimweg antreten müssen, wird er Fritz Reuter nicht widersprechen können, der Neubrandenburg „de Parl von dat mecklenburgisch-strelitzsche Reich“ nannte.

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Neubrandenburg: Tore zur Stadt
By |4 min read|806 words|Published On: 29. Juni 2012|

Die Symbiose aus Geschichte, Natur und Kultur bestimmt Neubrandenburg. Historischer Stadtkern, Tollensee, und Konzertkirche bilden einen harmonischen Dreiklang.

Ich werde nie die freundliche Vorderstadt Neubrandenburg vergessen, mit ihren reinlichen Straßen, ihrer schönen Kirche, mit ihrem grünen Eichenkranz, dem prunkenden Buchenlaub. Der Urheber dieser Zeilen lebte 1856 bis 1863 in der heute drittgrößten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns. Er ist auch der einzige niederdeutsche Autor, der zur deutschen Nationalliteratur gezählt wird Fritz Reuter. Weithin bekannt ist Neubrandenburg aber auch für seine vier Tore. In einem dieser vier Tore, im Neuen Tor, hat die Fritz Reuter Gesellschaft e. V. ihre Heimat gefunden.

Vom Neuen Tor im Osten des Stadtzentrums gelangt man in Richtung Süden an der Stadtmauer entlang rasch zum Stargarder Tor. Die gesamte Innenstadt ist von einer mittelalterlichen Wehranlage umgeben. Das Stargarder Tor bietet sich an, das Innere des Stadtkerns zu betreten. Rasch verfliegt der mittelalterliche Baueindruck, denn eine moderne Einkaufsstraße durchzieht das Zentrum vom Stargarder Tor aus nach Norden bis zur anderen Seite der Stadtmauer und zum Bahnhof. Hier stehen historische Fachwerkhäuser ehemaliger Handwerker Seit an Seit mit neuen Gebäuden, die sich geschickt in das Ensemble einfügen.

Historisches Erbe

Der mittelalterliche Stadtkern ist die am besten und vollständigsten erhaltene Stadtbefestigung früherer Jahrhunderte auf dem Gebiet der neuen Bundesländer und damit Verpflichtung und Chance für Neubrandenburg. Die Stadt pflegt und erhält dieses Erbe und integriert es geschickt in das moderne Stadtleben. Auf den ersten Blick wirkt die Stadt dadurch größer und weitläufiger als sie zahlenmäßig sein dürfte. Ein breiter grüner Gürtel umgibt das Stadtzentrum und lockert das Stadtbild auf. Lange Wälle und Gräben wurden einstmals vor der Stadtmauer angelegt, um Angreifer aufzuhalten. Heute ist der Wall mit Eichen bewachsen und bildet eben jenen grünen Eichenkranz, der schon Fritz Reuter begeisterte und bei idyllischen Spaziergängen vergessen lässt, dass man sich mitten in der Stadt befindet.

Für Autofahrer, ob sie über die Bundesstraße B 96 oder 104 oder die neue Autobahn A 20 nach Neubrandenburg kommen, ist der Stadtring bei der ersten Runde das Bemerkenswerteste an der Stadt. Nur gegen den Uhrzeigersinn befahrbar, umschließt eine mehrspurige Straße den historischen Stadtkern – schnell erkennt auch der grummeligste Chauffeur die Zweckmäßigkeit dieser Verkehrsführung. So erhalten nicht nur alle Mitfahrenden einen raschen Überblick über die Geschichte der Stadt, sondern da sich die Stadt vom Zentrum aus spinnwebenartig in alle Richtungen erweitert hat, ist jedes Ziel schnell zu erreichen.

Doch Stadtmauer, vier beeindruckende Backsteintore, zahlreiche Wiekhäuser und Türme allein begründen nicht die Freude der Besucher an dieser Stadt. Auch die Geschichte der Stadt mit dem historisch bemerkenswert gleichmäßigen Straßenraster, die 1248 auf Geheiß des Markgrafen von Brandenburg nach dem Vorbild italienischer Städte gegründet wurde, kann den Reiz nicht hinreichend erklären. Es ist die Symbiose aus Historie, Natur und Kultur, die Neubrandenburg zusammenhält und den Aufenthalt so angenehm werden lässt.

Ausflug in die Natur

Einen ersten Überblick gibt der 56 Meter hohe „Kulturfinger“ am Marktplatz. Von dort oben ist der historische Stadtkern mit den sich anschließenden Satellitenstädten und der hügeligen Endmoränenlandschaft bei klarem Wetter gut zu erkennen, und heiße Debatten darüber, was man als nächstes erkunden möchte, gehören in beinahe jeder Besuchergruppe zum Standardrepertoire, wenn die malerische Landschaft und die vielseitige Stadt so einladend unter ihnen liegen.

Mit dem Tollensesee und den umgebenden Wäldern am Stadtrand verfügt Neubrandenburg über ein Naherholungsgebiet, das diese Bezeichnung wahrlich verdient. Stadtbewohner und -besucher schätzen die Ruhe des Sees, die gute Infrastruktur dort und die vielseitigen Angebote, und eine Fahrt mit dem Ausflugsschiff „Mudder Schulten“ gehört quasi zum Pflichtprogramm. Etwa zehn Kilometer lang und bis zu 2,5 Kilometer breit bietet der Tollensesee Tauchern, Seglern, Paddlern, Surfern, Anglern und anderen Wassersportlern ideale Bedingungen. Schöne Nordic-Walking-, Rad- und Wanderrouten durch den Kulturpark, andere Forste und die reizvolle Landschaft verführen auch Wasserscheue zu lohnendem Aktivurlaub. Und nicht weit von Neubrandenburg liegt ein besonderes Ziel, die Höhenburg Stargard in Burg Stargard, von deren Turm sich ein wunderbarer Ausblick über die Landschaft bietet.

Vielseitige Kultur

Die ehemalige Bezirksstadt verfügt über eine eigene Philharmonie, die seit 2001 ihre Heimat in der als Konzertkirche wieder aufgebauten Marienkirche gefunden hat. Schauspielhaus, Sportzentrum, Museum im Treptower Tor, Literaturzentrum im ehemaligen Wohnhaus von Brigitte Reimann sowie Kunstsammlung und das neue Veranstaltungszentrum füllen zahlreiche Veranstaltungskalender und bieten allen Geschmäckern zu jeder Jahreszeit gute Gründe für einen Besuch der Stadt. Jazzfrühling, Kulturherbst und DokumentArt werden auch jenseits der Stadtgrenzen in zahlreiche Kalender als Pflichtbesuch eingetragen.

Sollte der Besucher irgendwann den Heimweg antreten müssen, wird er Fritz Reuter nicht widersprechen können, der Neubrandenburg „de Parl von dat mecklenburgisch-strelitzsche Reich“ nannte.

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