Mit dem Kanu unterwegs rund um Neuruppin

By |8,2 min read|1638 words|Published On: 21. April 2022|

Länge: 72 km 
Dauer: 5-6 Tage
Route: Gudelacksee – Möllensee – Rhin – Zermützelsee – Tetzensee – Molchowsee – Ruppiner See – Bützsee – Bützrhin – Kremmener Rhin – Kremmener See – Kremmener Rhin – Alter Rhin – Fehrbelliner Kanal – Wustrauer Rhin

Kanuverleih: Boat City Neuruppin, Zum Schwanenufer 17, 16816 Neuruppin, Tel. (0 33 91) 40 56 99, www.bootsverleih-neuruppin.de

Wer mit dem Kanu auf den Seen und Flüssen rund um Neuruppin unterwegs ist, den erwartet eine ruhige und erholsame Zeit. Fünf bis sechs Tage sind ideal, um das Kanu auch mal festzumachen Highlights am Ufer wie Neuruppin oder die malerische Boltenmühle zu erkunden.

Lindow – Zermützelsee

Am Lindower Yachthafen, in der Nähe des Campingplatzes, beginnt die Reise. Auf dem hiesigen Parkplatz kann man sein Auto kostenlos abstellen. Dann heißt es: Kanu bepacken und raus auf den Gudelacksee. Das Wasser ist glatt und vom Ufer aus sehen wir die Insel Werder, die in der Mitte des Sees liegt. Früher wurde hier Ton abgebaut, heute ist dort ein ökologischer Bauernhof zu finden. Wer schon eine Pause braucht, kann den Rastplatz für Wasserwanderer nutzen und die Insel erkunden.

Wir steuern rechts an der Insel vorbei. Der See ist fast komplett von Wald umgeben, ab und zu lugt ein Häuschen hervor. Die Szene ändert sich, als wir in den Rhin einbiegen. Dem weitläufigen Blick folgt nun die Uferbegrenzung. Es fühlt sich an, als paddeln wir über eine schmale Lichtung. Kurz darauf erreichen wir den von Schilf eingefassten Möllensee. Am linken Ufer können wir gut anlegen und rasten kurz. Ein paar Enten hoffen etwas von unserem Proviant abzubekommen – wir müssen sie leider enttäuschen. Der kleine See ist schnell überquert und auf dem Fluss kommen wir an vielen Schrebergärten vorbei. Ein Anwohner winkt von seiner Laube aus und wünscht uns eine gute Fahrt.

Ein paar Paddelschläge weiter kommt eine Autobrücke in Sicht. Wir sind jetzt ganz in der Nähe von Zippelsförde, wo der Rheinsberger Rhin in den Rhin mündet. Vor der Brücke kann man gut anlegen. Ein Halt und kurzer Fußweg lohnt allemal: Der Räucherfisch der Fischzucht Zippelsförde ist unübertroffen! Nach einer Pause paddeln wir weiter auf dem Rhin, der breiter und kurviger wird und daher weniger wie ein Kanal wirkt. Am Zermützelsee hat der Wasserwanderer die Wahl zwischen vier verschiedenen Campingplätzen. Drei davon befinden sich zwischen Zermützel- und Tornowsee. Hier lohnt ein längerer Aufenthalt gleich aus mehreren Gründen. Über das Rottstielfließ erreicht man den malerischen Tornowsee – perfekt zum Baden und Seele baumeln lassen. Am Nordende befindet sich zudem die „Boltenmühle“, ein ausgezeichnetes Hotel und Restaurant.

Zermützelsee – Alt Ruppin

Vom schönen Zermützelsee geht es weiter nach Süden zum Tetzensee. Dieser ist nicht sehr breit und bis auf ein anderes Boot sind wir hier völlig allein. Statt zu paddeln, lassen wir uns einfach treiben und entspannen. Zwischen fast geschlossenen Augenlidern glitzert die Sonne übers Wasser – traumhaft.

Der See wird in Richtung Molchowsee immer schmaler. Wassergrundstücke säumen das Ufer – bei manchen ist der Gartenzwerg wohl ein Muss. Kurz bevor sich der Molchowsee ausbreitet, gibt es rechts noch einen Wasserwanderrastplatz – sehr einfach und daher höchstens für eine kurze Rast geeignet. Als wir den Molchowsee erreichen, halten wir uns links und steuern die Badestelle samt Biwakplatz an. Eine Lagerfeuerstelle und ein Dixiklo sind auch vorhanden. Für eine Nacht völlig ausreichend, ansonsten sind die Campingplätze am Zermützelsee empfehlenswerter. Wir bauen unser Zelt auf und genießen die Abendstimmung am Wasser.

Am nächsten Tag starten wir früh und paddeln über den ruhigen Molchowsee. An dessen Südende sehen wir schon die Altruppiner Schleuse. Die Schleusenmeisterin unterbricht das Laubharken und fragt, ob wir unser Kanu mit einem Bootswagen bewegen wollen – dies dauere drei Minuten – oder ob wir lieber geschleust werden möchten, was 20 Minuten in Anspruch nehmen würde. Zeit haben wir und wann wird schließlich schon mal extra für einen die Schleuse betätigt? Bei ein bisschen Smalltalk ist die Schleuse schnell passiert und wir paddeln, nun rund zwei Meter tiefer, weiter nach Alt Ruppin. Der Rhin scheint kaum zu fließen, viel Grünes bedeckt die Wasseroberfläche. Grundstücke säumen den Fluss, rechts erblicken wir schon bald den Kirchturm von Alt Ruppin.

Alt Ruppin – Gnewikow

Als wir auf den Ruppiner See fahren und gerade die Insel Poggenwerder passieren, winken uns Leute von einem Passagierschiff zu. Wind und Wellen sind hier stärker zu spüren als auf den kleinen Seen und wir müssen kräftig paddeln. Der Ruppiner See ist sehr lang und kurvig – ein Grund mehr, uns und unserem Kanu eine Pause zu gönnen und in Neuruppin zu halten. Die Fontanestadt erkennen wir in der Ferne durch den Doppelturm der Klosterkirche. Wir paddeln unter dem Seedamm, einer Bahn- und Autoverbindung über den See, hindurch und halten auf die Kirche zu. An der Seepromenade vor der Kirche führen Stufen zum Ufer. Enten tummeln sich hier und wir kommen gut aus dem Kanu. Wir binden es einfach an einem Geländer fest und nehmen unsere Wertsachen mit.

An der Promenade gibt es viele Cafés, wir bummeln jedoch lieber durch die Stadt, um mehr zu entdecken. In einer Straße ganz in Ufernähe finden wir das „Up-Hus“, das älteste Fachwerkhaus der Stadt und zugleich Restaurant. Im hübschen Hof genießen wir ein Bauernfrühstück und ruhen uns aus. Danach spazieren wir durch die Straßen, die Innenstadt scheint nur aus Altbauten zu bestehen, und werfen einen Blick in die Klosterkirche. Gern würden wir länger in Neuruppin verweilen, doch unser Kanu und der Rest des Ruppiner Sees warten auf uns. Wir kehren der Stadt den Rücken und paddeln gegen den Wind. Auf der Höhe von Gnewikow liegt links ein wunderbarer, kleiner Badestrand, der eigentlich zum Jugenddorf gehört. Wir fragen, ob wir halten dürfen. Kein Problem – also entspannen wir eine Weile und springen ins Wasser.

Gnewikow – Altfriesack

Nach dem Ausruhen und Baden schieben wir das Kanu wieder ins Wasser. Der See wird etwas schmaler und am Ufer ist hauptsächlich Wald, der selten von Dörfern unterbrochen wird. Je weiter wir paddeln, desto weniger andere Boote, desto mehr Schilf und Wasservögel wie Haubentaucher begegnen uns. Bald schon haben wir den See für uns allein. Zwischendurch lassen wir uns einfach treiben und beobachten Vögel, denn die lange Strecke auf dem Ruppiner See zehrt etwas an den Kräften.

Nachdem wir Karwe passieren haben, ist Altfriesack, unser Etappenziel für den heutigen Tag, schon ganz nah. Aus der Ferne ist das Fischerdorf kaum auszumachen, wir sehen nur Schilf und Bäume. Hinter einer Kurve erwartet uns ein scharfer Kontrast: Am rechten Ufer reihen sich Parzellen, das linke Ufer ist dagegen urwüchsig. Kurz darauf erreichen wir eine Gabelung. Rechts geht es zur Altfriesacker Schleuse, links zu einer Umtragestelle. Da es wochentags und nach 17 Uhr ist, hat man an der Schleuse schon Feierabend und wir halten uns daher links. Wir wollen das KanuCamp erreichen und müssen dafür erst Altfriesack über den Rhin verlassen und über den Bützsee ein paar Meter den anderen Lauf zurückpaddeln.

Doch der kleine Umweg erweist sich letztendlich als besonders urig. Einige alte Boote liegen vor verfallenen Hütten am Ufer, Erlen biegen sich über den Lauf des Flusses und kurz darauf ist vom Fischerdorf keine Spur mehr zu sehen. Stattdessen erspähen wir einen Rehbock, der hier wohl im flachen Wasser den Fluss durchquert hat. Wir paddeln kurz auf dem Bützsee, um gleich rechts ein Stück in Richtung Rückseite der Schleuse zu fahren. Beim Camp von Kanuguide Frank Kuchenbecker können wir perfekt aussteigen, ziehen das Boot an Land und schlagen unser Nachtlager auf.

Altfriesack – Kremmen

Als wir am nächsten Tag starten, sehen wir den Bützsee mit anderen Augen. Naturbelassen, von Schilf umrahmt und nur mit einer kleinen Insel in der Mitte. Das Wasser ist ruhig und bis auf Vögel und Insekten sind wir hier die einzigen Lebewesen. Dann geht es auf dem Bützrhin weiter. Die Landschaft im Rhinluch ändert sich: Statt Wald gibt es mehr Wiesen, Sträucher und einzelne Bäume, sodass wir den Blick etwas weiter schweifen lassen können. Zivilisation scheint hier weit entfernt. Auf kaum einem anderen Teil der Strecke ist es so ruhig. Wenig später folgt eine Gabelung: Links zweigt der Kremmener Rhin ab, rechts schlängelt sich der Alte Rhin nach Fehrbellin. Wir entscheiden uns für den Wasserweg Richtung Kremmen.

Kremmen – Linum – Fehrbellin

Nach einer erholsamen Nacht geht es am Morgen wieder retour und schließlich auf den Alten Rhin. Der Fluss ist sehr schmal, kurvenreich und von Feuchtwiesen umgeben. Die Linumer Teichlandschaft ist nicht zu verfehlen, der Alte Rhin führt daran vorbei und auch ein Schild weist darauf hin. Über den Amtmannskanal paddelt man durch die malerische Schilflandschaft an Fischteichen vorbei nach Linum. Kein Wunder, dass die Gegend für Störche, Reiher und Kraniche kein Geheimtipp ist. Wer möchte, kann hier auch frischen Fisch kaufen.

Zurück auf dem Alten Rhin paddeln wir an zwei Anglern vorbei. Ansonsten treffen wir keine Menschenseele. Der Fluss schlängelt sich durch die weite Luchlandschaft. Holunderbüsche säumen das Ufer. Nach einer weiteren Kurve erreichen wir die Schleuse Hakenberg. Diesmal sind wir pünktlich und müssen nicht umtragen. Nach kurzer Rast paddeln wir weiter, zunächst auf dem Fehrbelliner Kanal, dann auf dem Wustrauer Rhin, und erreichen schließlich das Ziel unserer Tour: Fehrbellin. Erst hier merken wir in Schultern, Armen und Händen, wie viel wir gepaddelt sind. Bei einem Eisbecher in der Konditorei Schmiedel lassen wir die vergangenen Tage nochmal Revue passieren. Unser Fazit: Mit dem Kanu die Gewässer rund um Neuruppin erkunden – ein Traum!

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By |8,2 min read|1638 words|Published On: 21. April 2022|

Länge: 72 km 
Dauer: 5-6 Tage
Route: Gudelacksee – Möllensee – Rhin – Zermützelsee – Tetzensee – Molchowsee – Ruppiner See – Bützsee – Bützrhin – Kremmener Rhin – Kremmener See – Kremmener Rhin – Alter Rhin – Fehrbelliner Kanal – Wustrauer Rhin

Kanuverleih: Boat City Neuruppin, Zum Schwanenufer 17, 16816 Neuruppin, Tel. (0 33 91) 40 56 99, www.bootsverleih-neuruppin.de

Wer mit dem Kanu auf den Seen und Flüssen rund um Neuruppin unterwegs ist, den erwartet eine ruhige und erholsame Zeit. Fünf bis sechs Tage sind ideal, um das Kanu auch mal festzumachen Highlights am Ufer wie Neuruppin oder die malerische Boltenmühle zu erkunden.

Lindow – Zermützelsee

Am Lindower Yachthafen, in der Nähe des Campingplatzes, beginnt die Reise. Auf dem hiesigen Parkplatz kann man sein Auto kostenlos abstellen. Dann heißt es: Kanu bepacken und raus auf den Gudelacksee. Das Wasser ist glatt und vom Ufer aus sehen wir die Insel Werder, die in der Mitte des Sees liegt. Früher wurde hier Ton abgebaut, heute ist dort ein ökologischer Bauernhof zu finden. Wer schon eine Pause braucht, kann den Rastplatz für Wasserwanderer nutzen und die Insel erkunden.

Wir steuern rechts an der Insel vorbei. Der See ist fast komplett von Wald umgeben, ab und zu lugt ein Häuschen hervor. Die Szene ändert sich, als wir in den Rhin einbiegen. Dem weitläufigen Blick folgt nun die Uferbegrenzung. Es fühlt sich an, als paddeln wir über eine schmale Lichtung. Kurz darauf erreichen wir den von Schilf eingefassten Möllensee. Am linken Ufer können wir gut anlegen und rasten kurz. Ein paar Enten hoffen etwas von unserem Proviant abzubekommen – wir müssen sie leider enttäuschen. Der kleine See ist schnell überquert und auf dem Fluss kommen wir an vielen Schrebergärten vorbei. Ein Anwohner winkt von seiner Laube aus und wünscht uns eine gute Fahrt.

Ein paar Paddelschläge weiter kommt eine Autobrücke in Sicht. Wir sind jetzt ganz in der Nähe von Zippelsförde, wo der Rheinsberger Rhin in den Rhin mündet. Vor der Brücke kann man gut anlegen. Ein Halt und kurzer Fußweg lohnt allemal: Der Räucherfisch der Fischzucht Zippelsförde ist unübertroffen! Nach einer Pause paddeln wir weiter auf dem Rhin, der breiter und kurviger wird und daher weniger wie ein Kanal wirkt. Am Zermützelsee hat der Wasserwanderer die Wahl zwischen vier verschiedenen Campingplätzen. Drei davon befinden sich zwischen Zermützel- und Tornowsee. Hier lohnt ein längerer Aufenthalt gleich aus mehreren Gründen. Über das Rottstielfließ erreicht man den malerischen Tornowsee – perfekt zum Baden und Seele baumeln lassen. Am Nordende befindet sich zudem die „Boltenmühle“, ein ausgezeichnetes Hotel und Restaurant.

Zermützelsee – Alt Ruppin

Vom schönen Zermützelsee geht es weiter nach Süden zum Tetzensee. Dieser ist nicht sehr breit und bis auf ein anderes Boot sind wir hier völlig allein. Statt zu paddeln, lassen wir uns einfach treiben und entspannen. Zwischen fast geschlossenen Augenlidern glitzert die Sonne übers Wasser – traumhaft.

Der See wird in Richtung Molchowsee immer schmaler. Wassergrundstücke säumen das Ufer – bei manchen ist der Gartenzwerg wohl ein Muss. Kurz bevor sich der Molchowsee ausbreitet, gibt es rechts noch einen Wasserwanderrastplatz – sehr einfach und daher höchstens für eine kurze Rast geeignet. Als wir den Molchowsee erreichen, halten wir uns links und steuern die Badestelle samt Biwakplatz an. Eine Lagerfeuerstelle und ein Dixiklo sind auch vorhanden. Für eine Nacht völlig ausreichend, ansonsten sind die Campingplätze am Zermützelsee empfehlenswerter. Wir bauen unser Zelt auf und genießen die Abendstimmung am Wasser.

Am nächsten Tag starten wir früh und paddeln über den ruhigen Molchowsee. An dessen Südende sehen wir schon die Altruppiner Schleuse. Die Schleusenmeisterin unterbricht das Laubharken und fragt, ob wir unser Kanu mit einem Bootswagen bewegen wollen – dies dauere drei Minuten – oder ob wir lieber geschleust werden möchten, was 20 Minuten in Anspruch nehmen würde. Zeit haben wir und wann wird schließlich schon mal extra für einen die Schleuse betätigt? Bei ein bisschen Smalltalk ist die Schleuse schnell passiert und wir paddeln, nun rund zwei Meter tiefer, weiter nach Alt Ruppin. Der Rhin scheint kaum zu fließen, viel Grünes bedeckt die Wasseroberfläche. Grundstücke säumen den Fluss, rechts erblicken wir schon bald den Kirchturm von Alt Ruppin.

Alt Ruppin – Gnewikow

Als wir auf den Ruppiner See fahren und gerade die Insel Poggenwerder passieren, winken uns Leute von einem Passagierschiff zu. Wind und Wellen sind hier stärker zu spüren als auf den kleinen Seen und wir müssen kräftig paddeln. Der Ruppiner See ist sehr lang und kurvig – ein Grund mehr, uns und unserem Kanu eine Pause zu gönnen und in Neuruppin zu halten. Die Fontanestadt erkennen wir in der Ferne durch den Doppelturm der Klosterkirche. Wir paddeln unter dem Seedamm, einer Bahn- und Autoverbindung über den See, hindurch und halten auf die Kirche zu. An der Seepromenade vor der Kirche führen Stufen zum Ufer. Enten tummeln sich hier und wir kommen gut aus dem Kanu. Wir binden es einfach an einem Geländer fest und nehmen unsere Wertsachen mit.

An der Promenade gibt es viele Cafés, wir bummeln jedoch lieber durch die Stadt, um mehr zu entdecken. In einer Straße ganz in Ufernähe finden wir das „Up-Hus“, das älteste Fachwerkhaus der Stadt und zugleich Restaurant. Im hübschen Hof genießen wir ein Bauernfrühstück und ruhen uns aus. Danach spazieren wir durch die Straßen, die Innenstadt scheint nur aus Altbauten zu bestehen, und werfen einen Blick in die Klosterkirche. Gern würden wir länger in Neuruppin verweilen, doch unser Kanu und der Rest des Ruppiner Sees warten auf uns. Wir kehren der Stadt den Rücken und paddeln gegen den Wind. Auf der Höhe von Gnewikow liegt links ein wunderbarer, kleiner Badestrand, der eigentlich zum Jugenddorf gehört. Wir fragen, ob wir halten dürfen. Kein Problem – also entspannen wir eine Weile und springen ins Wasser.

Gnewikow – Altfriesack

Nach dem Ausruhen und Baden schieben wir das Kanu wieder ins Wasser. Der See wird etwas schmaler und am Ufer ist hauptsächlich Wald, der selten von Dörfern unterbrochen wird. Je weiter wir paddeln, desto weniger andere Boote, desto mehr Schilf und Wasservögel wie Haubentaucher begegnen uns. Bald schon haben wir den See für uns allein. Zwischendurch lassen wir uns einfach treiben und beobachten Vögel, denn die lange Strecke auf dem Ruppiner See zehrt etwas an den Kräften.

Nachdem wir Karwe passieren haben, ist Altfriesack, unser Etappenziel für den heutigen Tag, schon ganz nah. Aus der Ferne ist das Fischerdorf kaum auszumachen, wir sehen nur Schilf und Bäume. Hinter einer Kurve erwartet uns ein scharfer Kontrast: Am rechten Ufer reihen sich Parzellen, das linke Ufer ist dagegen urwüchsig. Kurz darauf erreichen wir eine Gabelung. Rechts geht es zur Altfriesacker Schleuse, links zu einer Umtragestelle. Da es wochentags und nach 17 Uhr ist, hat man an der Schleuse schon Feierabend und wir halten uns daher links. Wir wollen das KanuCamp erreichen und müssen dafür erst Altfriesack über den Rhin verlassen und über den Bützsee ein paar Meter den anderen Lauf zurückpaddeln.

Doch der kleine Umweg erweist sich letztendlich als besonders urig. Einige alte Boote liegen vor verfallenen Hütten am Ufer, Erlen biegen sich über den Lauf des Flusses und kurz darauf ist vom Fischerdorf keine Spur mehr zu sehen. Stattdessen erspähen wir einen Rehbock, der hier wohl im flachen Wasser den Fluss durchquert hat. Wir paddeln kurz auf dem Bützsee, um gleich rechts ein Stück in Richtung Rückseite der Schleuse zu fahren. Beim Camp von Kanuguide Frank Kuchenbecker können wir perfekt aussteigen, ziehen das Boot an Land und schlagen unser Nachtlager auf.

Altfriesack – Kremmen

Als wir am nächsten Tag starten, sehen wir den Bützsee mit anderen Augen. Naturbelassen, von Schilf umrahmt und nur mit einer kleinen Insel in der Mitte. Das Wasser ist ruhig und bis auf Vögel und Insekten sind wir hier die einzigen Lebewesen. Dann geht es auf dem Bützrhin weiter. Die Landschaft im Rhinluch ändert sich: Statt Wald gibt es mehr Wiesen, Sträucher und einzelne Bäume, sodass wir den Blick etwas weiter schweifen lassen können. Zivilisation scheint hier weit entfernt. Auf kaum einem anderen Teil der Strecke ist es so ruhig. Wenig später folgt eine Gabelung: Links zweigt der Kremmener Rhin ab, rechts schlängelt sich der Alte Rhin nach Fehrbellin. Wir entscheiden uns für den Wasserweg Richtung Kremmen.

Kremmen – Linum – Fehrbellin

Nach einer erholsamen Nacht geht es am Morgen wieder retour und schließlich auf den Alten Rhin. Der Fluss ist sehr schmal, kurvenreich und von Feuchtwiesen umgeben. Die Linumer Teichlandschaft ist nicht zu verfehlen, der Alte Rhin führt daran vorbei und auch ein Schild weist darauf hin. Über den Amtmannskanal paddelt man durch die malerische Schilflandschaft an Fischteichen vorbei nach Linum. Kein Wunder, dass die Gegend für Störche, Reiher und Kraniche kein Geheimtipp ist. Wer möchte, kann hier auch frischen Fisch kaufen.

Zurück auf dem Alten Rhin paddeln wir an zwei Anglern vorbei. Ansonsten treffen wir keine Menschenseele. Der Fluss schlängelt sich durch die weite Luchlandschaft. Holunderbüsche säumen das Ufer. Nach einer weiteren Kurve erreichen wir die Schleuse Hakenberg. Diesmal sind wir pünktlich und müssen nicht umtragen. Nach kurzer Rast paddeln wir weiter, zunächst auf dem Fehrbelliner Kanal, dann auf dem Wustrauer Rhin, und erreichen schließlich das Ziel unserer Tour: Fehrbellin. Erst hier merken wir in Schultern, Armen und Händen, wie viel wir gepaddelt sind. Bei einem Eisbecher in der Konditorei Schmiedel lassen wir die vergangenen Tage nochmal Revue passieren. Unser Fazit: Mit dem Kanu die Gewässer rund um Neuruppin erkunden – ein Traum!