Radweg Berlin Usedom

By Published On: 20. Februar 2023

Das Abenteuer Radwanderurlaub im Selbstversuch ganz nach dem Motto: „Der Weg ist das Ziel.“ Unter diesem Motto steht unsere Radreise von der Hauptstadt an die Ostseeküste auf der Insel Usedom auf dem Radweg Berlin Usedom. Auf dem Weg erleben wir den puren Naturgenuss. Die Fahrt führt durch weite Wälder, Sumpfgebiete, Wiesen und Felder, vorbei an wunderschön klaren Seen und entlang in die unberührte Natur eingebetteter Flussläufe. Wir durchfahren historische Städte und verträumte Dörfer. Nette Menschen und unerwartete Tierarten begegnen uns allerorten.

Berlin–Bernau: Die ersten 30 Kilometer auf dem Radweg Berlin Usedom

 

Nach dem Start auf dem Pariser Platz in Berlin-Mitte, führt die Fahrt auf dem Radweg Berlin Usedom vorbei am Mauerpark, wo Spuren der ehemaligen deutschen Teilung noch sichtbar sind. Wir treten in die Pedale und erreichen einige Kilometer nordwärts den Park des Schlosses Niederschönhausen in Pankow; dort treffen wir auf die Panke. Bald liegen Stadtverkehr und Großstadttrubel hinter uns. Wir lassen uns auf die Ruhe und Genügsamkeit der Natur ein. Am Ufer der Panke entlang geht es in Richtung Bernau bei Berlin. Dieses kleine Städtchen haben wir zu unserem ersten Etappenziel erkoren. Wir erreichen die einstige Bierbrauerstadt am frühen Abend. Die ersten 30 Kilometer Richtung Meer liegen hinter uns, und es macht sich bereits ein Gefühl von Erholung breit.

Bernau in der Mark Brandenburg verzaubert auf Anhieb. Den ersten Tag unserer Radtour beenden wir mit einem Spaziergang durch die wunderschöne Altstadt und einem anschließenden Abendessen. In einer der urigen Kneipen bestellen wir ein Bernauer Bier, das gehört schließlich zu einem Besuch. Später schlendern wir entlang der alten Stadtmauern und benommen von der Schönheit dieses historischen Örtchens zum Hotel zurück. Vor der Weiterfahrt am nächsten Morgen besichtigen wir noch die St. Marienkirche, eine der größten Kirchen der Mark Brandenburg mit einem Flügelaltar aus der Schule von Lucas Cranach dem Älteren.

Mit Bernau haben wir am ersten Tag unserer Radtour auch das Tor zur Region Barnim erreicht. Wir sind voller Vorfreude auf die Radfahrt durch die Landschaft dieser grünen Idylle; durch die Eiszeit sind in dieser Region viele klare Seen und weite Wälder entstanden.

Bernau–Werbellinsee–Joachimsthal: 45 Kilometer

Ausgeruht geht es nach der Kirchenbesichtigung am zweiten Tag weiter in Richtung Eberswalde. Wir tauchen ein in die Ursprünglichkeit des märkischen Landes. Hier und da sieht man einen Fischreiher nach seinem Mittagessen spähen. Auch wir beschließen nach ein paar Kilometern, eine Rast einzulegen und suchen uns ein lauschiges Plätzchen am Waldrand.

Am Nachmittag durchfahren wir das Gelände des Biesenthaler Beckens, wo man zahlreiche Wasservogelarten, zum Beispiel den Kranich, vor die Linse bekommt und für spätere Diaabende festhalten kann. Unsere Fahrt führt ständig abwechselnd vorbei an Wiesen und Wäldern, Hügeln, Seen und Bächen. Der nach Natur und Ursprünglichkeit Trachtende wird hier Glückseligkeit fi nden.

Mit dem Werbellinsee erreichen wir nach etwa 40 Kilometern das Herz des größten Waldgebiets von Brandenburg. Hier ging einst Kaiser Wilhelm II. zur Jagd; der „Kaiserbahnhof“ in Joachimsthal erinnert an die einstige Herrschaft des Hohenzollernkaisers. Der Bahnhof ist noch heute ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen. Wir wollen in Joachimsthal unser Nachtlager aufschlagen und suchen uns eine nette Pension.

Die Brücke über den Werbellinkanal gibt Anlass zu einer kurzen Rast auf dem Radweg Berlin Usedom.Foto: Jürgen Rocholl

Die Brücke über den Werbellinkanal gibt Anlass zu einer kurzen Rast. Foto: Jürgen Rocholl

Joachimsthal–Angermünde: etwa 30 Kilometer

Nach einem ausgiebigen Frühstück und nachdem wir unseren Picknickkorb mit würzigem märkischem Käse und naturbelassenem Obst gefüllt haben, ist unser erstes Ziel am dritten Tag der Tour zunächst das Biosphärenreservat Schorfheide. Obwohl auch das nahegelegene Kloster Chorin einen Abstecher wert gewesen wäre, machen wir uns auf den Weg in Richtung des auf 60 Hektar weiträumig gestalteten Wildparks, wo für bedrohte Tierarten, wie Elche, Wisente und Wölfe riesige Freigehege angelegt wurden. Für die Kleinen gibt es auch einen großen Streichelzoo.

Nach diesem Abstecher radeln wir weiter in Richtung Angermünde, vorbei an den Orten Parlow und Glambeck, die den Radfahrer zum Verweilen einladen. Nach einer kurzen Besichtigung der Fachwerkkirche in Glambeck, die obendrein zur Fahrradkirche erklärt wurde, zieht es uns weiter durch Feld und Wald. Das Etappenziel, das wir uns für den dritten Tag gesetzt haben, ist noch nicht erreicht; wir wollen an diesem Tag bis Angermünde fahren, uns interessiert das barocke Rathaus mit klassizistischer Fassade. Wir überlegen, von Glambeck aus die „Abkürzung“ direkt nach Steinhöfel zu nehmen, entscheiden uns letztlich aber dagegen. Wir erreichen Angermünde, das auch als das „Tor zur Uckermark“ bezeichnet wird, gegen Nachmittag.

Vorher machen wir noch einen kurzen Stopp am Mündesee­ und lassen vor dem Stadttor kurz die Füße im Wasser baumeln. Der historische Stadtkern von Angermünde verwandelt den dritten Abend unserer Radwanderung in eine Reise in die Geschichte. Bei einem Glas Wein in der malerischen Altstadt lassen wir die ersten Tage unserer Radwanderung noch mal Revue passieren und sind voller Vorfreude darauf, was uns an den nächsten Tagen erwartet.

Angermünde–Prenzlau: etwa 40 Kilometer

Unser Etappenziel am vierten Tag des Radweges Berlin Usedom ist das von Angermünde etwa 40 Kilometer entfernte Prenzlau, die Hauptstadt der Uckermark.

Das Wetter zeigt sich an diesem Tag von seiner schönsten Seite. Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir vorbei an kleinen Dörfchen und Seen, die so klar sind, dass wir uns nicht dagegen wehren können hineinzuspringen. Gegen Nachmittag erreichen wir dann den Unteruckersee, hier genießen wir die Nachmittagssonne und lassen bei einem kleinen Picknick die Seele baumeln.

Wir fahren weiter, bis wir nach einigen Kilometern Prenzlau erreichen. Nachdem wir eine ausgiebige Dusche genossen haben, gehen wir am späten Abend in der Stadt noch eine Kleinigkeit essen. Es war ein sehr anstrengender Tag, darum beschließen wir, früh schlafen zu gehen. Etwa die Hälfte der Strecke nach Usedom ist zurückgelegt, das wird am nächsten Morgen mit einem ausgedehnten Frühstück gefeiert. Bevor wir uns an die Weiterfahrt machen, steht die Besichtigung des eindrucksvollen Dominikanerkloster, das als Kulturzentrum genutzt wird, auf dem Programm.

Prenzlau–Pasewalk: etwa 30 Kilometer

Nach erholsamem Schlaf setzen wir uns am Vormittag des fünften Tages wieder auf den Drahtesel und verlassen Prenz­lau gen Norden. Pasewalk heißt das nächste Etappenziel, das bedeutet einen kleinen Umweg, der uns immer wieder an der Ucker, die bald Uecker heißt, entlang führt. Es wäre auch der direkte Weg über Ferdinandshof möglich gewesen. Wir lassen uns von der Schönheit Vorpommerns in den Bann ziehen und bleiben oft stehen, um die Flora und Fauna und alles, was da kreucht und fleucht, genau unter die Lupe zu nehmen.

Nach einer Vesperpause mit Kaffee und einem Apfelkuchen in Nechlin, einem der kleinen, verträumten Dörfer am Rande des Flusses, erreichen wir Pasewalk gegen Abend des fünften Tages. Hier spürt man die Geschichte längst vergangener Zeiten, denn Pasewalk ist eine der ältesten Städte in Vorpommern.

Der Strand in Ueckermünde weckt die Vorfreude auf Ahlbeck. Foto: Jürgen Rocholl

Der Strand in Ueckermünde weckt die Vorfreude auf Ahlbeck. Foto: Jürgen Rocholl

Pasewalk–Ueckermünde: etwa 30 Kilometer

Wir starten am nächsten Tag früh. Ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit steht auf dem Programm. Das in der Nähe liegende, rekonstruierte Slawenland „Ukranenland“ ist einen Besuch wert. Block-, Bohlen und Flechtwandhäuser des 9. und 10. Jahrhunderts sind hier in Originalgröße eindrucksvoll nachgebildet. Historische Handwerke wie Bronzegießen, Töpfern und Schmieden werden vorgeführt. Wer will, kann selbst Hand anlegen und der Töpfer- oder Filzkunst frönen. Wir beschließen, mit eigenhändig gemahlenem Mehl ein Brot zu backen, um es anschließend selbst zu verkosten. Selten hat uns Brot so gut geschmeckt.

Am späten Nachmittag erreichen wir die angrenzende Stadt Torgelow, nach einer Kaffeepause bleibt uns wenig Zeit, die Stadt zu erkunden. Wir wollen zügig weiter, schließlich haben wir erst die Hälfte unseres Tagespensums geschafft.
Der Radweg Berlin Usedom mündet hier in den Naturpark am Stettiner Haff. Wir kommen dem Meer spürbar näher.

In Ueckermünde schlendern wir gemütlich am Ufer der Uecker­ entlang, die uns am vorigen Tag so nett begleitet hat, und kehren am Abend in einem Hafenlokal ein. Die „Fischplatte für zwei Personen“ lässt uns das Wasser im Munde zusammenlaufen und hält, was sie verspricht. Wir lassen uns die köstlichen und vor allem frischen Fischspezialitäten auf der Zunge zergehen, obwohl wir noch nicht ganz an der Küste sind.

Ueckermünde–Anklam: etwa 50 Kilometer

Für den siebten Tag unserer Reise auf dem Radweg Berlin Usedom ans Meer haben wir uns vorgenommen, den Peenestrom zu erreichen. Nach einem kurzen Stadtbummel machen wir uns an die Weiterfahrt und folgen dem Ruf des Meeres. Die Weite und Vielfältigkeit des Stettiner Haffs erstreckt sich vor uns und verwandelt den Tag in ein einzigartiges Naturerlebnis. Hinter Bugewitz geht es über einen Dammweg durch überschwemmte Haffwiesen. Plötzlich zieht ein Seeadler über unseren Köpfen seine Kreise.

Fasziniert von den riesigen Sumpfgebieten und der Deichlandschaft sind wir angespornt und verzaubert zugleich. Wohlwissend, dass es noch nicht die Ostsee ist, genießen wir den reizvollen Ausblick auf die weiten Wasserflächen. Wahlweise kann man nun mit der Fähre von Kamp aus oder auf dem Landweg über Anklam und die Klappbrücke von Zecherin auf die Insel gelangen.

Wir entschließen uns, noch eine Nacht auf dem Festland zu verbringen und erreichen am Ende des Tages Anklam, die Geburtsstadt von Otto Lilienthal, des ersten fliegenden Menschen. Dort finden wir ein nettes kleines Hotel. Nach dem Abendessen machen wir noch einen Stadtspaziergang. Das Wahrzeichen der Stadt Anklam ist das 32 Meter hohe Steintor, das zugleich das älteste Gebäude der Stadt ist. Es stammt aus dem 13. Jahrhundert. Nach aufwendiger Restauration beherbergt es heute das regionalgeschichtliche Museum. Wir wollen am nächsten Tag zügig die letzten Kilometer zurücklegen, sonst hätten wir das Museum sicherlich besichtigt.

Anklam–Ahlbeck: etwa 40 Kilometer

Anklam, das direkt im Peeneurstromtal liegt, soll vorerst unsere letzte Station auf dem Festland gewesen sein. So starten wir am achten Tag das große Finale. Aus den ersten Kilometern machen wir ein kleines Radrennen und gelangen schneller auf die Insel als gedacht. Es sind jedoch noch ein paar Kilometer von der Stadt Usedom im Süden bis zu unserem Zielort, dem Kaiserbad Ahlbeck. Hier wollen wir die nächsten Sommertage genießen und dann mit dem Usedom-Express zurück in die Hauptstadt.

Entlang des Haffs durchfahren wir beschauliche Dörfer im Süden der Insel, die wenig touristisch erschlossen sind. Am Nachmittag erreichen wir Ahlbeck, das Kaiserbad ist für seine Seebrücke und die Häuser aus der Bäderarchitektur bekannt und liegt direkt an der Grenze zu Polen.

Wir haben Glück und ergattern auf Anhieb einen Platz in dem berühmten Seebrücken-Café. Ich bestelle einen Eiscafé und ein Stück Apfeltorte. Der Blick von hier auf die Ostsee ist unbeschreiblich – wie beruhigend die Ausstrahlung des Meeres ist! Entspannung und Urlaubsgefühl machen sich breit. Wir sind stolz und froh, in diesem Jahr nicht wie sonst mit dem Auto in den Urlaub gefahren zu sein, was hätten wir alles verpasst auf dem Weg an die Ostsee.

Die Gesamtstrecke des Radweg Berlin Usedom ans Meer von Berlin bis Peenemünde beträgt 337 Kilometer, auf dem direkten Weg ist die Ostsee auch schon nach 215 Kilometern zu erreichen. Wer nur einen Teil der Strecke mit dem Rad zurücklegen will, kann vielerorts mit der Bahn abkürzen bzw. zurück in die Hauptstadt fahren. Die Strecke ist sehr gut ausgewiesen und mit dem Rad angenehm zu befahren.

Fotos: Jürgen Rocholl

Hier gibt es Tipps zu weiteren Fahrradtouren durch die Seenplatte und unseren Fahrradtouren Büchern für Mecklenburg und Brandenburg.

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Radweg Berlin Usedom
By |10 min read|1973 words|Published On: 20. Februar 2023|

Das Abenteuer Radwanderurlaub im Selbstversuch ganz nach dem Motto: „Der Weg ist das Ziel.“ Unter diesem Motto steht unsere Radreise von der Hauptstadt an die Ostseeküste auf der Insel Usedom auf dem Radweg Berlin Usedom. Auf dem Weg erleben wir den puren Naturgenuss. Die Fahrt führt durch weite Wälder, Sumpfgebiete, Wiesen und Felder, vorbei an wunderschön klaren Seen und entlang in die unberührte Natur eingebetteter Flussläufe. Wir durchfahren historische Städte und verträumte Dörfer. Nette Menschen und unerwartete Tierarten begegnen uns allerorten.

Berlin–Bernau: Die ersten 30 Kilometer auf dem Radweg Berlin Usedom

 

Nach dem Start auf dem Pariser Platz in Berlin-Mitte, führt die Fahrt auf dem Radweg Berlin Usedom vorbei am Mauerpark, wo Spuren der ehemaligen deutschen Teilung noch sichtbar sind. Wir treten in die Pedale und erreichen einige Kilometer nordwärts den Park des Schlosses Niederschönhausen in Pankow; dort treffen wir auf die Panke. Bald liegen Stadtverkehr und Großstadttrubel hinter uns. Wir lassen uns auf die Ruhe und Genügsamkeit der Natur ein. Am Ufer der Panke entlang geht es in Richtung Bernau bei Berlin. Dieses kleine Städtchen haben wir zu unserem ersten Etappenziel erkoren. Wir erreichen die einstige Bierbrauerstadt am frühen Abend. Die ersten 30 Kilometer Richtung Meer liegen hinter uns, und es macht sich bereits ein Gefühl von Erholung breit.

Bernau in der Mark Brandenburg verzaubert auf Anhieb. Den ersten Tag unserer Radtour beenden wir mit einem Spaziergang durch die wunderschöne Altstadt und einem anschließenden Abendessen. In einer der urigen Kneipen bestellen wir ein Bernauer Bier, das gehört schließlich zu einem Besuch. Später schlendern wir entlang der alten Stadtmauern und benommen von der Schönheit dieses historischen Örtchens zum Hotel zurück. Vor der Weiterfahrt am nächsten Morgen besichtigen wir noch die St. Marienkirche, eine der größten Kirchen der Mark Brandenburg mit einem Flügelaltar aus der Schule von Lucas Cranach dem Älteren.

Mit Bernau haben wir am ersten Tag unserer Radtour auch das Tor zur Region Barnim erreicht. Wir sind voller Vorfreude auf die Radfahrt durch die Landschaft dieser grünen Idylle; durch die Eiszeit sind in dieser Region viele klare Seen und weite Wälder entstanden.

Bernau–Werbellinsee–Joachimsthal: 45 Kilometer

Ausgeruht geht es nach der Kirchenbesichtigung am zweiten Tag weiter in Richtung Eberswalde. Wir tauchen ein in die Ursprünglichkeit des märkischen Landes. Hier und da sieht man einen Fischreiher nach seinem Mittagessen spähen. Auch wir beschließen nach ein paar Kilometern, eine Rast einzulegen und suchen uns ein lauschiges Plätzchen am Waldrand.

Am Nachmittag durchfahren wir das Gelände des Biesenthaler Beckens, wo man zahlreiche Wasservogelarten, zum Beispiel den Kranich, vor die Linse bekommt und für spätere Diaabende festhalten kann. Unsere Fahrt führt ständig abwechselnd vorbei an Wiesen und Wäldern, Hügeln, Seen und Bächen. Der nach Natur und Ursprünglichkeit Trachtende wird hier Glückseligkeit fi nden.

Mit dem Werbellinsee erreichen wir nach etwa 40 Kilometern das Herz des größten Waldgebiets von Brandenburg. Hier ging einst Kaiser Wilhelm II. zur Jagd; der „Kaiserbahnhof“ in Joachimsthal erinnert an die einstige Herrschaft des Hohenzollernkaisers. Der Bahnhof ist noch heute ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen. Wir wollen in Joachimsthal unser Nachtlager aufschlagen und suchen uns eine nette Pension.

Die Brücke über den Werbellinkanal gibt Anlass zu einer kurzen Rast auf dem Radweg Berlin Usedom.Foto: Jürgen Rocholl

Die Brücke über den Werbellinkanal gibt Anlass zu einer kurzen Rast. Foto: Jürgen Rocholl

Joachimsthal–Angermünde: etwa 30 Kilometer

Nach einem ausgiebigen Frühstück und nachdem wir unseren Picknickkorb mit würzigem märkischem Käse und naturbelassenem Obst gefüllt haben, ist unser erstes Ziel am dritten Tag der Tour zunächst das Biosphärenreservat Schorfheide. Obwohl auch das nahegelegene Kloster Chorin einen Abstecher wert gewesen wäre, machen wir uns auf den Weg in Richtung des auf 60 Hektar weiträumig gestalteten Wildparks, wo für bedrohte Tierarten, wie Elche, Wisente und Wölfe riesige Freigehege angelegt wurden. Für die Kleinen gibt es auch einen großen Streichelzoo.

Nach diesem Abstecher radeln wir weiter in Richtung Angermünde, vorbei an den Orten Parlow und Glambeck, die den Radfahrer zum Verweilen einladen. Nach einer kurzen Besichtigung der Fachwerkkirche in Glambeck, die obendrein zur Fahrradkirche erklärt wurde, zieht es uns weiter durch Feld und Wald. Das Etappenziel, das wir uns für den dritten Tag gesetzt haben, ist noch nicht erreicht; wir wollen an diesem Tag bis Angermünde fahren, uns interessiert das barocke Rathaus mit klassizistischer Fassade. Wir überlegen, von Glambeck aus die „Abkürzung“ direkt nach Steinhöfel zu nehmen, entscheiden uns letztlich aber dagegen. Wir erreichen Angermünde, das auch als das „Tor zur Uckermark“ bezeichnet wird, gegen Nachmittag.

Vorher machen wir noch einen kurzen Stopp am Mündesee­ und lassen vor dem Stadttor kurz die Füße im Wasser baumeln. Der historische Stadtkern von Angermünde verwandelt den dritten Abend unserer Radwanderung in eine Reise in die Geschichte. Bei einem Glas Wein in der malerischen Altstadt lassen wir die ersten Tage unserer Radwanderung noch mal Revue passieren und sind voller Vorfreude darauf, was uns an den nächsten Tagen erwartet.

Angermünde–Prenzlau: etwa 40 Kilometer

Unser Etappenziel am vierten Tag des Radweges Berlin Usedom ist das von Angermünde etwa 40 Kilometer entfernte Prenzlau, die Hauptstadt der Uckermark.

Das Wetter zeigt sich an diesem Tag von seiner schönsten Seite. Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir vorbei an kleinen Dörfchen und Seen, die so klar sind, dass wir uns nicht dagegen wehren können hineinzuspringen. Gegen Nachmittag erreichen wir dann den Unteruckersee, hier genießen wir die Nachmittagssonne und lassen bei einem kleinen Picknick die Seele baumeln.

Wir fahren weiter, bis wir nach einigen Kilometern Prenzlau erreichen. Nachdem wir eine ausgiebige Dusche genossen haben, gehen wir am späten Abend in der Stadt noch eine Kleinigkeit essen. Es war ein sehr anstrengender Tag, darum beschließen wir, früh schlafen zu gehen. Etwa die Hälfte der Strecke nach Usedom ist zurückgelegt, das wird am nächsten Morgen mit einem ausgedehnten Frühstück gefeiert. Bevor wir uns an die Weiterfahrt machen, steht die Besichtigung des eindrucksvollen Dominikanerkloster, das als Kulturzentrum genutzt wird, auf dem Programm.

Prenzlau–Pasewalk: etwa 30 Kilometer

Nach erholsamem Schlaf setzen wir uns am Vormittag des fünften Tages wieder auf den Drahtesel und verlassen Prenz­lau gen Norden. Pasewalk heißt das nächste Etappenziel, das bedeutet einen kleinen Umweg, der uns immer wieder an der Ucker, die bald Uecker heißt, entlang führt. Es wäre auch der direkte Weg über Ferdinandshof möglich gewesen. Wir lassen uns von der Schönheit Vorpommerns in den Bann ziehen und bleiben oft stehen, um die Flora und Fauna und alles, was da kreucht und fleucht, genau unter die Lupe zu nehmen.

Nach einer Vesperpause mit Kaffee und einem Apfelkuchen in Nechlin, einem der kleinen, verträumten Dörfer am Rande des Flusses, erreichen wir Pasewalk gegen Abend des fünften Tages. Hier spürt man die Geschichte längst vergangener Zeiten, denn Pasewalk ist eine der ältesten Städte in Vorpommern.

Der Strand in Ueckermünde weckt die Vorfreude auf Ahlbeck. Foto: Jürgen Rocholl

Der Strand in Ueckermünde weckt die Vorfreude auf Ahlbeck. Foto: Jürgen Rocholl

Pasewalk–Ueckermünde: etwa 30 Kilometer

Wir starten am nächsten Tag früh. Ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit steht auf dem Programm. Das in der Nähe liegende, rekonstruierte Slawenland „Ukranenland“ ist einen Besuch wert. Block-, Bohlen und Flechtwandhäuser des 9. und 10. Jahrhunderts sind hier in Originalgröße eindrucksvoll nachgebildet. Historische Handwerke wie Bronzegießen, Töpfern und Schmieden werden vorgeführt. Wer will, kann selbst Hand anlegen und der Töpfer- oder Filzkunst frönen. Wir beschließen, mit eigenhändig gemahlenem Mehl ein Brot zu backen, um es anschließend selbst zu verkosten. Selten hat uns Brot so gut geschmeckt.

Am späten Nachmittag erreichen wir die angrenzende Stadt Torgelow, nach einer Kaffeepause bleibt uns wenig Zeit, die Stadt zu erkunden. Wir wollen zügig weiter, schließlich haben wir erst die Hälfte unseres Tagespensums geschafft.
Der Radweg Berlin Usedom mündet hier in den Naturpark am Stettiner Haff. Wir kommen dem Meer spürbar näher.

In Ueckermünde schlendern wir gemütlich am Ufer der Uecker­ entlang, die uns am vorigen Tag so nett begleitet hat, und kehren am Abend in einem Hafenlokal ein. Die „Fischplatte für zwei Personen“ lässt uns das Wasser im Munde zusammenlaufen und hält, was sie verspricht. Wir lassen uns die köstlichen und vor allem frischen Fischspezialitäten auf der Zunge zergehen, obwohl wir noch nicht ganz an der Küste sind.

Ueckermünde–Anklam: etwa 50 Kilometer

Für den siebten Tag unserer Reise auf dem Radweg Berlin Usedom ans Meer haben wir uns vorgenommen, den Peenestrom zu erreichen. Nach einem kurzen Stadtbummel machen wir uns an die Weiterfahrt und folgen dem Ruf des Meeres. Die Weite und Vielfältigkeit des Stettiner Haffs erstreckt sich vor uns und verwandelt den Tag in ein einzigartiges Naturerlebnis. Hinter Bugewitz geht es über einen Dammweg durch überschwemmte Haffwiesen. Plötzlich zieht ein Seeadler über unseren Köpfen seine Kreise.

Fasziniert von den riesigen Sumpfgebieten und der Deichlandschaft sind wir angespornt und verzaubert zugleich. Wohlwissend, dass es noch nicht die Ostsee ist, genießen wir den reizvollen Ausblick auf die weiten Wasserflächen. Wahlweise kann man nun mit der Fähre von Kamp aus oder auf dem Landweg über Anklam und die Klappbrücke von Zecherin auf die Insel gelangen.

Wir entschließen uns, noch eine Nacht auf dem Festland zu verbringen und erreichen am Ende des Tages Anklam, die Geburtsstadt von Otto Lilienthal, des ersten fliegenden Menschen. Dort finden wir ein nettes kleines Hotel. Nach dem Abendessen machen wir noch einen Stadtspaziergang. Das Wahrzeichen der Stadt Anklam ist das 32 Meter hohe Steintor, das zugleich das älteste Gebäude der Stadt ist. Es stammt aus dem 13. Jahrhundert. Nach aufwendiger Restauration beherbergt es heute das regionalgeschichtliche Museum. Wir wollen am nächsten Tag zügig die letzten Kilometer zurücklegen, sonst hätten wir das Museum sicherlich besichtigt.

Anklam–Ahlbeck: etwa 40 Kilometer

Anklam, das direkt im Peeneurstromtal liegt, soll vorerst unsere letzte Station auf dem Festland gewesen sein. So starten wir am achten Tag das große Finale. Aus den ersten Kilometern machen wir ein kleines Radrennen und gelangen schneller auf die Insel als gedacht. Es sind jedoch noch ein paar Kilometer von der Stadt Usedom im Süden bis zu unserem Zielort, dem Kaiserbad Ahlbeck. Hier wollen wir die nächsten Sommertage genießen und dann mit dem Usedom-Express zurück in die Hauptstadt.

Entlang des Haffs durchfahren wir beschauliche Dörfer im Süden der Insel, die wenig touristisch erschlossen sind. Am Nachmittag erreichen wir Ahlbeck, das Kaiserbad ist für seine Seebrücke und die Häuser aus der Bäderarchitektur bekannt und liegt direkt an der Grenze zu Polen.

Wir haben Glück und ergattern auf Anhieb einen Platz in dem berühmten Seebrücken-Café. Ich bestelle einen Eiscafé und ein Stück Apfeltorte. Der Blick von hier auf die Ostsee ist unbeschreiblich – wie beruhigend die Ausstrahlung des Meeres ist! Entspannung und Urlaubsgefühl machen sich breit. Wir sind stolz und froh, in diesem Jahr nicht wie sonst mit dem Auto in den Urlaub gefahren zu sein, was hätten wir alles verpasst auf dem Weg an die Ostsee.

Die Gesamtstrecke des Radweg Berlin Usedom ans Meer von Berlin bis Peenemünde beträgt 337 Kilometer, auf dem direkten Weg ist die Ostsee auch schon nach 215 Kilometern zu erreichen. Wer nur einen Teil der Strecke mit dem Rad zurücklegen will, kann vielerorts mit der Bahn abkürzen bzw. zurück in die Hauptstadt fahren. Die Strecke ist sehr gut ausgewiesen und mit dem Rad angenehm zu befahren.

Fotos: Jürgen Rocholl

Hier gibt es Tipps zu weiteren Fahrradtouren durch die Seenplatte und unseren Fahrradtouren Büchern für Mecklenburg und Brandenburg.